14/12/2015

Dolomiten Campus Osttirol – Bildung als Alternative zur Bergflucht.


Diplomarbeit von Stefan Holzer an der FH Joanneum Graz, 2015.

Thema der Arbeit
Die Planung eines Bildungs- und Forschungscampus in Lienz, um der Abwanderung in der Region Osttirol entgegenzuwirken.

Die Diplomarbeit ist im Rahmen des Master-Studiums Architektur an der FH Joanneum in Graz entstanden.
Sie wurde im Studienjahr 2014/15 von Arch. DI Alfred Bramberger betreut.

Dolomiten Campus Osttirol ist in der Bibliothek der FH Joanneum Graz einsehbar.

Die Reihe young planning präsentiert seit Oktober 2014 architektonische und städtebauliche Entwürfe, die im Rahmen von Diplomarbeiten an österreichischen Technischen Universitäten und Fachhochschulen entstanden sind.

14/12/2015

Dolomiten Campus Osttirol in Lienz: Visualisierung über den angelegten Wald samt eingebetteter Lernwürfel auf das zentrale Wahrzeichen des Areals.

©: Stefan Holzer

Dolomiten Campus Osttirol in Lienz: Gesamtschnitt und Gesamtansicht in Blickrichtung Norden

©: Stefan Holzer

Lageplan mit Freiraumgestaltung

©: Stefan Holzer

Gesamtgrundriss Erdgeschoß

©: Stefan Holzer

Gesamtgrundriss 2. Obergeschoß

©: Stefan Holzer

Schwarzplan von Lienz mit Funktionszuweisung der einzelnen Gebäude am Areal

©: Stefan Holzer

Osttirol ist eine der abwanderungsstärksten Regionen Österreichs. Die Einwohnerzahl wird auch in Zukunft stark sinken und schwächt die regionale Wirtschaft. Der Inhalt der Diplomarbeit setzt sich mit diesem Thema auseinander und schlägt diverse Lösungsansätze vor, dem Problem der Abwanderung entgegenzuwirken. Unter der Betreuung von Herrn Architekt DI Alfred Bramberger wurde ein Lösungsvorschlag architektonisch ausgearbeitet und bildet die Grundlage für einen Bildungs- und Forschungscampus in der Bezirkshauptstadt Lienz.

Theorie
Osttirol obliegt dem Problem des demografischen Wandels und verliert Einwohner. Dies liegt im Wesentlichen an der räumlichen Positionsveränderung junger Personen und wird mit dem Wort Bergflucht synonym gestellt.
 Die Ursachen für die Bergflucht, beziehungsweise für die Abwanderung in Osttirol, sind vielseitig und reichen von einer nicht vorhandenen tertiären Ausbildung über mangelnde Berufsmöglichkeiten im höherqualifizierten Bereich, bis hin zu natürlichen Umweltbedingungen. 
Wenn eine größere Anzahl von Personen ihrer Heimat den Rücken kehrt, kommt es für die betroffene Region zu einer schicksalshaften Verlustdynamik. Mit der Abwanderung in Osttirol gehen nicht nur Bewohner, sondern auch Träger des Gemeinschaftslebens, Steuerzahler sowie Nachfrage und Kaufkraft verloren. Der Bezirk Lienz ist eine Region, welche mit dem Problem der Abwanderung und einer hohen Sockelarbeitslosigkeit konfrontiert ist. In Kombination mit der zu erwartenden demografischen Entwicklung ergibt sich ein Szenario, welches die Lebensfähigkeit der Region stark schwächt. Daher ist es von höchster Priorität strategische Kernthemen zu definieren. Dazu zählen unter anderem eine Verbesserung der Wirtschaft und der sozialen Vernetzung, eine Attraktivierung der Lebensqualität, sowie ein Ausbau der Bildung, Wissenschaft und Forschung.

Analyse und Zielsetzung
Mit den zuvor erörterten Aspekten zum Thema Bergflucht erscheint ein Aspekt zur Lösung der demografischen Entwicklungsproblematik als architektonisch sinnvoll.
 Im Konkreten beschäftigt sich die Lösung mit der Errichtung einer tertiären Bildungseinrichtung. Diese soll im engen Zusammenhang mit der Wissenschaft und Forschung stehen und bildet die Grundlage für einen Bildungscampus in der Dolomitenstadt Lienz. Fragen, inwiefern sich Lienz als Standort einer Hochschule eignet und welche Studienrichtungen angeboten werden sollen, legen den Grundstein zur Analyse und dem Entwurf des Dolomiten Campus Osttirol.
Zur Ermittlung der Studienrichtungen war es wichtig, Osttirol als wirtschaftlichen Standort zu betrachten, diesen zu fördern und voranzutreiben. Diesbezüglich sind die Studienrichtungen Technik, Gesundheit und Pflege sowie Bodenkultur  angedacht. Neben einer Nutzwertanalyse zur Ermittlung des Grundstücks, war ein Raum- und Funktionsprogramm wesentlich für die Analyse.

Entwurf
Die Idee hinter dem Entwurf liegt im engen Zusammenhang mit der Bergkette der Lienzer Dolomiten. Die Formfindung erfolgt durch die Abstraktion der Berge und dessen Gipfel. Einzelne Würfel werden durch Neigen und Drehen parallel auf den Gebirgskamm ausgerichtet und mit Steinplatten aus Dolomit verkleidet. Ein angelegter Wald soll an die alpine Baumgrenze erinnern, aus welchen sich die abstrakten Berge im Tal erheben. 
Ausgehend von der umliegenden Bebauung, wurden Flächen am Grundstück verteilt und den jeweiligen Funktionen zugeordnet. 
Das Areal teilt sich in zwei Hälften, welche durch eine klar definierte Wegführung erkennbar sind. 
Im Westen befinden sich die Bildungs- und Forschungsgebäude. Dazu zählen drei geneigte Würfel an der süd-westlichen Grenze des Areals, welche jeweils Lehr- und Praxisräume der drei Studienrichtungen beinhalten. Die Würfel sind unterirdisch mit einem Gemeinschaftsraum verbunden und bilden eine kommunikative Zone für den Austausch zwischen den einzelnen Studienrichtungen. Im Norden grenzen zwei Gebäudekörper an und beherbergen Arbeits- Büro- und Laborräume zum Zweck der Forschung, sowie eine Mensa und ein öffentliches Kaffee. 
Im Osten befinden sich drei Gebäude welche das Studentenheim bilden und in ihrer Form das angrenzende Wohngebiet aufnehmen. Ein kleines, gemeinschaftlich nutzbares Gebäude wird von zwei Wohnriegeln flankiert, welche die 2- bis 4-Zimmer-Wohngemeinschaften beherbergen. Die einzelnen Wohnungen sind um Atrien orientiert, welche gemeinschaftliche Terrassen bilden.
Im Zentrum des Areals liegt das Wahrzeichen des Campus als Bindeglied zwischen Wohnen, Arbeiten, Studieren und Forschen. Das Gebäude ist in seiner Form ein gekippter Würfel und beherbergt das Audimax und eine Bibliothek. 
Wesentlich für die Gestaltung des Areals ist die Freiraumplanung. Neben den zentralen Platz spielen Baumgruppen Wiesen- und Rasenflächen eine wesentliche Rolle. Auffällig ist die dichte Baumstruktur hinter dem zentralen Gebäude. Der angelegte Wald dient als Entspannungsraum im Freien und vier eingebettete Lernwürfel ermöglichen ruhige Lernzonen im Grünen. 

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