29/01/2019

Ein LASK-Stadion am Pichlinger See?

Die unabhängige Initiative FAIRPLANNING wendet sich gegen das geplante LASK-Stadion am Pichlinger See.

Der Pichlinger See, südöstlich von Linz, ein im Stadtteil Ebelsberg gelegenes Naherholungsgebiet der oberösterreichischen Landeshauptstadt, umfasst Badesee, Gastronomie, Spiel- und Campingplatz.

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29/01/2019
©: Initiative FAIRPLANNING

Oberösterreichische Architektinnen und Architekten gründen gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus Ingenieurwesen, Stadt- und Raumplanung die Initiative FAIRPLANNING. Die über 100 UnterzeichnerInnen fordern das Land, die Städte und Gemeinden auf, im Interesse der Allgemeinheit transparent und fair zu planen.
Der Schutz von Boden, Luft und Landschaft zum Wohle aller muss über die Verwertungsinteressen Einzelner gestellt werden. Orts- und landschafts- prägende Bauvorhaben sollen öffentlich diskutiert, nachvollziehbar verhandelt und gemeinwohlorientiert geplant werden. Die Raumordnungsziele (§2 Oö. Raumordnungsgesetz) müssen ernstgenommen, die Instrumente der Raumplanung ausgeschöpft werden. Es braucht übergreifende Stadt- und Regionalentwicklung mit Weitblick.

FAIRPLANNING steht für respektvolles Miteinander, für offene Kommunikation, für qualifizierte Planung. Mit der ROTEN KARTE macht die Initiative auf Planungsmissstände und mangelnde Fairness aufmerksam. Den ersten Feldverweis erhält das LASK-Stadion am Pichlinger See.

Ein Stadionbau mit knapp 19.000 Sitzplätzen ist keine Privatsache. Die LASK GmbH ist ein privates Unternehmen. Ihr Vorhaben, ein Großbauwerk für Spiel und Sport zu errichten, ist jedoch eine öffentliche Angelegenheit, weil hohe Steuermittel und Widmungsänderungen nötig sind. Als Bürgerinnen und Bürger haben wir das Recht, über die Planungsvorgänge eines solchen Projekts umfassend informiert zu werden. Als Expertinnen und Experten für Architektur und Raum haben wir die Pflicht, auf die planerischen Fouls hinzuweisen, die zu befürchten sind. Als Sport- und Spielbegeisterte sind wir FÜR ein Stadion – wenn der Standort stimmt, wenn das Projekt nachvollziehbar konzipiert, finanziert und kommuniziert wird.

ROTE KARTE für ein Stadion, das städtische Naherholungsgebiete beeinträchtigt.
 Der Pichlinger See ist das ganze Jahr über ein beliebter Ort für Entspannung und Freizeit. Erholsam sind hier vor allem das Landschaftsbild und die naturräumliche Attraktivität. Die Großstruktur eines Stadions steht in Widerspruch zum Naherholungsgebiet – von zusätzlichem Lärm, Müll und Verkehr ganz abgesehen.

ROTE KARTE für ein Stadion, das hochwertige Grünräume aus der gesetzlichen Verankerung reißt.
 Anfang Dezember 2018 wurden vom Land OÖ auf einen Schlag 106 Hektar Grünraum in und um Linz zur Umwidmung freigegeben. Darunter auch die Flächen im überregionalen Grünzug, die für das LASK-Stadion in Pichling nötig wären. Der Grünzug ist zudem als Grünland gewidmet und im ÖEK als wichtiges Naherholungsgebiet ausgewiesen. Ziel der Politik muss es sein, diese für unser regionales Klima so wichtigen Räume mit allen Mitteln zu schützen. Der Überhang an gewidmetem Bauland muss mobilisiert, Industriebrachen und andere Restflächen in bereits bebautem Gebiet genutzt werden.

ROTE KARTE für ein Stadion, das fruchtbare Ackerböden verbraucht.
 Ein Fußballfeld entsteht im Stadion. Die Fläche von mehr als 25 Fußballfeldern wird versiegelt, um Platz für das Gebäude, für die Erschließung und Parkplätze zu schaffen – mitten in bestem Ackerland! Feld um Feld nehmen wir mit dieser Bodenvernichtung dem Ballungsraum die Fähigkeit zur landwirtschaftlichen Nahversorgung. Österreich ist europaweit, Oberösterreich ist bundesweit „Spitzenreiter“ im Bodenverbrauch. Das wird sich in Zukunft als schwerer Fehler erweisen.

ROTE KARTE für ein Stadion, das nicht erreichbar ist.
 Ein Stadion dieser Größenordnung braucht die unmittelbare Einbindung ins städtische, regionale und im besten Fall überregionale Schienennetz, muss mit Fahrrad und E-Bike erreichbar sein. Diese Verkehrsanbindungen sind nicht gegeben und nur unzureichend projektiert. Vergleichbare Stadionbauten zeigen, dass etwa 50% der Errichtungskosten noch zusätzlich für Erschließung und Infrastruktur notwendig sind. Mindestens 20 Millionen Euro extra aus der öffentlichen Hand also, damit das Stadion auch gut erreichbar und mit Strom, Kanal und Wasser versorgt ist.

ROTE KARTE für ein Stadion, das keine Synergien nutzt. 
Vorbildliche zeitgenössische Stadien nutzen Synergie-Effekte, teilen sich Parkplätze mit Handel oder Gewerbe. Sie docken an bestehende Verkehrsknotenpunkte an oder profitieren von der Nähe anderer Bestandsstrukturen. Wie werden die laufenden Kosten während des Betriebs berechnet? Welche Nutzungsszenarien gibt es, sollte der LASK sportlich oder wirtschaftlich absteigen?

ROTE KARTE für ein Stadion, das keinen Mehrwert für die Stadt erzeugt.
 Ein architektonisch vorbildliches Stadion hat ein Gesicht, das die Identität des Vereins, der Stadt und der Region stärkt. Ein gut geplantes Stadion ist fotogen, ein Wahrzeichen, ein Orientierungspunkt. All das ist von einer geheimen Planungsaktion im Hinterzimmer nicht zu erwarten. Gute Architektur braucht den Dialog mit der Öffentlichkeit und einen professionellen Planungsprozess.

Die unabhängige Initiative FAIRPLANNING
Linz, am 15. Januar 2019

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