01/10/2012

Café Rosenhain nur noch bis zum 28. Oktober geöffnet!
Da bisher niemand von der Holding oder dem Umfeld von Bürgermeister Nagl mit den Pächtern oder der Bürgerinitiative über weitere Möglichkeiten oder Pläne gesprochen hat, sieht sich die Pächterfamilie Gratzer gezwungen das Café Rosenhain, nach über 11 Jahren, am 28. Oktober 2012 zu schließen.

01/10/2012

Die Bürgerinitiative „Rettet das Rosenhain“, hier bei einer Fotoaktion vor dem Cafe Rosenhain in Graz, hatte mit 3000 Unterschriften gegen die ursprüngliche Vorgangsweise der Holding Graz, maßgeblichen Anteil am einstweiligen Stopp des Projektes von Arch. DI Gerald Deutschmann.

©: Nicola Milatovic

Der umstritten Entwurf von Arch. DI Gerald Deutschmann.

©: Arch. DI Gerald Deutschmann

In den letzten Wochen herrschte stürmisches Wetter um das Café Rosenhain

"Wir segeln unter schwarzer Flagge!
Wir sind ein lebendiger Organismus, der sich immer wieder erneuert, mit dem Fluss der Zeit fließt, aber ebenso gerne auch gegen den Strom schwimmt."
(Zitat, ÖVP Graz Homepage http://www.piraten-graz.at/)

In den letzten Wochen herrschte stürmisches Wetter um das Café Rosenhain. Der angekündigte Umbau der Örtlichkeiten für Anfang 2013, der Architekt und sein Modell (Arch. DI Gerald Deutschmann; GAT berichtete, Anm.), die Neuausschreibung des Pachtvertrages erzeugten heftige Wetter der Entrüstung. Eine Bürgerinitiative namens "Rettet das Rosenhain" bildete sich gegen das Vorhaben, Teile der Opposition, verschiedene Medien und nicht wenige Architekten hatten aus unterschiedlichen Gründen ebenso massive Einwände, hier vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden.

"Unsere Ideen entspringen dem liberalen Zeitgeist, der aktuell die Welt umspannt."
(Zitat, ÖVP Graz Homepage http://www.piraten-graz.at/)

Mittlerweile herrscht vorübergehend wieder Ruhe nach dem Sturm. Der Bürgermeister hat alle weiteren Maßnahmen stoppen lassen, der Fachbeirat Architektur und der Bürgerbeirat unter Miteinbindung der Bürgerinitiative sollen nun alle vorliegenden Planungen gemeinsam begutachten und Qualitätskriterien für ein Rosenhain Neu, das sich Siegfried Nagl weiterhin wünscht, erstellen.

"Wir setzen Segel, um im Wind einer veränderten Zeit Kurs auf eine gerechte, faire und lebenswerte Zukunft zu nehmen."
(Zitat, ÖVP Graz Homepage http://www.piraten-graz.at/)

Nun gut, die Holding Graz als Eigentümer des Objektes hat im Grunde genommen einmal nichts Rechtswidriges getan. Bei einer Investitionssumme von rund einer halben Million Euro ist gesetzlich keine öffentliche Ausschreibung notwendig. Im Gemeinderat wurde eine Mehrheit, die sich aus den Stimmen der ÖVP und FPÖ zusammensetzte, gefunden.
Die Tatsache, dass der beauftragte Architekt auch Landtagsabgeordneter der FPÖ ist, spielt keine Rolle. Eine Unverträglichkeit eines solchen Gebarens entsteht erst ab Landesratsebene.
Zusätzlich teilte Gerhard Pichler, Sprecher der Holding Graz, auf Anfrage von GAT mit, dass aufgrund der Sensibilität des öffentlichen Raumes ein über die GBG (Gebäude- und Baumanagement Graz) ausgelobter, geladener Wettbewerb stattgefunden hätte. In einer Jurysitzung sei das Projekt von Architekt Gerald Deutschmann einstimmig zum Siegerprojekt gewählt worden.

"Wir stehen für Offenheit, Transparenz und Ehrlichkeit und bauen auf einer Basis von Verantwortung, Umsicht und Erfahrung."
(Zitat, ÖVP Graz Homepage http://www.piraten-graz.at/)

Auch wenn nun die Umsicht eingesetzt hat, sei es aus Einsicht, sei es wegen der Qual der Wahl; noch ist das Meer voller Wellen. Gerade bei sensiblen öffentlichen Räumen, die nachhaltig verändert werden sollen, gibt es im Vorfeld Institutionen, die unabhängig von der Gesetzeslage wegen ihrer Kompetenz involviert gehören. Eine Kooperation mit der Kammer der ZiviltechnikerInnen und die Benennung einer unabhängigen Jury für einen transparenten Wettbewerb sind Instrumentarien, die solche Projekte ideal begleiten können. Im konkreten Fall wurde die Kammer von dem von Magister Pichler erwähnten Wettbewerb der GBG nicht eingebunden.
Mit der CIS, der Creative Industries Styria, gibt es seit der Verleihung des „City of Design“-Titels so etwas wie einen geistigen Schutzherrn für alles, was in Graz Form und Funktion annimmt. Das Rosenhain wäre ein gutes Beispiel gewesen, allen Unkenrufen zum Trotz, die die CIS immer wieder in Frage stellen, Gegenteiliges zu beweisen. Daher ist es verwunderlich, dass es von Seiten der Holding nicht für notwendig erachtet wurde, die CIS an der Entwicklung von Rosenhain Neu zu beteiligen. Auch von der CIS selbst fehlt bis heute eine Stellungnahme dazu.

"Wir haben keine Angst vor neuen Ideen und Mut genug, uns selbst kritisch zu hinterfragen. Wir handeln mit Herz, Hirn und Weitblick."
(Zitat, ÖVP Graz Homepage http://www.piraten-graz.at/)

In den letzten Tagen wurde ja zusätzlich bekannt, dass das Architekturbüro Giencke  & Company schon länger einen Umbauplan für das Café Rosenhain, in den auch der aktuelle Pächter miteinbezogen wurde, entworfen hatte. Zusätzlich war Architekt Volker Giencke bereit, gemeinsam mit einer Investorengruppe für die Finanzierung zu sorgen. Was eigentlich beim angespannten Budget der Stadt auf Interesse stoßen sollte. Die Pläne lagen der Holding beziehungsweise ihrem Chef Michael Krainer seit rund drei Jahren vor. Bürgermeister Siegfried Nagl erklärte vor ein paar Tagen, davon nichts gewusst zu haben. Nun ist er jedoch seit 2009 Stadtplanungschef und außerdem Aufsichtsratsvorsitzender der größten ausgelagerten Gesellschaft der Stadt. Rosenhain sei ein sensibles Projekt im öffentlichen Raum, so der Holdingsprecher, dennoch informierte niemand den Bürgermeister über neue Entwicklungen. Information und auch interne Kommunikation sind tragende Elemente eines Unternehmens. Hier wartet Arbeit auf das Aufsichtsratsgremium und den Vorstand.

"Wir kommen nicht aus den Nebeln des Niemandslandes, wir haben Erfahrung und die Möglichkeit zur Gestaltung und Umsetzung."
(Zitat, ÖVP Graz Homepage http://www.piraten-graz.at/)

„Mit dem revitalisierten Cafe wollen wir auch anderen interessierten Gastronomen die Chance einräumen, zusätzliche Ideen einzubringen. Selbstverständlich sind wir auch im Gespräch mit dem derzeitigen Pächter“, lautet die Stellungnahme der Holding Graz zu einer angekündigten Neuausschreibung des Betreibers.
Was das Café Rosenhain zu einem Leuchtturm in der Stadtlandschaft macht, ist – abseits von so vielem in Trend, Beschallung und Maximalrendite Gewandelten – seine anachronistische Beschaulichkeit. Geschwindigkeit gibt es genug in der Stadt darunter. Der Mensch mit sabberndem Hund, die Familie mit Kleinkindern oder der Gast, der auch mehrere Stunden bei einem Gläschen verweilt, haben hier Platz und Zeit. Kein Wirt, der auf Umsatz drängt, durch Design oder Preise die Gäste filtert. Rosenhain ist im ureigensten Sinne barrierefrei. Das bedeutet nicht, dass man sich Revitalisierungsmaßnahmen, Adaptierungen oder einem behutsamen Umbau verweigern muss. Aber das Café Rosenhain ist ein Schatz und der gehört behütet.

"Auch wenn die Zeiten stürmisch sind und der Wind rauher ( sic ! rau, rauer - Anmerkung der Redaktion) bläst, hält der Captain das Steuer ruhig und sicher. Wir sind bereit, dem Sturm zu trotzen! Graz ist unser Schatz – Lügner und Korrupte schicken wir über die Planke!"
(Zitat Captain’s Corner, ÖVP Graz Homepage http://www.piraten-graz.at/)

Jeder Grazer Bürger wird mit diesem Zitat unseres Bürgermeisters einer Meinung sein. Kein anständiger Mensch will, dass oben am Leuchtturm einmal das Licht für Piraten der anderen Art scheint.

Lichtet den Anker und Leinen los. 
Johoo, hebt auf! 
Unser Herz ist schwarz und die Gier so groß. 
Johoo, hebt auf!
(Altes Piratenlied)

anatol argent

vielleicht sollte auch einmal darüber diskutiert werden, wer und warum zu welchen freihandvergaben von seiten der holding graz kommt. die projektqualität dürfte da ja eindeutig nicht ausschlaggebend sein. bisher war man von s.nagl ja gewohnt, seine freunde aus dem privaten umfeld oder anderweitig nahestehende zu bedienen (siehe aiola am schloßberg, parkhaus, schloßbergrestaurant etc.).
eine lektüre des bundesvergabegesetzes - im speziellen §2 - wäre den dafür zur verantwortung zu ziehenden dringend zu empfehlen. auch in der steiermark existieren "kärntner zustände".

Do. 11/10/2012 7:15 Permalink
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