23/05/2007

Die großzügige Zonierung des Straßenraums in der Eggenberger Allee erhöht die Lebensqualität.

23/05/2007

Vorplatz Merkurmarkt

Vorplatz Merkurmarkt

Vorplatz Merkurmarkt

Sitzgarten vor dem neuen ÖGB Gebäude. Architektur: Norbert Frei.

Anbindung des Innenhofes des ÖGB Gebäudes an den Stadtraum mittels großzügiger Durchgänge

Rund 36 m steht das neue ÖGB Gebäude von der Straßenkante der Eggenberger Allee entfernt. (Planung ÖGB Gebäude: Arch. DI Norbert Frei)

Ein äußerst angenehmes Gefühl ensteht, wenn man sich auf der Eggenberger Allee in Richtung Schloss Eggenberg bewegt. Was macht dieses Gefühl aus?

Es ist die großzügige Zonierung des Straßenraumes, das Angebot an öffentlichem Raum. Hier gibt es links und rechts der Allee breite, boulevardartige Gehsteige, die man in der Form in Graz vielleicht noch am Lendplatz findet. Die Gebäudefronten sind beidseits ca. 9 m vom Fahrbahnrand entfernt. Auf der Höhe Merkurmarkt finden sich auf diesem Boulevard einladende Schanigärten, unterbrochen von Pflanztrögen, die den Bereich für Fußgänger nur unwesentlich einschränken. Es bietet sich Platz für zwanglose Gespräche beim Einkaufen.

Der Merkurmarkt steht mit äußerst respektvollem Abstand zur Straße. Der Vorplatz ist zwar großteils als Parkplatz genutzt, aber dennoch hat die Lösung mit dem Baumbestand und einem Sitzgarten seinen Reiz.

Diese weit zurückversetzte Gebäudelinie hat auch das neue ÖGB Gebäude (Arch. DI Norbert Frei, Hausmannstätten, Anm.) aufgenommen. Rund 36 m steht es von der Straßenkante der Eggenberger Allee entfernt. Der Planer hat hier einen attraktiven, öffentlichen Raum geschaffen. Die bereits gute urbanistisches Ausgangssituation wurde damit in ein städtebauliches Kleinod verwandelt. Nur ein geringer Teil des Vorplatzes dient dem Parken. Der Großteil ist freier Platz und Sitzgarten für ein Kaffeehaus. Dieses Gebäude wird zwar keinen Platz in Architekturmagazinen finden, aber in seiner urbanistischen Haltung zählt es zu den Glanzleistungen in Graz. Es spielt mit den Themen Blockrandbebauung und freistehendes Gebäude an einer Kreuzung. Über zwei große, torartige Öffnungen wird der geräumige Innenhof an den Stadtraum angebunden und somit Teil des öffentlichen Raums. Einzig der Werbepylon ist etwas zu dominant ausgefallen.

Jetzt fragt man sich berechtigterweise: Wie kommt es zu dieser städtebaulichen Leistung in Graz? Ist sie auf einen urbanistischen Wettbewerb zurückzuführen?

Nein. Es ist zu vermuten, dass es einen alten Bebauungsplan gibt, der darauf achtet, dass der Charakter der dominanten, zum Schloss führenden Allee erhalten bleibt und ein dem Schloss entsprechend edler Stadtteil entsteht. Und das gelingt, wie man sieht. Ein Bauherr, der freiwillig soviel öffentlichen Raum auf Kosten von effizienter Ausnutzung seines Grundstückes „verschenkt“, sollte eigentlich mit dem Bauherrenpreis der Stadt Graz ausgezeichnet werden, den es leider bisher nicht gibt.

Das bemerkenswerte Beispiel in Eggenberg sollte man auch wegen der durchdachten und konsequent eingesetzten Planungsinstrumente der Stadtplanung als Leitbild heranziehen. Dieser Ort sollte außerdem Ziel von städtebaulichen Exkursionen für ArchitekturstudentInnen, BeamtInnen und PolitikerInnen werden. Dann würden uns in Zukunft vielleicht städtebauliche Peinlichkeiten, wie etwa der Thalia-Umbau, erspart bleiben.

Alle Fotos: Elisabeth Lechner

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