06/08/2003
06/08/2003

GAM, das Grazer Architektur Magazin, erscheint im Frühjahr 2004 zum ersten Mal. GAM ist die offizielle Publikation der Architekturfakultät der Technischen Universität Graz. Der Hauptteil jeder Nummer von GAM ist aber nicht der Selbstdarstellung unserer Schule, sondern dem international offenen Diskurs über ein spezifisches Thema gewidmet. Das Thema der ersten Nummer ist „Tourismus und Landschaft“. Es können und sollen sich Autoren aus der ganzen Welt in Wort und Bild daran beteiligen. GAM will eine Bühne sein, auf der kontroverse Positionen in der aktuellen Architekturdebatte auf hohem Niveau dargestellt werden. GAM möchte die seriöse Architekturdiskussion über kulturelle Grenzen, aber auch über die Grenzen des Fachs hinaus fördern.

Autorenbeiträge können zwischen 3 bis ca. 15 Seiten umfassen und aus Texten (in deutsch oder englisch), Bildern und Plänen bestehen. Ein mit internationalen Experten besetztes Editorial Board sucht unter den Eingaben die besten aus und bürgt für deren hohe Qualität. GAM wird in einem klar gegliederten, buchähnlichen Lay-out auf hochwertigem Papier und in Farbe gedruckt und vom Springer Verlag Wien/New York international vertrieben. Für ausgewählte Beiträge wird ein Honorar von EUR 85.— pro Seite bezahlt.

Abstracts (300 Wörter) bis 26. September 2003
komplette Manuskripte bis 26. November 2003

Zum 1. Heftthema „Tourismus und Landschaft“
Die erste Nummer von GAM greift das diesjährige Thema der Architekturfakultät an der TU Graz „Tourismus und Landschaft“ auf. Mit der thematischen Ausrichtung möchte GAM sowohl in aktuelle Diskussionen eingreifen als auch bewusst eigene Themen setzen, neue Diskussionen anregen. Deswegen orientieren sich die Heftthemen – für eine halbjährlich erscheinende Publikation selbstverständlich – nicht an der Tagesaktualität, sondern versuchen größere, übergeordnete Zusammenhänge anhand spezifischer Fokussierungen zu untersuchen und darzustellen. Dafür sollten diese Themen eine hohe gesellschaftliche Relevanz besitzen, aber gleichzeitig in den gängigen Diskussionen eine Art Schattendasein führen, so dass das Rampenlicht, das GAM auf sie wirft, zu frischen und unerwarteten Einsichten führen kann.
Für „Tourismus und Landschaft“ trifft dies zweifellos zu. Wobei zunächst zu präzisieren ist, was damit gemeint ist. Unter Tourismus verstehen wir hier alle Formen der mit Reisen verbundenen Freizeitgestaltung und unter Landschaft den Umgebungsraum im weitesten Sinn, also sowohl Siedlungs- als auch Naturgebiete. Allerdings interessieren uns nicht beide Begriffe an sich, sondern ihre Verbindung, und die Art und Weise, wie sich diese Verbindung manifestiert.
Auch in dieser Präzisierung ist es ein großes und sehr vielschichtiges Thema, aber in der aktuellen Architekturdiskussion findet es wenig Niederschlag. Vielleicht, weil es mit zu vielen Klischees behaftet ist, vielleicht auch, weil die Architekten den Kampf um die Gestaltung in diesem Bereich schon lange verloren haben und sie – wenn überhaupt – meist als Handlanger, aber kaum als Vordenker auftreten?
Dass die Architekturfakultät der TU Graz dieses Thema zum Jahresthema gemacht hat, war ein Signal, dass man hier in Graz wieder einen stärkeren öffentlichen Diskurs zu brisanten Themen anstrebt. Der in diesem Jahr in Graz verliehene Staatspreis für Architektur und Tourismus, über den in der ersten Nummer ebenfalls berichtet wird, unterstreicht unser Anliegen.
GAM greift aus dem großen Themenbereich „Tourismus und Landschaft“ vier spezielle Sichtweisen heraus, zu welchen Autoren Beiträge eingeben können. Diese vier Sichtweisen sind Technologie, Kultur, Natur und Planung. Sie sind im folgenden kurz beschrieben.

Technologie/Technology:
Die technologische Sichtweise richtet den Fokus auf die Auswirkungen, welche technische Entwicklungen und Einrichtungen auf Tourismus und Landschaft haben. In der historischen Rückschau kann ein enger Zusammenhang etwa zwischen Verkehrssystemen und verschiedenen touristischen und landschaftlichen Phänomenen aufgezeigt werden. Interessant sind aber vor allem die Auswirkungen zukünftig zu erwartender Entwicklungen und die gestalterischen Möglichkeiten, die sie eröffnen. Neben der Machbarkeit und Wünschbarkeit steht dabei die Nachhaltigkeit der technischen Lösungen im Blickfeld. Um diese zu untersuchen, muss auch der neuen Wahrnehmung von Tourismus und Landschaft nachgegangen werden, die sich durch die jeweiligen Technologien ergeben (könnten).

Kultur / Culture
In der Freizeitgesellschaft haben Tourismus und Landschaft nicht nur einen hohen Stellenwert als Wirtschaftsfaktor. Ihre Vermarktung und ihr Einfluss auf unser Freizeitverhalten sind ein kulturelles Phänomen das seinen Niederschlag findet in Trends und Lifestyle, aber auch in der Kunst. Die kulturelle Sichtweise behandelt und hinterfragt solche Strömungen und die Bilder und Objekte, die sie verwenden.

Natur / Nature
Die Definition von und das Verhältnis zur Natur als Konstituierende der Landschaft ist auch in der Moderne ein architektonisches Hauptthema geblieben. Die in der Philosophie der Aufklärung gedachte Verbindung ästhetischer Naturerfahrung mit moralischer Selbsterkenntnis ist bis in die klassische Moderne der 20er Jahre des 20. Jh. hinein Anlaß diverser Natur-mimetischer Baugedanken gewesen, so in der Revolutionsarchitektur, der Idee des englischen Landschaftsgartens, dem Strukturgedanken Mies van der Rohes, der grünen Stadtarchitektur Le Corbusiers usf. Ob heute und vor dem Hintergrund ökonomisierter Naturerfahrung in Form des Tourismus der Gedanke einer - vielleicht neuen - Natur-mimetischen Architektur eine Rolle spielen kann, bzw. soll, sei zur Diskussion gestellt.

Planung / Planning
Dass die in der Praxis oft fehlende Verbindung von planerischen Maßnahmen und architektonischen Konzepten wichtig ist, kann im Themenbereich Tourismus und Landschaft besonders deutlich aufgezeigt werden. Allzu oft sägen Regionen bei der „Entwicklung ihres touristischen Potentials“ am Ast, auf dem sie sitzen. Um solche Fehlentwicklungen zu vermeiden, müssen Entscheidungen und Konzepte zwischen den verschiedenen politischen und planerischen Ebenen koordiniert werden. Dazu bedarf es einerseits neuer Planungsinstrumente, die den Umgang mit den komplexen und vielfach vernetzten Entscheidungsmechanismen transparent machen und welche die großmaßstäblichen Zusammenhänge der Landes- und Regionalplanung mit der architektonischen Gestaltung der Landschaft in Beziehung setzen. Es bedarf aber auch eines Bewusstseinswandels. Neue Darstellungsmethoden, die den Blick auf die Landschaft mit anderen Bevölkerungsdaten verbinden, die supranationale Prozesse der Besiedlung aufzeigen und die es erlauben, Szenarien künftiger Entwicklungen anschaulich zu visualisieren, können dabei wertvolle Dienste leisten. Die planerische Sichtweise sucht Projekte, die sich dieser Thematik angenommen haben.

Transformation des Raumes / Transformation of Space
Die Leitlinie für alle Beiträge – unabhängig von der speziellen Sichtweise, denen sie zugeordnet sind – ist das Interesse an der Transformation des Raumes, sowohl physisch durch Bauten und Anlagen, als auch ideell, das heißt in seiner gesellschaftlichen Wahrnehmung und Inanspruchnahme. Die Transformation des Raumes, als fortlaufender Prozess, den man beobachten und reflektieren, in den man aber auch gestaltend eingreifen kann und muss, steht für die Relevanz der Architektur als fächerübergreifende Disziplin schlechthin und ist das Kernthema, mit dem sich GAM immer wieder auf neue Art und Weise auseinandersetzen wird.

Hinweise für Autoren
Autoren, die sich mit einem Beitrag zum Thema Tourismus und Landschaft für die erste Nummer von GAM bewerben möchten, werden gebeten, schon frühzeitig mit der Redaktion in Verbindung zu treten (gam@tugraz.at). Weitere Hinweise zu Lay-out, Eingabe- und Copyright-Bestimmungen unter http://gam.tugraz.at/.

Verfasser/in:
Architekturfakultät
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16. + 17.11.2023
 
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