02/02/2004
02/02/2004

Teilnehmer:

Kommission:
Ing. Thomas Ster, Vorsitzender, Stadtgartenamt
Mag. Anita Pieber, stv. Vorsitzende, Kunsthistorikerin, Verein Garten_Kunst_Landschaft
Arch. Johannes Axel Justin, Schriftführer, LIG
Mag. Christine Klug, FA1A
Franz Soltesz, Büro LH Klasnic

Teilnehmer ohne Stimmrecht:
Ing. Manfred Payer, FA1A
Gerhard Veith, FA1A
Dipl.-Ing. Paul Bitzan, stv. Schriftführer, LIG

Ablauf der Sitzung:

1. Feststellung der Beschlussfähigkeit:
Die Kommission ist vollständig anwesend und daher beschlussfähig.

2. Bericht der formalen Vorprüfung:
Bitzan berichtet, dass die Unterlagen von allen fünf Projektverfassern zeitgerecht und im geforderten Umfang abgegeben wurden. Im Wesentlichen erfüllen alle Projekte die in der Ausschreibung genannten formalen Kriterien.

3. Informativer Rundgang:
Die Kommission besichtigt in überblicksartiger Form alle fünf eingereichten Projekte.

4. Präsentation der eingereichten Projekte:
Alle fünf Projektverfasser präsentieren der Kommission jeweils einzeln ihre Projekte. Nach dieser Präsentation werden offene Fragen seitens der Kommission jeweils in einer Diskussion mit den Verfassern geklärt.

5. Beratung der Kommission:
Allgemein wird seitens der Kommission das große Engagement aller Projektverfasser gewürdigt und hervorgehoben, dass das Verhandlungsverfahren die gewünschte Bandbreite von möglichen Gestaltungsansätzen für den Burggarten gebracht hat. Im Einzelnen wird zu den Projekten festgehalten:

Projekt 1 ARGE Grubauer & Hauser/Ennemoser

Positiv hervorgehoben werden die Lösungsansätze dieses Projektes für die Neugestaltung des südlichen Zuganges sowie der Ausbildung der Böschungskante als „Krone“.

Kritisch bemerkt wird die Wiederherstellung des barocken Wegesystems, da dieses in keinem Zusammenhang mit der Bepflanzungs- bzw. Baumstruktur des Bestandes steht. Weiters ist die funktionelle Lösung der Nutzgärtnerei nicht nachvollziehbar, die Flächenreduktion des Glashauses von ca. 250 m² auf ca. 170 m² (Widerspruch zwischen Plan und Beschreibung), entspricht nicht den in der Ausschreibung geforderten funktionellen Bedingungen.

Vom textlich erwähnten vertikalen Akzent durch den neuen Kalthauspavillon fehlt eine grafische Darstellung der Höhenentwicklung. Die Bepflanzung lässt keine Verbesserung der naturräumlichen Qualitäten erwarten.

Projekt 2 Benczak Gartencreation

Dieses Projekt bietet insgesamt eine sehr konsequente und in sich schlüssige Neugestaltung des Burggartens. Ausdrücklich positiv bemerkt, wird die räumlich und funktionell gut durchdachte Lösung für die Nutzgärtnerei bzw. Lieferzufahrt Orangerie.

Insgesamt hält die Kommission jedoch fest, dass dieses Projekt vom Gestaltungsansatz her überzogen wirkt, die Gestaltungsdichte führt zu einem überladenen Gesamteindruck und widerspricht der geforderten Auslegung des Parks als kontemplativer Ort. Dies gilt auch für die, laut Beschreibungstext, angestrebte „zackige, dreieckige, keilförmige, spitze und leichte“ Gestaltung der Elemente.

Projekt 3 k o ala, Kutscha Oberwalder Architektur & Landschaft

Vom gestalterischen Ansatz bietet dieses Projekt die provokanteste Lösung, der Gedanke des „Parks der Epochen“ wird von der Kommission als sehr spannender Ansatz ausdrücklich begrüßt.

Problematisch ist aber die Teilung des Burggartens in zwei verschiedene Gestaltungsbereiche, da der Park für eine solche Teilung als zu klein erachtet wird. Darüberhinaus wird seitens der Kommission in Frage gestellt, ob die angestrebte räumliche Wirkung als Kontrast offen- geschlossen auf dieser kleinen Fläche tatsächlich erlebbar sein kann. Kritisch bemerkt wird weiters die Anordnung des Gärtner– und Kalthauses im Nahebereich der Orangerie, da dadurch der solitäre Charakter der Orangerie beeinträchtigt wird.

Projekt 4 Monsberger Gartenarchitektur

Die Kombination aus Bewahrung des Bestandes und Neugestaltung einzelner Teilbereiche ist überzeugend gelöst. Dieses Projekt lässt eine entscheidende naturräumliche Aufwertung des Burggartens erwarten, da durch Bereinigung bzw. Neupflanzung der Bäume bewusste Raumqualitäten geschaffen werden (Bereiche vor Orangerie bzw. Burg Osttrakt). Das Wegesystem ist gut gelöst, ebenso die Verbesserung des Zugangs vom Süden her.

Die vorgeschlagenen zwei Böschungsmauern im südlichen Bereich vor der Orangerie wären hinsichtlich ihrer Nutzbarkeit für Freiluftveranstaltungen sowie einer optischen Barrierewirkung zur Orangerie in einem weiterführenden Planungsprozess eingehend zu betrachten.

Projekt 5 Thomas Proksch, Land in Sicht

Die Aufgabenstellung wurde analytisch sehr klar und scharfsinnig aufbereitet. Das daraus resultierende Gestaltungskonzept scheint hingegen wenig überzeugend, da kaum nennenswerte Verbesserungen der naturräumlichen Qualitäten zu erwarten sind. Die Lösung des Kalthauses als „Vitrine“ auf der Orangerieterrasse stellt funktionell eine interessante Lösung dar, die rechtliche Realisierbarkeit ist jedoch in Frage zu stellen, eine Konkurrenzwirkung zur Orangerie ist ebenfalls nicht auszuschließen. Positiv bemerkt wird die Integration des Nutzgartens in die Gesamtgestaltung.

Das Element des Kiesgartens wirkt fremd und widerspricht dem, aus der Analyse hervorgegangenen Gestaltungsansatz. Der Zugang zum Haupteingang der Orangerie ist nicht überzeugend gelöst.

6. Weitere Vorgangsweise:

Das Projekt Nr. 4, Monsberger Gartenarchitektur, wird hinsichtlich einer schrittweisen Umsetzung zur vertiefenden Bearbeitung vorgeschlagen. Neben der Erstellung einer Kostenschätzung bedürfen nachstehende Bereiche im Zuge der Beauftragung einer eingehenden Überarbeitung:
• Böschungsmauern südlich vor der Orangerie,
• Durcharbeitung der temporären Überdachung über der Orangerieterrasse im östlichen Vorbereich,
• Verbreiterung des Zugangsweges zur Orangerie West (Zulieferung),
• Lösung des Müllplatzes (Cafe Promenade) vor dem Tor in der Erzherzog-Johann-Allee sowie des Müll-Zwischenlagers im Bereich der Anlieferungszone der Orangerie.

Der erste Umsetzungsschritt ist die Gestaltung des Bereiches um die Orangerie im Zuge und in Abstimmung mit dem Revitalisierungs-Projekt der Orangerie.

Der Schriftführer:
Arch. Johannes Axel Justin

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