24/06/2016

Kraftwerk Lausward
in Düsseldorf

Architektur
kadawittfeldarchitektur
Aachen

Wettbewerbsgewinn 01/2013

Fertigstellung 01/2016

Gestaltung der Gebäudehülle des neuen Erdgaskraftwerks und Neubau einer Besucherplattform als Aussichtsplattform am Düsseldorfer Rheinbogen in unmittelbarer Nähe zu Hafen und Innenstadt.
Die Fassade verbindet Aussichtsplattform und Kraftwerkskomponenten zu einem Gebäudekomplex, der durch das Wechselspiel von geschlossenen Rahmen und nachts beleuchteten Fugen zum gebauten Logo für den Energieversorger der Stadt wird.

24/06/2016

Ansicht Ost

Architektur: kadawittfeldarchitektur ©: Jens Kirchner Fotografie

Ansicht Nord-Ost

©: Jens Kirchner Fotografie

Konzept

©: kadawittfeldarchitektur

Ansicht Ost

©: Jens Kirchner Fotografie

Ansicht Nord-Ost

©: Jens Kirchner Fotografie

Ansicht Nord-Ost

©: Jens Kirchner Fotografie

Stadtfenstergebäude

©: Jens Kirchner Fotografie

Stadtfenstergebäude

©: Jens Kirchner Fotografie

Stadtfenstergebäude

©: Jens Kirchner Fotografie

Lageplan

©: kadawittfeldarchitektur

Grundriss Erdgeschoß

©: kadawittfeldarchitektur

Stadtfenstergebäude, Schnitt

©: kadawittfeldarchitektur

Anlass und Aufgabe
Auf der Lausward, im Düsseldorfer Hafen gelegen, ist jüngst das weltweit modernste Erdgaskraftwerk entstanden. Seit Anfang des Jahres 2016 versorgt es Düsseldorf klimaschonend mit Strom und Fernwärme und leistet einen erheblichen Beitrag zur Versorgungssicherheit der Stadt und der Region. Das neue Erdgaskraftwerk ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur klimaneutralen Stadt, die sich die Landeshauptstadt bis zum Jahr 2050 zum Ziel gesetzt hat.
Damit das ambitionierte Projekt entsprechend seiner exponierten Lage ein attraktives „Gesicht“ erhält, hatten die Stadtwerke Düsseldorf gemeinsam mit der Landeshauptstadt Düsseldorf im Jahr 2012 einen europaweiten Wettbewerb für die Gestaltung der Gebäudehülle ausgeschrieben. Aus rund 40 Beiträgen für die Gebäudehülle des Kraftwerks ging der Vorschlag von kadawittfeldarchitektur, Aachen, Anfang 2013 als Sieger hervor.

Lage in der Stadt
Der Neubau befindet sich auf der Lausward, südlich der Innenstadt am Düsseldorfer Rheinbogen in unmittelbarer Nähe des Hafens. Aufgrund der Lage im Schatten der alten Kraftwerksblöcke lag die Herausforderung für den Neubau vor allem darin, das „Miteinander“ beider Anlagen als Ensemble zu stärken und der Symbiose von Alt und Neu eine Wirkung zu verschaffen. Gleichzeitig sollte sich das neue Kraftwerk wie ein einprägsames, gebautes Logo freispielen, aus der Ferne präsent sein und aus der Nähe offen und einladend wirken.

Entwurf / Konzept
Eine Fassade aus Stahlrahmen verleiht den unterschiedlichen Gebäudeteilen des neuen Kraftwerks ein gemeinsames „Kleid“. Die einzelnen Rahmen passen sich in Höhe und Breite an die dahinterliegenden technischen Anlagen an. Die zwischen den Rahmen entstehenden Fugen erzeugen im Wechselspiel mit den geschlossenen Rahmen eine Skyline-artige und Identität stiftende Silhouette. Dank der nachts beleuchteten Fugen ist das neue, moderne Erdgaskraftwerk auch bei Dunkelheit weithin sichtbar und transportiert so das Bild dieser innovativen Energieversorgung in die Stadt.
Das abschließende und größte Rahmenelement im Nordosten der Anlage bildet das sogenannte 60m hohe Stadtfenster, das den Kraftwerks-Schornstein – den Hochpunkt der Anlage mit ca. 63m Höhe – einhüllt. Das Stadtfenster ist beidseitig – sowohl zur Stadtseite als auch zur Kraftwerksanlage hin – komplett verglast. Mit einem Aufzug können Besucher (im Rahmen einer Führung) auf eine Aussichtsplattform in 45 Meter Höhe gelangen, um durch die verglaste Fassade nach Süden über die Anlage bis nach Köln und nördlich über den Rhein auf Düsseldorf blicken zu können.

Fassade / Illuminierung
Die Fassade des neuen Kraftwerks funktioniert nicht nur als Klimaabschluss und Schallschutz, sondern haust zudem den Großteil der technischen Anlagen samt dem Schornstein ein. Über die im Inneren verborgene Anlagentechnik schmiegt sich eine verhältnismäßig kleinteilige, flexible, in unterschiedlich hohe und breite Rahmen gegliederte Konstruktion, die trotz ihrer Fragmentierung eine zusammenhängende Großform erzeugt. Da die Gebäudehülle in ihrer Kubatur auf die technischen Anforderungen aus dem Inneren reagiert, kann es auch auf Änderungen, die während der Anlagenplanung entstehen, relativ problemlos eingehen.
Grundsätzlich sind alle Rahmen parallel zu den Achsen der Kraftwerke angeordnet, nur das sogenannte Stadtfenster – der nordöstliche Abschluss der Kraftwerksanlage – ist im Grundriss um etwa 15 Grad aus der Achse gedreht und orientiert sich so mit seiner Schauseite sowohl in Richtung Stadt als auch zum Rheinbogen hin. Das Fassadenkonzept basiert auf einem Kontrast zwischen vorstehenden helleren Rahmen und zurückstehenden dunkleren Fugen. Die vorstehenden Rahmen bestehen aus gekanteten und in einem Silberton beschichteten Stahlblechkassetten. Die in die Tiefe laufenden Flächen der einzelnen Rahmenelemente bestehen aus baugleichen, schwarz beschichteten Blechkassetten, die sich der hellen außenseitigen Verkleidung unterordnen. Die zwischen den einzelnen Rahmen entstehenden Fugen, werden etwas eingerückt und – in einer um ca. 50cm zurückgesetzten zweiten Ebene – mit schwarzen Lochblechen geschlossen. Nachts strahlen seitlich in den Fugen untergebrachte LED-Leuchten eine weiße, hinter dem Lochblech liegende Refraktionsfläche an und illuminieren damit die tagsüber dunkel zurücktretenden Fugen.

Der Rhythmus aus Fassadenrahmen und dazwischen liegenden Fugen prägt die Silhouette des Kraftwerks und transportiert auf abstrakte Weise das Thema Energie nach außen. Tagsüber fasst das Wechselspiel aus Rahmen und Fugen die heterogenen Anlagenteile zusammen. Nachts leuchten die Fugen, entmaterialisieren die großmaßstäbliche Anlage und erzeugen ein Barcode-artiges Bild, das die stetig erzeugte Energie vielerorts in der Stadt sichtbar macht.

Konstruktion, Material- und Innenraumkonzept
Der Aufbau des Primärtragwerks und der Fassadenschalen wurde aus dem Standard-Kraftwerksbau übernommen. Bei der äußeren Fassadenschale wurde der Standart-Aufbau aus gestalterischen Gründen modifiziert: im Bereich der vorstehenden Rahmenelemente wurde die Kassetten-Tiefe mithilfe einer Distanzkonstruktion vergrößert; zudem wurde zugunsten der monolithischen Wirkung der Fassadenrahmen die Eckausbildung gestalterisch adaptiert; im Bereich der Fugen wurde der Aufbau der Blechkassetten um ein schwarzes Lochblech ergänzt.
Das Tragwerk des Stadtfenstergebäudes besteht aus einer unabhängig vom Kesselhaus errichteten Stahlfachwerkkonstruktion. Um den technoiden Charakter der Kraftwerksanlage im Innenraum des Stadtfensters zu übernehmen, besteht das Haupttragwerk der Halle aus überwiegend verschraubten Stahl-Walzprofilen, an denen die Fassade als vorgehängte Aluminium-Aufsatzkonstruktion mit Laschen montiert ist.
Das Stahltragwerk und Fassadenkonstruktion sind mit Eisenglimmerlack anthrazit beschichtet. Sonstige den Raumeindruck prägende Materialien sind verzinkter Stahl, Edelstahl, Glas, Stahlbeton in Sichtbetonqualität (als abgeriebener Gleitschalungsbeton im Bereich des Erschließungsturms) und industrielle Bodenbeschichtungen in den öffentlichen Bereichen in Form eines dunkelgrauen geschliffenen Industrieestrichs.
Die Untersicht des Stadtfensterdaches und die Seitenwände sind mit einer Lamellendecke aus gekanteten Aluminiumblechlamellen abgehängt. Diese dient als Reflexionsfläche für die nächtliche Beleuchtung und bietet ausreichende Lüftungsquerschnitte für die Entrauchung und Entlüftung.

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