22/05/2014

Die Ausstellung LANDSCHAFT IST ÜBERALL! wurde im April 2014 im HDA Graz gezeigt. Sie ist als Wanderausstellung konzipiert und wird im Herbst 2014 nach Kärnten und im Frühjahr 2015 anlässlich der Landesgartenschau nach Bad Ischl, OÖ, wandern.

Marcus Stevens ist Dipl.Ing. für Architektur und seit 2012 am Institut für Architekturtechnologie der TU Graz mit Schwerpunkt Raumstruktur und Kinetik tätig. Er studierte an der TU Dresden und der KTH Stockholm. Seine Diplomarbeit behandelte Raumstrategien für Flughafenlandschaften.

22/05/2014
©: Rainer Max Wegscheidler
©: Rainer Max Wegscheidler
©: Rainer Max Wegscheidler
©: HDA – Haus der Architektur

Mit den gerade fertiggestellten Projekten Annenstraße und Europaplatz rückt das Thema der Gestaltung urbaner Freiräume oder breiter gefasst Landschaft in den Diskurs der Stadtentwicklung in Graz. Der Bürgermeister selbst proklamierte unlängst sogar eine Grünraumoffensive. Doch wer gestaltet eigentlich diese, gemeinhin Freianlagen genannten, Räume? Der Landschaftsplaner? Der Gartenarchitekt? Der Diplom-Gärtner? Oder doch der Architekt? Knapp daneben. Es ist der Landschaftsarchitekt!

Genau dieser Disziplin widmete sich vom 2. bis 25. April 2014 eine Ausstellung und ein Symposium im HDA Graz unter dem programmatischen Titel LANDSCHAFT IST ÜBERALL!. Ziel war es, so die Ausstellungsankündigung, Landschaftsarchitektur zu präsentieren und die Relevanz der Disziplin für die Gestaltung öffentlicher und privater Freiräume aufzuzeigen. Kurz: Landschaftsarchitektur „vor den Vorhang (zu) holen“ wie es Initiatorin Petra Brandweiner-Schrott, Obfrau der Fachgruppe der Ingenieurbüros der WKO Steiermark, zum Eröffnungssymposium nannte. Sie organisierte die Veranstaltung in Kooperation mit Olga Lackner von der Fachgruppe der Ingenieurbüros der WKO Oberösterreich und dem HDA Graz. Kuratiert und konzipiert wurde die Ausstellung von Anne Oberritter vom Institut für Architektur und Landschaft der TU Graz.

Für das Vorhaben wählte das Ausstellungsteam nicht das übliche Format für Informationsausstellungen, sondern platzierte ein Objekt im Raum, welches als Informationsträger diente. Diese Geste lenkte den gewohnten Ausstellungsblick auf die horizontale Fläche und verkörperte so die Themen der Landschaftsarchitektur. Der „topographische Landschaftsschnitt“, so die Bezeichnung der Kuratorin, durchzog wie ein Catwalk den Raum, durchstieß dabei die Fensterfront und formulierte einen alternativen Eingang ins HDA, der Stadtplatz und Galerieraum verlinkte. Das begehbare Objekt aus OSB erinnerte an Geländebewegungen, deren Faltungen die Ausstellung subtil strukturierten. Filmische Projektionen auf dem Objekt übersetzten die Bewegungen in Informationen. Drei Aspekte wurden dabei vermittelt: Fakten, Projekte und Statements.

Den Auftakt bildeten im vorderen Teil der Installation die Fakten. Anhand anschaulicher Grafiken wurde Auskunft über Berufsstand, Ausbildung und Büros gegeben. Für das bessere Verständnis wurden teilweise Vergleiche mit Deutschland und der Schweiz gezogen. Man konnte erfahren, dass sich die Akteure in zwei Kammern (WKO und Ziviltechnikerkammer) und der ÖGLA als Interessenvertretung organisieren; dass die Berufsbezeichnung in Österreich nicht geschützt ist; und dass Österreich nur eine Ausbildungsstätte an der BOKU Wien ohne Bezug zu den Architekturschulen des Landes anbietet. Die Grafik zu den Tätigkeitsfeldern zeigte die zwei Kernbereiche der Disziplin: Landschafts- und Freiraumplanung, die als fachplanerische und gestalterische Kompetenz bezeichnet wurden.

Mit den gezeigten Projekten fokussierte die Ausstellung dann den gestalterischen Teil der Landschaftsarchitektur, der in Österreich offenbar noch zu wenig etabliert ist. Die Projektschau bildete den „heimlichen“ Kern der Ausstellung und zeigte verschiedenste Gestaltungsbereiche vom Hausgarten bis zum Stadtplatz. Der Projektauswahl ging ein Call der WKO Steiermark voraus. Offen blieb, warum „nur“ 19 von ca. 200 existierenden Büros vertreten waren.
Die gezeigten Projekte wurden den Maßstäben XS, S, M, L zugeordnet. Neben atmosphärischen Bildern gab es zu jedem Projekt Informationen zu Bauzeit, Auftraggeber, Kosten etc. Einheitliche Grundrisse erzeugten eine gute Vergleichbarkeit. Aufgrund der gezeigten Projektmenge bedurfte es etwas Ausdauer beim Betrachten. Eine engere Auswahl hätte das repräsentative Anliegen auch erfüllt, zumal es Qualitätsunterschiede gab.

Eine dritte Projektion im hinteren Ausstellungteil zeigte abschließend Statements der (beteiligten) LandschaftsarchitektInnen und gab ihnen die Möglichkeit der Stellungnahme zur Situation ihrer Profession. Anhand von drei Fragen der Kuratorin im Vorfeld wurde ein unkommentierter Einblick in die Selbstwahrnehmung der Büros gewährt, der vor allem den Willen zu mehr Einbindung in Planungsprozesse offenbarte.

Als Auftakt zur Ausstellung fand am 2.April ein Symposium mit zwei hervorragenden Keynote-Vorträgen von Daniel Zimmermann, 3:0 Landschaftsarchitekten Wien und Rita Mettler, Mettler Landschaftsarchitekten Berlin, Gossau statt. Beide waren in der Stadt durch die eingangs erwähnten Projekte bereits tätig. Zwei Podiumsdiskussionen versammelten verschiedenste Interessengruppen von Stadtverantwortlichen, u.a.  Bürgermeister Nagl, über Immobilienvertreter bis zu Architekten. Es wurde intensiv diskutiert und man wurde sich einig, dass Landschaftsarchitektur wesentlicher Bestandteil für lebenswerte Stadträume ist.

Insgesamt kann die Ausstellung als gelungener Impuls für die stärkere Wahrnehmung der Profession betrachtet werden. Lobenswert ist das Engagement der Verantwortlichen, diesen in einen kulturellen, diskursiven Rahmen wie dem HDA zu setzen. Die Ausstellungskonzeption schaffte es, dem Thema mit ihrer physischen Aneignungsmöglichkeit durch Begehen, Besitzen etc. einen starken Ausdruck zu geben. Die visuelle Reduktion bewirkte eine konzentrierte Atmosphäre, die dem Thema verpflichtet blieb, aber eine eigenständige Sprache fand. Die filmischen Projektionen boten einen guten Einblick, auch wenn die Projektauswahl noch etwas justiert werden könnte. Für alle, die die Ausstellung verpasst haben, sich aber für das Thema interessieren, wird ab Juni ein Katalog erscheinen, der u.a. auch im HDA erhältlich sein wird.

Die Ausstellung ist als Wanderausstellung geplant. In diesem Herbst soll sie in Kärnten und im Frühjahr nächsten Jahres im Rahmen der Landesgartenschau in Bad Ischl, Oberösterreich, gezeigt werden.

Darüber hinaus wäre meiner Meinung nach auch eine HDA-Veranstaltungsreihe Landschaft schaun als Ergänzung zu Häuser schaun interessant. Landschaftsarchitektur in Österreich? Ja! Bitte mehr!

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