01/05/2007

Ein Besuch in Linz, ein Blick auf die Homepage Linz09 bestätigen:
Linz hat viel vor und geht mit beachtlichen Schritten in Richtung Kulturhauptstadt Europas.

01/05/2007

Industriegebiet Linz, vom Wissensturm beim Bahnhof aus gesehen. Foto: Stadt Linz, Archiv

Wissensturm beim Bahnhof in Bau. Planung + Foto: Stadt Linz

Musiktheater, Modell des Siegerprojekts von Architekt Terry Pawson.Rechts: Bahntrasse und Unterführung Landstraße - Wienerstraße. Links: Volksgarten.Foto: Stadt Linz.

Musiktheater, Modell des Siegerprojekts.Verbindung zum Volksgarten. Unterführung der Straßenbahntrasse Richtung Bahnhof.Foto: Stadt Linz

Zubau zum Ars Electronica Center AEC. Modell des Siegerprojekts von Architekt Andreas Treusch. Platz, Arena, Uferzone an der Donau, Unterführung der Uferstraße. Oben links: Neues Rathaus. Foto: Stadt Linz.

Blick von der Nibelungenbrücke zum AEC. Rechts; Altstadthäuserzeile mit jetzt noch freiem Blick auf die Donau. Abbrucharbeiten am Platz bis zur Pfarrkirche. Donauuferstraße.Foto: Karin Wallmüller, 04.07

Blick von der Baustelle beim AEC über die Donau zum Lentos-Kunstmuseum.Foto: Karin Wallmüller, 04.07

Verbindung der Altstadthäuserzeile mit dem neuen Rathaus: Fußgängerunterführung und Aufgang zur Straße und zur Nibelungenbrücke. Foto: Karin Wallmüller, 04.07

Blick von der Sitzterrasse beim Lentos über die Donau zum AEC, die Pfarrkirche und das Neue Rathaus, links. Im Hintergrund der Pöstlingberg. Foto: Karin Wallmüller, 04.07

O.K Centrum für Gegenwartskunst (O.K steht für Offenes Kulturhaus) vom Arenaplatz aus gesehen. Im Zubau wird ein Kinosaal untergebracht. Planung: Architekturbüro Riepl/Riepl. Foto: Stadt Linz.

Luftbild der Baustelle O.K am Arenaplatz im Nov. 2006. Rechts oben: Ursulinenkirche und Ursulinenhof. Vorne: Dametzstraße.Foto: Stadt Linz.

Schloss mit neuem Südflügels. Modell des Siegerprojekts von HoG - Architekten .Foto: Stadt Linz, Archiv

Blick vom Neuen Dom auf das Schloss.Foto: Stadt Linz, Archiv

Blick von der Nibelungenbrücke (1938 fertiggestellt) über die Brückenkopfgebäude (1938 – 1941) zum Linzer Schloss.Foto: Karin Wallmüller, 04.07.

Blick von der Nibelungenbrücke über die Brückenkopfgebäude (1938 – 1941) zum Hauptplatz. Foto: Karin Wallmüller, 04.07.

Blick von der Lentos-Terrasse über die nächtlich beleuchteten Brückenkopfgebäude zum Linzer Schloss. Foto: Karin Wallmüller, 04.07.

Salzstadl, Renovierungsprojekt der Stadt Linz.Foto: Stadt Linz.

Ein Besuch in Linz, ein Blick auf die Homepage www.linz09.at bestätigen: Linz hat viel vor und geht mit beachtlichen Schritten in Richtung Kulturhauptstadt Europas des Jahres 2009. Grund genug, dass GAT sich umhört und ein Gespräch führte mit DI Gudrun Wallenböck, Mitglied des derzeit 31-köpfigen Teams der Linz 2009 Organisations GmbH.
Das Gespräch führte Karin Wallmüller.

GAT: Als Graz 2003 Kulturhauptstadt Europas war, hat die Stadt nachgeholt, was sie 50 Jahre lang versäumt hatte, nämlich Kulturbauten zu errichten: Kunsthaus, Literaturhaus, Helmut-List-Halle, Kindermuseum, Stadthalle, Murinsel wären ohne Graz03 vielleicht nie gebaut worden. Wie sah der Planungsstand für Linzer Bauprojekten aus, bevor klar war, dass Linz zusammen mit Vilnius 2009 Kulturhauptstadt Europas wird?

GW: Alle Projekte waren geplant und wären auch ohne Kulturhauptstadt zustande gekommen.

GAT: Linz denkt auf seiner Homepage intensiv über die Zukunft der Stadt nach. Stichwort Linz21: die Stadt soll noch moderner werden und will sich durch Projekte für Kultur weiter profilieren. Gleichzeitig soll aber auch die Lebensqualität der Stadt angehoben werden. Man plant die Synthese von Industrie, Kultur und Natur. Was kann man sich darunter vorstellen?

GW: Linz21 - visionäre Zielsetzungen für die Stadt - wurde von Hannes Mitterer im Jahr 2001 im Gemeinderat eingereicht und als „Unsere Zukunft: Linz21“ auf Schiene gebracht. Wir als Organisationsteam von Linz09 haben damit nicht zu tun. Wohl aber mit der Synthese von Industrie, Kultur und Natur. Dieses Statement wurde von uns initiiert und findet seitdem weite Beachtung. Linz bezieht nämlich seine Identität und seinen Reichtum aus der Industrie, negiert aber ihre Existenz im Stadtbild. Wir wollen Industrie wieder in den Blickpunkt setzen und vermitteln, dass Linz beides hat: Eine florierende Industrie und eine gut entwickelte kulturelle Struktur. Darüber hinaus haben wir festgestellt, dass Linz sehr grün ist. 47% der Stadt sind Grünfläche und 7% sind Wasser – das heißt, die halbe Stadt ist Natur. Daher wollen wir diese „Dreifaltigkeit“ in drei Türmen versinnbildlichen: einen Aussichtspunkt für die Natur am Schlossberg, den Wissensturm für die Kultur in der Nähe des Bahnhofs und einen Turm für die Industrie im Industriebezirk. Die Türme existieren bereits und werden dazu verwendet, die Stadtqualitäten mehr ins Bewusstsein zu bringen. Interessant ist z.B., dass man vom Naturturm die Industrie nicht sieht und vom Wissensturm nicht auf die Donau. Wir sind gerade dabei, das Projekt zu verfeinern. Wir verstehen dies alles als wichtigen Beitrag zur Diskussion und Vermittlung der Identität von Linz.

GAT: Bleiben wir bei den Kulturbauten. Welche Bauvorhaben sollen bis 2009 realisiert werden? Bitte um einen kurzen Überblick:

GW: 1. Der Wissensturm als Haus der Weiterbildung, als neuer Sitz der Volkshochschule und der Stadtbibliothek, wird gerade gebaut und heuer im Herbst eröffnet. Die Planung erfolgte durch die Stadt Linz.
2. Schon seit den siebziger Jahren gab es Überlegungen für ein Musiktheater. Ein Theater im Berg war bereits geplant, Probebohrungen waren auch schon gemacht. Im Jahr 2001 gab es dann eine oberösterreichweite Volksabstimmung der FPÖ gegen den Standort des Projektes (52% waren dagegen). Dann wurde das Projekt aufgeschoben. Im Jahr 2005 wurde erneut ein Wettbewerb ausgeschrieben für den jetzigen Standort in Bahnhofsnähe. Es handelt sich um einen städtebaulich schwierigen Punkt, an dem es eigentlich um die Verbindung zweier Stadtteile geht. Der Entwurf des britischen Architekten Terry Pawson soll 2011 eröffnet werden.
3. Der Ausbau des Ars Electronica Centers zum Ars Electronica Futurepark vom Wiener Architekten Andreas Treusch hingegen soll Ende 2008 fertig werden.
4. Das O.K Centrum für Gegenwartskunst (O.K steht für Offenes Kulturhaus) wird am 31.8.2007 eröffnet – der Zubau zum bestehenden ehemaligen Schulgebäude der Ursulinen (ca.1930) wurde bereits 1994-1998 von Riepl/Riepl Architekten zum Kulturhaus umgebaut und wird inklusive des Kinos „Moviemento“ jetzt erweitert. Die davor liegende Kulturarena als öffentlicher Platz ist Teil des Projekts.
5. Die Erweiterung des Schlossmuseums von HoG - Architekten aus Graz soll Mitte 2009 fertig gestellt sein und die Ausstellungsflächen des Landesmuseums Oberösterreich ergänzen.
6. Der Salzstadl, das ehemalige Salzamt, wurde von der Donauschule und deren Künstlern seit den 1950er Jahren als Werk- und Wohnstätte benutzt, während es mehr oder weniger verfiel. 2006 kaufte es die Stadt und revitalisiert es bis 2009. Künftig soll das Haus für Artist in Residence-Programme genutzt werden.
7. Die Pöstlingbergbahn, die steilste Adhäsionsbahn Europas, wird nach einem Entwurf des Designers Peter Dollmann bis 2009 modernisiert und bis zum Hauptplatz verlängert – sie wird dann die beiden Donauufer verbinden.
8. Das Projekt Sciencepark der Johannes Kepler Universität stellt eine Erweiterung des Universitätsareals dar. Sie entsteht derzeit am nordöstlichen Stadtrand nach Plänen von caramel architekten. Die Fertigstellung der ersten Bauetappe ist für 2008 vorgesehen.
9. Das Besucherzentrum der voestAlpine, das 2008 eröffnet wird, soll dem Publikum Einblicke in Produktionsabläufe geben und wird ausschließlich von der voest getragen.

GAT: Gehen wir etwas genauer auf das AEC ein. Neue Ausstellungsräume werden unter einem öffentlichen Platz und einem Arena artigen begehbaren Bau untergebracht, der sich bis zur Pfarrkirche erstreckt. Die Neugestaltung setzt ein starkes Zeichen – eine Landmark laut Treusch - und geht einen schon allein optischen Dialog mit dem Lentos ein. Wie sehen Sie die stadträumlichen Auswirkungen?

GW: Als Problem wird derzeit die Wahrung der freien Sicht zur Donau zwischen Nibelungenbrücke und Kirche gesehen. Dort sind unabhängige Kultureinrichtungen und Lokale ansässig, und obwohl der neue Platz ebenflächig an diese anschließt, wird doch die Donau aus dem Blickfeld genommen werden. Allerdings wird mit der geplanten Medienfassade ein neuer Anziehungspunkt entstehen und der schon bestehende gute Stadtblick vom Dach des AEC ergänzt.
Anschließend an das neue AEC erstreckt sich stromabwärts die Donauuferzone mit der an sich besten Aufenthaltsqualität der Stadt: sonnig, ruhig, schöner Blick. Das Areal wird jetzt als Parkplatz genützt und zwei Mal im Jahr findet dort der Urfahraner Jahrmarkt statt. Es gab hier bereits städtebauliche Überlegungen und einen Wettbewerb, den Architekt Boris Podrecca gewonnen hatte. Zurzeit steht aber sein Vorschlag nicht zur Diskussion, sondern eine andere Gestaltung, die eine grün eingefärbte Asphaltierung vorsieht.

GAT: Spannend bleibt dennoch die Beziehung des AEC über die Donau hin zum Lentos. Abzuwarten ist auch, ob es gelingt, die bestehende Verbindung zwischen AEC und neuem Rathaus so attraktiv zu gestalten, dass es zu einer Belebung sowohl des neuen Platzes beim AEC, als auch der bestehenden Plätze und Terrassen des Rathauses kommt.
Kommen wir aber zum Linzer Schloss. Was ist hier geplant und wie sind hier die stadträumlichen Auswirkungen?

GW: Das Schlossprojekt ist ein Bauprojekt des Landes Oberösterreich. Der Zubau soll den Südflügel, der dem Linzer Großbrand im Jahr 1800 zum Opfer fiel, wieder herstellen und dabei gleichzeitig den Bezug zur Stadt nicht verlieren. Der Neubau dient der Vergrößerung der Ausstellungsflächen des Oberösterreichischen Landesmuseums. Darüber hinaus wird der Schlossberg mit der Martinskirche, der ältesten Kirche Oberösterreichs als Ausflugsziel noch attraktiver.

GAT: Ein interessantes Projekt ist das nach dem zweiten Wettbewerbsanlauf zu realisierende Musiktheater. Es kommt in einen bisher eher vernachlässigten Stadtteil bewusst als Motor einer Entwicklung. Ist das so?

GW: Ja. Die Absicht ist, zwei Straßenzüge, die durch die Bahntrasse getrennt sind zu verbinden: Die Landstraße, die von der Altstadt zum Bahnhof führt und ihre Verlängerung stadtauswärts, die Wienerstraße jenseits der Bahn sollen eine Zusammenführung und Revitalisierung erfahren. Das Gelenk dazwischen ist das neue Musiktheater am heutigen Blumauerplatz gegenüber dem Volksgarten. Wieweit das wirklich gelingen wird, ist noch nicht klar und wird derzeit heftig diskutiert. Ziel ist, das ganze Gebiet rund um die Blumau aufzuwerten.

GAT: Letzte Frage: Welches bauliche Projekt von den hier angesprochenen ist Ihnen das liebste?

GW: Am liebsten wäre mir, es würde noch weiterer Raum für die Ausstellungen geschaffen werden. Wir haben trotz der jetzigen Bautätigkeit definitiv zuwenig Ausstellungsflächen für Linz09. Mein liebstes und spannendstes ist das Schlossprojekt.

GAT: Danke für das Gespräch.

DI Gudrun Wallenböck ist DI für Architektur aus Graz und international im Kulturprojektmanagement – auch für Graz 03 – tätig. Im Team der Projektentwicklung für Linz09 ist sie für Kulturprojekte zuständig, die thematisch um Architektur und den öffentlichen Raum kreisen. Sie bearbeitet die Einreichungen zu diesen Themen, entwickelt aber auch selbst und kommuniziert mit Gruppierungen, Institutionen und Personen, die sich mit der Stadt auseinander setzen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt liegen dem Team insgesamt 1000 Konzept-Einreichungen vor. Aus diesen wurden bis dato ca. 90 Ideen zur Weiterentwicklung als Vorprojekte ausgewählt. Die endgültige Auswahl und Programmierung ist in Planung.

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