27/11/2008
27/11/2008

Arch. DI Erwin Kaltenegger (li.) mit seinem Team auf der Baustelle, Foto: js

Schaubild des sechsstöckigen Studentenheims in der Moserhofgasse, das als Passivhaus errichtet wird. Planung/Schaubild: Arch. DI Erwin Kaltenegger.

Die bislang vor allem beim Einfamilienhaus etablierte Passivhausbauweise stößt in neue Dimensionen vor: Am 20. November erfolgte in der Moserhofgasse der Spatenstich für ein sechsstöckiges Passivhausprojekt mit einem Finanzierungsvolumen von rund 3,5 Mio. Euro. Der steirische Wohnbauträger GWS errichtet an diesem Standort in Kooperation mit dem Österreichischen Austauschdienst (ÖAD) ein Studentenheim, das allen Standards auf dem Gebiet nachhaltiger Gebäude- und Energietechnik entsprechen wird. In knapp zwei Jahren soll das für 87 Bewohner konzipierte Wohnobjekt seinen Vollbetrieb aufnehmen.

Das Baugrundstück des zukünftigen Studentenheims liegt in Gehdistanz zur Technischen Universität Inffeldgründe hinter den Instituten der Kunstuniversität in der Moserhofgasse am Rande eines Grünareals, an dem auch ein Radweg unmittelbar vorbeiführt. Direkt vor der Haustür finden sich eine ausgezeichnete Anbindung an den öffentlichen Verkehr (Linie 6) sowie eine hinreichende Infrastruktur in Form von Geschäften und Lokalen, betont der Bauherr ÖAD-Geschäftsführer Günther Jedliczka. In erster Linie soll diese Einrichtung von ausländischen Studenten, die sich etwa im Rahmen des ERASMUS-Programmes für ein oder zwei Semester in Graz aufhalten und Gastprofessoren genützt werden.

Mit diesem Pionierprojekt will die GWS bewusst ein Zeichen für den „Baustandard der Zukunft“ setzen, erklärt GWS-Direktor Johannes Geiger, denn schließlich handelt es sich um das erste mehrgeschossige Passivenergiehaus in Graz. Als Architekt firmiert DI Erwin Kaltenegger aus Passail, der aus dem Auswahlverfahren siegreich hervorgegangen ist und auf eine Reihe von beeindruckenden Referenzen auf dem Gebiet des energieeffizienten Bauens verweisen kann.

Der kompakte Massivbau zeichnet sich durch ein markantes offenes Atrium aus – ein darüberliegendes Glasdach gewährt eine natürliche Lichtzufuhr bis in die untersten Geschoße. Entsprechend den Grundsätzen der Passivhausbauweise wird bei diesem Gebäude auf eine konventionelle Heizung verzichtet; stattdessen soll ein Wärmetauscher, der die Abwärme aus der Lüftung nützt, für ein wohltemperiertes Raumklima sorgen. Mit einem Heizwärmebedarf von 12,3 kWH/m2a liegt man weit unter den Normwerten für Passivhäuser, insgesamt werden 970 von 1000 möglichen Punkten des idealen klimaaktiv-Passivhauses erreicht. Solarthermische Elemente werden den Löwenanteil der Warmwasseraufbereitung tragen, etwaigen zusätzlichen Wärmebedarf während der Wintermonate soll Fernwärme abdecken. Als besonderer Clou wird eine Photovoltaikanlage (Leistung 9.000 kWh/a) auf dem Dach des Fahrradabstellplatzes einen Beitrag zum Strombedarf leisten.

Von Seiten der Politik nahmen neben den Betreibern und Planern u.a. Wohnbaulandesrat Hans Seitinger und der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl am Spatenstich für das zukunftsweisende Objekt teil. Landesrat Seitinger, dessen Ressort einen Förderungskredit von 2,6 Mio. Euro für das Passivhaus zur Verfügung gestellt hat, sagt für die Zukunft eine stärkere Einbeziehung der „gesamten Lebenskosten eines Hauses“ für die Wohnbauförderung voraus, die, so hofft man, einen regelrechten Boom beim Errichten von nachhaltigen Wohngebäuden zur Folge haben könnte.

Verfasser/in:
Josef Schiffer, Bericht
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