10/10/2009

LKH UNI-Klinikum Graz
Pflegestation West

Am 9. Oktober 2009 wurde die neue Begleitbettenstation der Kinderklinik am LKH-Univ. Klinikum Graz feierlich eröffnet.

Planung
Ederer Haghirian Architekten, Graz

Bauherr
KAGes - Krankenanstalten GmbH Steiermark

10/10/2009

LKH UNI-Klinikum Graz, Pflegestation West, Aufenthaltraum. Planung: Ederer Haghirian Architekten, Graz. Foto: Paul Ott

Lageplan

Pflegestation West. Grundriss. Planung: Ederer + Haghirian Architekten, Graz.

Pflegestation West, Schnitt. Planung: Ederer + Haghirian Architekten, Graz. Foto: Paul Ott

Pflegestation West, Gangzone. Planung: Ederer + Haghirian Architekten, Graz. Foto: Paul Ott

Pflegestation West, Krankenzimmer. Planung: Ederer + Haghirian Architekten, Graz. Foto: Paul Ott

Die Kinderklinik am LKH-Univ. Klinikum bietet seit 1993 eine 24-Stunden-Begleitung von Kindern an. Damals wurden noch 1.000, im Vorjahr bereits 5.500 Eltern als Begleitpersonen aufgenommen. Sie mussten bis vor kurzem meist auf schmalen Klappbetten, die sie selbst neben die Krankenbetten ihrer Kinder stellten, liegen. Es konnte vorkommen, dass in einem Krankenzimmer vier Kinder und mindestens ebenso viele Erwachsene nächtigten. Vor dem Frühstück wurden die Betten zusammengeklappt und die Begleitpersonen mussten den ganzen Tag sitzend oder stehend neben ihren kranken Kindern verbringen.

Mit der Eröffnung der Pflegestation West über dem Dach des vierten Obergeschosses der Kinderklinik soll die Überbelegung während Auslastungsspitzenzeiten von Jänner bis April entschärft und den Kindern wie Begleitpersonen ein angenehmer, dem Gesundungsprozess förderlicher Aufenthalt geboten werden. Im Juli 2006 wurde der Entwurf von Ederer + Haghirian Architekten bei einem geladenen Architekturwettbewerb, unter dem Juryvorsitz von Arch.in DI Hemma Fasch, zum Sieger gekürt. Innerhalb eines Jahres erfolgte die Errichtung des 3,5 Mio Euro-Baus, der über 15 Pflegezimmer und einen großzügigen Aufenthaltsraum mit Panoramablick auf die Umgebung verfügt. (Red.)

Projektbeschreibung

Die Aufgabenstellung beinhaltete die Errichtung einer Pflegestation mit 15 Mutter-Kind-Zimmern, Schwesternstützpunkt und Nebenräumen, und zwar als Aufstockung auf das bestehende, viergeschossige Klinikgebäude von Architekt Aduatz aus dem Jahr 1963, das 1992 von den Architekten Kapfhammer, Wegan und Kossdorf erweitert wurde.
Ederer und Haghirian entwarfen einen in Gestaltung und Farbgebung zurückhaltenden, dennoch differenzierten Baukörper, der nicht in Konkurrenz zum historischen Bestand tritt und laut Juryprotokoll vor allem durch seine Schlichtheit im ohnehin angespannten Ambiente des Krankenhausareals besticht.
Das aufgesetzte Stockwerk kragt allseitig um maximal zwei Meter aus, um das geforderte Raumprogramm auf einer Ebene unterbringen zu können. Lediglich nach Westen überragt es den Straßenraum um acht Meter und wird hier von drei zarten Stützen getragen. Entschärft wird die mächtige Auskragung durch eine Rundung des Baukörpers, die damit zugleich auf die Form des angrenzenden Hörsaalgebäudes (1963) und der Kinderchirurgie (1992) Bezug nimmt. Aufgrund der schwierigen statischen Verhältnisse – das Bestandsgebäude erwies sich als wenig belastbar – wurde eine Leichtbauweise mit Stützen in der Fassadenebene ausgeführt, was wiederum sorgfältige Maßnahmen gegen eine Überhitzung der Pflegestation nach sich zog. Die strichcodeartige Fassadengestaltung ergibt sich aus einer Überlagerung von Konstruktions- und Zimmerraster, wobei die Farbgebung der Zimmer (gelb, grün oder orange) an den Stirnseiten ihrer Zwischenwände von außen ablesbar ist.
Gleich nach dem Zugang befinden sich Untersuchungszimmer und Schwesternstation. Letztere wurde als „Serviceeinheit“ begriffen und mit einem vorgelagerten Empfangspult versehen. Daran anschließend reihen sich links und rechts die Zimmer, die jedoch so zueinander versetzt sind, dass gegenseitige Einblicke vermieden werden. Der Mittelgang wird durch ein mit Milchglas bündig abgeschlossenes Oberlichtband natürlich belichtet, am Gangende erlaubt die wandhohe Verglasung einen direkten Blick in den angrenzenden Leechwald.
Im Bereich der großen Auskragung sind ein behindertengerechtes Pflegezimmer und der Tagraum untergebracht, dessen gerundete Außenwand ebenfalls verglast ist und eine großartige Aussicht über das Krankenhausareal und die Stadt bietet.
Die Farbgebung in den Erschließungszonen ist hell und neutral, das Weiß der Zimmer wird durch eine gelbe, grüne oder orange Wand und entsprechende Möbel ergänzt. Trotz der rigorosen und stark einschränkenden Vorgaben und Sicherheitsmaßnahmen, die den Krankenhausbau prägen, ist es den beiden Architekten geglückt, eine freundliche, fast „normale“ Welt innerhalb des individuellen Ausnahmezustands Krankenhaus zu schaffen.“ (Text Eva Guttmann)

Projektdaten

Standort: LKH - Univ. Klinikum Graz
Universitätsklinik für Kinder und Jugendheilkunde
Universitätsklinik für Kinder und Jugendchirurgie Pflegestation West
Auenbruggerplatz 30, Graz

Bauherr: KAGes - Krankenanstalten GmbH Steiermark
Planung: Ederer + Haghirian Architekten, Graz
Arch. DI Franz Ederer/Arch. DI Armin Haghirian
Mitarbeit: DI.in Agnes Kassl, DI.in Mirjam Landl, DI Nicolas Zöchling
Tragwerksplanung: Convex ZT GmbH

Bruttogeschoßfläche: 738 m2
Nutzfläche: 480 m2
Baukosten: € 3,5 Mio netto

Plandarstellungen: Ederer + Haghirian Architekten
FOTOS: Paul Ott

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