26/04/2017

Jördis Tornquist zum traurigen Ende des 1937/38 von Herbert Eichholzer geplanten Hauses in der Hilmteichstraße 24, 8010 Graz.

Das Gebäude ist Gerüchten zufolge nicht mehr als „Haus“ zu retten.
Der Architekturwettbewerb läuft und Viele hoffen auf eine Lösung, in der Form einer Gedenkstätte.

26/04/2017

1938: Haus Albrecher-Leskoschek, Hilmteichstraße 24, 8010 Graz. Bild aus 'wert/schätzen Ein Haus als Exempel' – s. Download

©: Max Wikullil / Archiv Heimo Halbrainer

Lage, Quelle: Google Maps 2016

©: Jördis Tornquist

Im November 2016 war nur ich bei der KAGES in der Planungsabteilung bei jenen drei Herren, die die Ausschreibungsunterlagen für den bevorstehenden geladenen Architektur-Wettbewerb erstellten, bzw. verantworten, geladen.  Man zeigte mir das Nutzungskonzept für den Neubau Radiologie, das nun dem Architekturwettbewerb zugrunde liegt. Die beiden zur Verfügung stehenden Grundstücke, die beide seit 2015 im Eigentum der KAGES sind (eines davon ist die Parzelle, auf der das Haus Albrecher-Leskoschek steht), sollen vollflächig 6-geschoßig, inkl. Technikgeschoß, überbaut werden.
Es war eine nette Geste, mich einzuladen, aber ich konnte dabei nicht das erreichen, was ich mir vorgenommen hatte, nämlich, dass im Ausschreibungstext für den Architektenwettbewerb folgendes stehen möge: „…, dass es kein Ausschließungsgrund ist, wenn das Haus Albrecher-Leskoschek vor Ort zur Gänze oder auch nur in Teilen bestehen bleibt.“ Das ist der Wortlaut der Petition, die zwischen Juni 2016 und Oktober 2016, 344 Leute analog unterzeichnet haben. Meine Bitte wurde rundweg abgelehnt. Man wolle in der Ausschreibung nicht explizit darauf hinweisen, dass es sich hier um ein eventuell bedeutendes Gebäude handelt.
Seitens der KAGES zeigte man sich bereit „die Übertragung einer Raumgeometrie“ zu ermöglichen. So wurde es in das Protokoll aufgenommen, das von unserem Gespräch angefertigt wurde. Das heißt, es soll das Wohnzimmer irgendwo im neuen Gebäude rekonstruiert werden – mit der originalen hölzernen Schiebewand als Erinnerung. Das war für mich sehr enttäuschend.
In der Folge habe ich das Bundesdenkmalamt in Wien von dieser verfahrenen Situation informiert. Es hat nichts bewirkt. Der Bürgermeister hat die von mir persönlich im Rathaus überbrachten Unterschriften nicht einmal angesehen, denn postwendend kam von seinem Sekretär ein E-Mail, er sei nicht zuständig. Von den Grünen gab es einen Antrag im Gemeinderat und der zuständige Landesrat wurde informiert. Das Resultat ist mir nicht bekannt. Die KPÖ hat sich mit der „Übertragung einer Raumgeometrie“ zufrieden gegeben. Zuletzt habe ich noch an drei im Land verankerte Persönlichkeiten geschrieben. Auf all diese Bemühungen kam nie eine Reaktion.

Das Haus Albrecher-Leskoschek ist Gerüchten zufolge nicht mehr als „Haus“ zu retten. Der Architekturwettbewerb läuft und Viele hoffen auf eine Lösung, in der Form einer Gedenkstätte.

Mit dem „Haus“ geht für mich jedoch der Ort verloren, der ein wichtiger Teil unserer Geschichte ist. Nicht nur, dass es ein Werk von Architekt Herbert Eichholzer, der im Widerstand gegen die Nazi-Diktatur tätig war und 1944 hingerichtet wurde, ist, sondern auch weil es ein Haus für Menschen war, die zuerst in künstlerischer und schließlich auch in politischer Form Widerstand leisteten und damit auch ihr Leben auf Spiel setzten.
Wenn schon Spitalsmanager kein Sensorium für den Ort und keinerlei Wertschätzung für die damals so Mutigen, vorwiegend Künstler und Intellektuelle haben, ihre Bedeutung auch für unsere heutige Zeit nicht erkennen können, so hätte das die Politik tun sollen. Es muss uns beschämen, was in Graz möglich ist. In unserer Provinzstadt kann man ein solches Zeitzeugnis einfach still und leise verschwinden lassen. Das empört auch nicht viele Menschen wirklich. Es empört wieder nur die Feinsinnigen, die mit einem Sensorium für das Wesentliche. Genau solche Leute, die damals auch in diesem Haus frei denken durften, Künstler, Kunsthistoriker, ein paar Architekten und Intellektuelle. Sie sind in unserer Gesellschaft die Leisen, die Schwachen, über sie kann man lautstark hinwegpolitisieren. Traurig, aber wahr.

wert/schätzen. Ein Haus als Exempel
Am Institut  für Architekturtheorie, Kunst- und Kulturwissenschaften, der TU Graz, gab es im WS 2016/17 eine Lehrveranstaltung zum Thema: wert/schätzen. Ein Haus als Exempel. Das Resultat zeigt eine intensive Auseinandersetzung mit dem Umgang dieses kulturellen Erbes, von Erhalt mit Nachnutzung bis zum fulminanten Spreng-Event war alles dabei. Die Wandzeitung wurde im Februar 2017 im Foyer der TU Graz präsentiert. Anhand der Bestandsaufnahme der Architekturstudierenden sieht man, dass das ursprüngliche Gebäude unter all den Überformungen, die es im Laufe der Zeit erfahren hat, noch komplett erhalten ist (s. Download rechts: Texte und Dokumentation mit Plan- und Bildmaterial).

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