09/12/2007
09/12/2007

sonnTAG 204

MODERNE - ODER?
in vergleich zweier modelle. Teil 2

peter hellweger

haben die GSarchitects bedacht, dass man mit keiner form abwehren kann ein bild hineinzulesen, und mit vorliebe die nichtfachleute das tun? der volksmund spricht: typisch für graz, dass jetzt sogar das L nach links geschwenkt sein muss {ideal der junglinken)... und nicht untyppisch für unsere verhältnisse, dass der stadtrat von rechts das haben will, weil seine freunde von der stadtentwicklung, keineswegs linke (rot ist der bezirk liebenau und dagegen), geld gewinnbringend anlegen wollen. und sich durch die moderne, ihr subunternehmer, vertreten lassen. es ist noch nicht entschieden, ob diese als beitrag einer statdbaukunst mit zukunft bewertet werden kann; das wäre aber nicht schuld dieser stadtentwickler - ihr vorgehen ist löblich. wenn man von den großen nachteilen, von grunstück zu grundstück vorzugehen, grosszügig absieht, die kunst das zu ändern und zu lösen läge bei der stadtregierung. nicht durch fragen der verordnung, sondern den bürgern vorzulegen, an was sie glauben können und könnten, und das über jahre hindurch. ich fürchte allgemeinen aufschrei; das ist gefährlich, das ist naiv, das ist präpotent, das bringt nichts, das dient nicht unseren interessen - denen des kleinen mannes usw., also besser nix. kleiner mann was nun? kann man solch fragen bei uns nicht mehr stellen (ist das das produkt unserer demokratischen erziehung?), nur mehr vielleicht den koreanern, oder japanern oder anderen? und wir bräuchten nicht nur volksbefragungen - architektur die mit nicht geringen teilen der gesellschaft immer wieder ins boxen kommt, selten mit aussicht auf versöhnung - sollte die sich nicht selbst befragen, was denn da fehle?

in der baumoderne der 1930er jahre findet man ein verblüffend ähnliches modell von mendelson (über ihn schrieb ich kurz in GAT.ST., sonnTAG 010, anlässlich meiner kritik zum neuen grazer kunsthaus). bei mendelson ist noch plastisches im einzelnen zu finden: über die ganze breite und höhe der turmfront, der einen gebäudestirne, sind stockwerksweise einschnitte, loggien, zahnung. vielleicht wenn die noch verglast sind-, dann wär´s mit GSarchitects entwurf identisch. die jungen kollegen lernten ihre kunstgeschichte, insbesondere die der moderne, besser als unsere generation von der "maschinenästhetik' in der blindwütigen ausgabe; ehrlich gesagt lehnten wir jede historik ab, die aussicht der erderoberung im stile der des weltraums genügte. wir waren schon am mond zu hause, es war die mode des weltraumkostüms: maximal der autonom machende weltraumanzug - ich und das al, minimal-nacktheit - die kapsel und ich in ihr. und die roboterhelfeshelfer. wir, alle hatten freude damit, die welt schwitzte direkt in erwartung des nächsten, der kalte krieg hatte keineswegs nur schrecken: war er doch antrieb der technologien und unmoralischsten denkkühnheiten, er war fortsetzung des krieges mit permanenter simulation und dadurch schwängerer der ganzen welt - mit elektronik. steuerung und regelung, die neuen überväter, datenverarbeitung ist ja nur eine der anwendungen. norbert wiener, vater der kybernetik über ihre geburtsstunde: „es galt, flugabwehrgeschütze, die rasch feuern, auf das ziel automatisch anzusteuern und abzufeuern, wegen genauigkeit und geschwindigkeit des schiessvorgangs“ (…) nicht mit den medien hat´s begonnen, sondern der krieg mit allem. sonderbarer Satz. wenn´s aber bei den jungen mit der historik nicht so wäre (z. b. könnten die beiden GSarchitects sagen, das vom mendelson hätten sie nicht gewusst) dann, ja dann wird das rätsel nicht größer. dann muss man den medienmarkt in sachen architektur und den nicht im modeminimum des weltraums in redaktionskapseln schwebenden damen und herren (niemand sagte ihnen bessere geistige verfasstheit voraus; ihre perspektiven sind zum vergessen) und all den kollegen , insbesondere den jurien gratulieren, dass sie sich in ausgewählten arbeiten immer wieder selbst finden... aber irgendwer muss doch geschichte gelernt haben, vielleicht die im ausland? an hand der bilder allein kommt man zu keinem fortschritt, man muss was von struktur- nicht so schwierig-, vom streben der erfinder, von der verfasstheit der zeitgenossen, der menschenverwaltung und den häuptlingen, von den richtigen, falschen und wirklichen köpfen, von der kultur und unkultur der zeit, von was entscheidendem inne geworden sein - sonst wär´s ja schlechter als der seitendreher von einer illustrierten, die schnelldreherin vom modejournal (die aber mal bei einer seite stutzig wird und ganz auge mit auf leistung aufgedrehtem hirn) und ähnlich dem wundersamen individuum, das sich 80 zahlen von pi merken kann, aber über die fünfte schulstufe nicht hinauskommt.

natürlich haben GSarchitects weit mehr erreicht und betrachtet und ich gestehe ihnen gerne zu: sie haben struktur und streben der baumoderne mitbekommen und zehren jetzt in landesweiten triumphzügen davon; liebenauer tangente hat triumph der vereinfachung: aus zwei - turm und block - zack mach eins; triumph der vereinheitlichung : nur mehr eine fassade rundherum; triumph der abstraktion architektonischer form : und doch klappt es mit einer namensgebung, wenigstens in der kategorie "kleine leute"; da besser als die fachleute, die nur ein kümmerlich fachsprachliches "tangente" zusammenbringen- von was eigentlich. an einer straße ist bekanntlich alles tangente, das sich ihr nicht in den weg stellt, ja wenn´s das wenigstens täte. aber bestätigung alten unheils mit dem man halt leben muss in der stadtdmoderne: das unheil ist jetzt dreigeteilte geschwindigkeit. autoraser, in die mitte und weg von der uninteressanten welt. Fussgänger, die durch bloße anwesenheit gefährden, und werden radfahrer als umweltfeindlich gar nicht dargestellt, denn einen anderen geist vermittelt mir der hässlich graue straßenraum nicht. sogar die "highlights" der geschwindigkeitsanzeiger, die von mir bei mendelson vermuteten kriegserinnerungen (siehe kunsthaus-krittik) der lichtspuren der leuchtmunition fehlen nicht. mendelson hatte seine suggestibilität als architekt, die dem dichter von "in stahlgewittern" nichts nachstand (ernst jünger).dass das simple, aber durch gefährlichkeit sich größte bedeutung anmaßende repertoir der fortbewegungen, ästhetik abdrängt, ausschaltet, vernichtet, gehört zu den widerreden, den unfähigkeiten der modernen funktionalen stadtplanung, die das mit moralischen gründen abwehrt, als hätte nur sie moralisches denken gepachtet und ästhetisches nicht einmal zu einem mitdenken für fähig erklärt. alte stadtstrukturen beweisen den unsinn der verdächtigung. man rede mir nicht von brücken etc. die calatravas und andere sind ja außerordentliche kunststücke, die um so mehr das völlige auslassen des unmittelbar angrenzenden brückenvorlandes zeigen, das genau so pfleglich und kunstvoll zu gestalten wäre; da beginnt die städtebauliche unfähigkeit, tötet der starrsinn funktionalistischen geist. wahr ist, es müsste unser funktionalistischer geist deutlich unterschieden werden von einem älteren, fruchtbaren, an otto wagners brückenprojekten erspare ich mir die worte, indem ich auf die zeichnungen verweise. hier sieht man, was wir mit dem verzicht auf das "schnick-schnack", ergebnis der sehweise des autofahrers, rückzug des fussgängers und zu schwach als stimme für urbanismus geworden, der stadt eingebrockt haben. es kann wie a. wellmer sagte (werkbundvortrag 1982, kunst und industrielle produktion) nur die diskussion mit den künstlern in den zwecken, den verfahrenen karren wieder flott machen. sie könnten´s auch direkt: ich mag claes oldenburgs versuche in urbanismus in n.y. und in chicago. schier große alltägliche dinge machen nicht die unsitte modernen kunstverhängnisses mit, alles als erhabenes zu radikalisieren (gewaltige stahlplatten, riesige fetzenvorhänge, tiefe löcher). moderne architektur als permanenter erhabenheitsgroßtäter, der verschiedenste inputs schizophren mit gleichartigen outputs beantwortet und als therapiebedürftig zu diagnostizieren ist; achtung, wenn z. b. die vielfalt der rokokoformen einen vergleich dieser nicht behinderte, jene durch neue formen noch glücklich vergrößert wurden; wenn zudem der baumeister, der vereinheitlichung entgegen, bürger und landhaus von herren und stadthaus zu unterscheiden wusste, dann rede man mir nicht von abhängiger, dienender baukunst als was minderes, abgetanes gegenüber einer "autonomen". nicht nur, dass diese zugleich dienstleister sein will, allen zwecken und bedürfnissen gerecht zu werden wähnt, sehen ihre befürwortet keinen widerspruch in ihrem streben nach vereinfachung, vereinheitlichung und v. a. abstraktion architektonischer form, sie prämieren ihn. dieses streben hat, wenn, eine singuläre perspektive: den zombitanz in erhabener steigerung auf 75 m; als letztmögliche bereicherung beginnt das tangentenstück zu "twisten"; die KANTEN des gebäudes stellen sich schief, der "inhalt“, das streifenmuster aus fenster und brüstungsbändern behält seine tauglichkeitslage, sie rühren sich nicht. der gespentertanz kennt zwei darstellungen: inhalt beweglich, umriss unbeweglich und unwandelbar; inhalt unbeweglich, und umriss beweglich, wandelbar, was die "tangente" vorführt; ersterer fall durch bewegliche leuchtreklame gegeben. hoch interessant, wie die waagrechten am haus nichts machen als waagrecht anzuzeigen. deutlich an der verschneidung mit basis und traufen und den bleibenden reststücken, ganze dachgeschosse werden schräggeschnitten. der hintergrund der stadt in schwarzweiß beweist, die welt muss schiefer werden, leute wie GS werden keine ruhe geben. aber warum? die damen lassen nicht aus fröhlichkeit oder glücksstimmung tanzen, eher wird amagedon, der tag der tage. das foto hat was davon. es versteht sich, dass christlichem unterbewusstsein solch vorstellungsbilder nicht fremd sind - glaube macht stark; im nehmen...- linkem bewusstsein aber schon, der bezirk von links protestiert.

lassen sie mich noch zur abstraktion plaudern, ich schreibe fast stegreif und mag´s nicht kürzen, weil das nicht bezahlt wird und ich das gleich im anlauf mir vorzunehmen nicht ausstehen kann. wieviel gutes verschwindet am kometen, wenn man ihm den schweif beschneidet. um zum kern der sache zu kommen: ästhetisch darf man so fragen, funktionalistisch nicht. also noch abstraktion: ich wollte ihr mit sinnlichen und retorischen hieben auf den busch klopfen. allein das wird nicht genügen. antike ästhetik lehrte, dass die vorstellung alles bestimme, die idee des gegenstandes die ausführung, das material mit seiner beschaffenheit, wie er im gebrauch wirke, u. a. m. das fassbare, als hirnleistung ohnehin schon abstraktion, wurde geometrisiert, um es für zwecke der herstellung operabel zu machen, neuerliche abstraktion und nicht diesselbe, aber immer noch sind linie, fläche, und raum der idee des gegenstandes unterworfen. das hirn ruhte nicht. wann begann sich punkt, linie, fläche vom gegenstand zu lösen, abstrahierten von ihm, eine eigene operabilität entstand. eine entwicklung heißt geometrie. kurz, pu, li, flä wurden gegenstand. letzte abstraktion liegt vor jeder anwendung. klee und kadinski sagten: von punkt zu linie zu fläche zu raum, dann gegenstand, der müsste aber nicht, und trafen mit dieser folge eine wahl. denn keiner der nichtgegenstände muss in der angegeben weise auf den anderen folgen, jeder kann auf jeden folgen, oder gar nicht. denn nur in der anwendung der operabilität auf sie selbst geht einer aus dem anderen hervor. es ist die wahl des zeichners, rational oder nicht, zeichen oder keine zu setzen. und es ist die wahl des malers, nicht zeichner zu sein. seit je hat er eigene nichtgegenstände. es müssen solche sein, sonst keine universalität in ihrer darstellung der welt; sagen sie; heute wissen wir´s anders, weil kunst es entwickelte. gut. bislang arbeitete die malerei in farben, in valeurs, mit dem malgrund, benutzte keine ritzer oder stifte, aber alles andere. bilder der gegenstände etc. entstanden, wenn von ihren dreien je verschiedene aufeinander trafen. schärfe konnte sie mit unschärfe begegnen, flächigem mit volumen, farben holten realität heran oder schoben sie weg, sie spielte in überlegener weise mit empfindungen - es geht leichter als mit strichen, sie arbeitete intuitiv, die zeichnerei intellektueller; bis die moderne das alles in frage stellte und zu experimentieren begann(s. fr. lyotard, die kunst im zeitalter des experimentierens; er hat nur mehr malerei). ich scheide die zeichnerei, weil sie die mutter der architektur ist, geometrie ihre geschwister, aber beide keine zwillinge. denke, es gibt gemalte architetur (afrika). unsere geschwister waren, sind fähig zu abstrahieren und ihre mittel ungegenständlich einzusetzen. ich kann´s nicht lassen, an dieser textstelle noch etwas hineinzuquetschen über die nicht zufällige koinzidenz von abstraktion in der zeichnerei und abstraktion der pc- operationen, wenn man die entwikklungen beider betrachtet; leistung des unbewaffneten verstandes, des ZNS einerseits, und leistung des systems dualer mathematik in verbindung mit elektronischer technik. ich nagle nur an bekanntestem herum. unser "von punkt zu linie zu fläche zu raum denken" denken - geometrische absraktion erfunden zur analyse und konstruktion des gegenstands, bild, nicht zur abbildung (aus der sicht der konstruktion ist abbildung eine folge von ihr), und ihre letztmögliche steigerung zum zwecke von universalität und ökonomie der darstellung (hand und stift) - vergleicht sich mit pc- darstellungsfähigkeiten. der pc kennt und erkennt keine akte und kennt und erkennt keine ausdrücke unseres wahrnehmens und kommunizierens; er operiert mit folgen von bits (techn: aus / ein, oder :positiv / negativ; mathematisch mit dualer, d. i. 0 und l, als exponenten der zahl 2 - auf diese weise sind alle rationalen zahlen darstellbar und zahlenoperationen einfachst durchzuführen: durch hinzufügen oder löschen der 0 und 1 exponenten in den folgen, d. h. in den folgen der bits; computen ist zusammenstellen der 0 folgen und von 1en). die duale mathematik ( g. leibnitz ) ist die abstrakte, reduzierteste und universellste. ihr will die hypothese, die sichtbare welt als punkt, linie, fläche, raum behandeln zu können, entsprechen. der computer geht noch einen schritt weiter, es ist ihm alles punkt, mit welchen unsere geometrischen konstruktiva, linie, fläche usw. erfüllt werden, die koordinaten dual zusammenstellbar. auch weiteres visuelles unserer geometrie wie projektion, z. b. perspektive, schattenwurf, vorne und hinten usw. werden in algorhithmische verfahren übersetzt, die dem dattenfluss in bits nach gesetzen der steuerung und regelung unterworfen sind. das ergebnis am bildschirm ist nicht die hirnleistung selbst, bringt aber etwas hervor, das durch diese gelesen werden kann. zwei ungeheuer abstrakte denken treffen sich, aber sie erklären sich nicht. vom pc aus auf die geometrie gesehen ergibt er eine steigerung in ihrem denken und erhöhung der arbeitsgeschwindigkeit, sache der ökonomie der verfahren. die abstraktion der baukunst in der moderne war eine zum radikalen, schlicht gesagt, hirnleistung. der vorgang, diese erfindung ist geschichte der ästhetischen. der anschub durch kunst (aus der technik selbst ist das neue bauen ja nicht entstanden) ist abgeklungen und dennoch ist die abstraktion wach. warum? ich schlage das dem pc zu:

leichter zugang zu den verfahren(die pure existenz genügt: das auto wird vom benutzer auch nicht hinterfragt. reflexion nicht nötig, eher störend).

vereinfachung der arbeit an visuellen welten (sie brauchen nicht vorbedacht, nicht einmal verstanden werden)

arbeiten mit echtzeitgeschwindigkeit(im grunde ist der entwurf bloßs eine schnittstelle im durchgang der variationen; keine zeit ,keine gelegenheit über den werdenden entwurf als ganzes der form, des inhalts immer wieder zu reflektieren, von schritt zu schritt heißt: ausprobieren von zufälligkeiten ersetzen das aufspüren der schritte mit sinn für das ganze, das imaginierte ziel. die pc-entwurfsarbeit ist konstruktion im sinne von fortschreiten, von schritt zu schritt - vom abstrakten zum nächsten, schon konkreterem; es findet eine ansammlung, eine auffüllung statt, über die im stopp der schnittstelle per versuch und irrtum entschieden wird, d. h. feinschmäcklerisch, mit gusto. die pc-entwurfsarbeit braucht voraussetzung zur form, wenn´s auch ein verfahren ist, am besten einen stil, also bestand aus historischem und passend - rokoko formen gingen nur mit großer mühe...).

fortsetzung der baumoderne mit gut angepassten mitteln

trend zur maschine, weg von hirnleistung in kunst, eine wahre maschinenästhetik ohne eigene inhalte (die waren schon und sind noch.)

am wege zur perfekten dienstleistung - mit dem ergebnis: alles austauschbar daher ware, weil ware, das wesentliche an ihr in der rechtssphäre gelagert; immobilienarchitektur, als draufgabe vielleicht eine

unverdauliche erhabenheitsattitüde (man ist fassungslos und bleibt doch "cool" vor so viel coolness) in abstraktion von form.

im projekt "tangente" von GS architects finden wir all dies, in minsuk chos "seoul 2026" nicht. mir ist sein bieder bauen lieber. am bau ist alles anwendung, im entwurf - und vorher und nachher -,in betrachtung des bauwerks, von zwecken entkoppelt, spielt abstraktion, die ungegenständlichkeit der mittel, eine hauptrolle. in der baumoderne herrscht ein drang dahin, zu einem noch mehr, der vorgang ist ein ästhetischer und ein zeitlicher. deterministisch angelegt, muss er, beschleunigt durch sich selbst, zu einem jähem abklingen gelangen. hätte sie doch durch ablenkung mit anderen, wichtigeren interessen diese ästhetische entwicklung hintanhalten vermocht... in Sachen kunst ohnehin fast unmöglich, der ästhetische funke einmal gezündet. das feueri geht an, geht aus, oder... bumm! wir haben noch: aus oder bumm. archtekt wähle! die "tangente" hat sich zurückgefahren bis auf waagrechte und wenige, aber rasiermesserscharf schneidende lotrechte und wenige schrägen, mit etwas lauem, aber genügend destabilisierendem eingreifen, linien-flächen übergang einwandfrei. es wäre nicht notwendig, ein linniengerüst befriedigte, wenn es nicht erregender wäre. ich bin mies: 80 jährige ästhetik und die kommt zu spät. ihre radikalität macht sie nur widersetzlicher, weil sie nur die ihr eigene konsequenz ausspielt (s. oben: auf verschiedene inputs antwortet die architektur mit gleichem output), sie kann gar nicht anders. was ihre daseinsberechtigung nicht erhärtet. vor so viel modernem geist in graz muss man ja angesichts minsuk chos seoul modellzauber kapitulieren, oder?

nachleben des geistes der moderne, in 'der stadt, hinsichtlich ästhetik: architekt prix, wien, spricht als gestalter des neuen autozentrums von BMW in münchen von neuen einsichten in der front derer, die der stadt was eingebrockt haben, der autoindustrie (s. oben), sie will kein "schnick-schnack" wie bei o. wagners brücken, sondern will eins das ihr nützt. und das muss bei der Industrie und in der großstadt gehörige größe haben. eigenwilligkeit und größe des bauwerks werden der vergrößerung des markenbegriffs gleichgesetzt. mit der gleichsetzung denkt die industrie, meint prix, an der stadt etwas wieder gut machen zu können - und um so mehr, weil das z. zteit ganz deutschland, in städten mit deutscher autobauindustrie, vor sich geht, denen gegenüber der des auslands auf zeit einen dicken reklamevorsprung sichert. jeder kunde erhält auf wunsch einen "autoabholtag" der natürlich was kostet,erfüllt mit gehirnwäsche und büffet. zuerst ist der kunde fußgänger, dann autofahrer, und beide haben was davon, wenn sie von BMW, MERCEDES, PORSCHE, VW umarmt werden. die stadt hat das zugucken, ist ja auch ganz schön, nich? prix, bitte mach das "auch" weg! echtes mäzenatentum ist das nicht. das vermöchte anderes, es liegt bereits an den zwecken. graz bekam schlossberg und stadtpark, auch eggenberg und landhaus, wien noch viel mehr. jugenderinnerung an essen: baldeneysee, villa krupp mit park, krügerpark in der stadt, ein sehr großer, schöner pflanzengarten mit allem drum und dran. es war das 19. jahrhundert. seine art zu schenken verschwand: die wahren mäzene, die großen gönner gibt es nicht mehr, die menschenverwaltung und wir haben keinen geist für beschenkungen, statt sie mit freude anzunehmen und weiter zu pflegen (alle sollen sehen, was sie uns bedeuten, was aus ihnen wird), fragen wir nach den folgekosten. der politiker ungeniert, wenn´s nicht irgend politisch verwertet werden kann: "es muss sich selber rechnen“. solle man doch endlich erkennen, dass die stadt so nur verlierer sein kann. ja, es muss auch das mindere mit dank angenommen werden, damit der selten zustandenkommende entschluss, wertvolles zu geben, herausgefordert werde. ich spreche wohlgemerkt als ästhet. die an alle (der stadt oder wo) stiftungen sollen der künstlerischen zweckdiskussion und gestaltung gewidmet werden. Architekten helfen, künstler und architekten befruchten sich; mit der "murinsel" war´s ja schon was; ich hätte es natürlich anders und besser gemacht, kein forciertes denken mit nichtgegenständlern, deren architektur für nachtbeleuchtung viel, für den tag wenig taugt, so das gegenständliche vorbild acconchis unterdrückend; das triangulierte gerüst, sich der gegenstandsform anschmiegend, ist 2x verpfichtet: der pc-gestaltung, d.i. von punkt zu linie, und (somit) der statischen berechnungsmöglichkeit gemäß dieser speziellen gestaltung (vektoren); kann nicht einsehen, dass architktur schon einiges, schon gar nicht alles an automatisierte Verfahren abdriften lässt.

zur kommunikation über bauwerke und zum projekt "tangente" noch: aberglaube ist´s, zu denken, bei planern ginge alles vom zweck aus, z. b. in krankenhausplanungen alles vom satz "für die kranken": das tut es viel weniger als der glaube labert. es wird in die entstehende sache hineingedacht, hineingetragen, was ihr fremd, denn hervorgebracht, das ihr eigen und dienlich. wie die fachleute, so die einfachen leute. die wollen an gebäuden was sehen, was an-, aufreizendes, was zum reden, was zum quatschen haben, am bilde vergnügt - animiert kommunizieren, wenig mit konfrontation und am wenigsten mit angst. sie erfreuen sich als hart gewordene städter nur sehr bedingt an abstraktionen, wie sie in der denkweise der architekten und spezialisten liegen, und von diesen bevorzugt werden. leute denken das lieber in die ausstellungen, in die museen, nicht in ihr stadtbild, mit dem und in dem sie frieden halten müssen. verordnete erhabenheit, in konstruktionswundern oder in archaischer aufmachung, verabreiche die menschenverwaltung wie der arzt: in kleineren dosen und manchmal mit gegenmitteln. sehr geehrte herren und herrinnen, bitte um offenes ohr.

Peter Hellweger, DI. Architekt, Graz

Verfasser/in:
Peter Hellweger
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+