20/07/2017

Sprechende Orte

Projekt zum Thema Stadtwahrnehmung mit Kindern der VS Bertha von Suttner
Februar bis Juni 2017

Die Auseinandersetzung mit Stadt und Städtebau ist schon bei Kindern von großer Bedeutung. Kinder sollen die Möglichkeit haben ihr gebautes Umfeld zu verstehen, individuelle Erfahrungen zu machen und sich mit ihren Eindrücken und Inputs verstanden fühlen. Fehlendes Wissen soll ihnen zugänglich gemacht, Wissenslücken geschlossen werden.

Das Projekt wurde unterstützt von Kultur Kontakt Austria, Projekt culture connected.

20/07/2017

Sprechende Orte
 – Stadtspaziergang

©: Daniela Zeschko

Suche nach Bildausschnitten

©: Daniela Zeschko

Kinder benennen Details

©: Daniela Zeschko

Phantasienamen entstehen

©: Daniela Zeschko

Ergebnisse – Karten mit neuen Namen

©: Daniela Zeschko

Sprechende Orte ist ein Projekt des Vereins LIVING ROOMS, welches von Februar bis Juni 2017 mit SchülerInnen der dritten Klasse der Volkschule Bertha von Suttner umgesetzt wurde. 
Ziel war es, das kreative Potenzial der Kinder zu nutzen und Orten in Graz neue Namen zu geben. Zudem ging es darum einige zentrale Orte in der Stadt überhaupt einmal kennenzulernen.


Den Kindern der dritten Klasse, von denen einige Fluchterfahrungen haben und alle Migrationshintergründe aufweisen, waren zentrale Orte in Graz gar nicht bekannt. Zum Teil wurden uns Namen von Grazer Plätzen, Vierteln und Straßen genannt, welche die Kinder allerdings nicht richtig zuordnen konnten. Es fehlte ihnen an grundlegender Orientierung. Für das Projekt Sprechende Orte haben wir uns dies zu Nutze und uns auf eine Entdeckungsreise mit den Kindern gemacht.
Zu Beginn beschäftigten wir uns mit historischen Bildern von Graz und Geschichten in denen die Phantasie eine große Rolle spielte. Die Kinder konnten sich Ausschnitte und Details aus den Abbildungen aussuchen, diese abzeichnen und kennenlernen. Der Fokus in diesem Schritt lag darin, die Bilder frei zu lesen und mit der Imagination zu arbeiten. So wurden zum Beispiel der Turm der Stadtpfarrkirche kurzerhand zum „traurigen Raketenturm“ und der Uhrturm zum „Prinzessinenschloss“ umgetauft.

In einem partizipativen Prozess wurde mit den Kindern besprochen wo sich die Ausschnitte in Realität befinden könnten und wie sie wirklich heißen.
Ein Spaziergang führte in Folge direkt zu den Orten. In kleinen Gruppen machten sich die Kinder auf den Weg. Details der gebauten Umgebung wurden erforscht, dabei wurde die Wahrnehmung geschärft. Die Kinder sammelten Begriffe, machten Zeichnungen und präsentierten sich gegenseitig ihre Ergebnisse. Die ausgewählten Orte waren „Am eisernen Tor“, der „Hauptplatz“ und das „Kunsthaus“. Überall fand auch eine Auseinandersetzung mit historischen Bildern statt, sodass die Kinder in eine vergangen Welt eintauschen konnten und Überlegungen anstellten, was es früher gegeben hat und was davon heute noch übrig ist.
Uns überraschte, dass der Spaziergang für die Kinder sehr anstrengend war. In einem Gespräch mit den Lehrerinnen konnten wir die Gründe an der hohen Fluktuation im Klassengefüge sowie der extrem heterogegen Wissensstände festmachen. Die Kinder dieser Klasse sind aufgrund äußerer Bedingungen einem wenig stabilen Lernumfeld ausgesetzt. Es ist auch anzunehmen, dass Spaziergänge in der Stadt, sowie eine Auseinandersetzung mit Graz im familiären Umfeld nicht erlebt werden können. Die Kinder konnten sich aber sehr gut auf unsere Entdeckungsreise einlassen. In nachfolgenden Gesprächen boten gemachten Eindrücken gute Möglichkeiten anzuknüpfen und konkretes Wissen zu vermitteln. Es konnte geklärt werden, warum der Platz „am eisernen Tor“ so heißt und warum das Haus des Bürgermeisters Rathaus heißt. Auch die alten Bestandteile des Kunsthauses wurden besprochen.
Ein letzter Arbeitsschritt widmete sich der Namensgebung. Es wurde geklärt, wie Straßennamen zustande kommen und was man so aus ihnen ablesen kann. Dann waren die Kinder gefordert aus gesammelten Begriffen, Namen für unterschiedliche Ausschnitte zu bilden. Abschließend wurde auf Basis dieser Orte und Namen eine Geschichte/Phantasiereise erfunden.

Durch die gute Zusammenarbeit mit den Lehrerinnen entwickelte sich das Projekt individuell. Die Kinder konnten im Prozess ideal begleitet werden. 
LIVING ROOMS brachte dabei Erfahrung in der Umsetzung von partizipativen Architekturprojekten, Wissen über das historische Graz sowie den öffentlichen Raum und Know-how in der Architekturvermittlung an Kinder ein.
Die entstandenen Karten, auf denen unterschiedliche Ausschnitte von Graz mit phantasievollen Namen zu sehen sind, stehen den Kindern zur Verfügung und wurden in einem kleinen Büchlein gesammelt. 

Den SchülerInnen konnte mit dem Projekt Sprechende Orte ein erster Ansatz der Orientierung in Graz gegeben werden, es konnte Basiswissen vermittelt sowie die Kreativität der Kinder genutzt werden. Das offene Projektkonzept ermöglichte einen inklusiven Zugang und konnte auch einen Beitrag zur Integration auf Basis der Stadtwahrnehmung leisten.

Umsetzung und Konzeption: LIVING ROOMS
Betreuung: DI Franziska Schruth, Mag.a Daniela Zeschko, LehrerInnen der VS Bertha von Suttner

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