12/10/2012

Nachverdichtung beschäftigt u.a. das Institut für Gebäudelehre der TU Graz. Unter dem Titel "Dense Cities" wurde im Februar 2012 eine Ausstellung kuratiert, im Mai 2012 ein internationales Symposium veranstaltet und "GAM 08_Dense Cities" herausgebracht. 2011 fanden zu diesem Thema mehrere Lectures statt.

12/10/2012

Expertenrunde der Veranstaltung v.l.n.r.: Prof. DI Hans Gangoly, Ing. Helmut Jäger, MMag. Philipp Kaufmann, Dipl.-Ing. (FH) Ludger Dederich, Dr. Gisela Gary, Mag. Dr. Robert Wieser, DI Johannes Fechner, Mag. Monika Döll

©: Franz Pflügl

GAM 08 _ Dense Cities

©: TU Graz - Fakultät für Architektur

Weltweit wachsen die Städte, so auch in Österreich. Vor allem die Achsen Wien-Bratislava und Graz-Maribor rechnen mit einem starken Bevölkerungszuwachs. Österreichs Hauptstadt hat in den nächsten Jahren mit einem Plus an 300.000 Menschen zu rechnen. Weil Nachverdichtung des innerstädtischen Raumes Platz schafft und ökonomischer mit den gegebenen Ressourcen umgeht, sprechen sich Experten aus unterschiedlichsten Fachrichtungen für Gebäudeaufstockungen und Dachbodenausbauten in den Städten aus.

Am 3. Oktober 2012 lud BauGenial ins K47 in Wien, wo Ökonomen, Umweltexperten und Architekten ihre Visionen zu diesem Thema diskutierten und Prof. DI Hans Gangoly, DI Johannes Fechner, Mag. Dr. Robert Wieser, DI Ludger Dederich und MMag. Philipp Kaufmann ihre Ideen dazu präsentierten.

Nutzen der vorhandenen Infrastruktur
Immer breiter werdende Speckgürtel ziehen Kosten nach sich: Das Straßennetz muss ausgebaut werden, es fehlt an Bildungseinrichtungen, Einkaufsmöglichkeiten, öffentlichen Verkehrsmitteln etc. Eine ökologische Bauweise allein ist hier kein Garant für Nachhaltigkeit – weite Wege verlangen mehr Mobilität und steigern somit die Emissionen.
Aus ökologischer und ökonomischer Sicht ist der Standort des Gebäudes entscheidend, so Hans Gangoly, Architekt und Professor an der TU Graz. Ein Mehr an Fläche, das in der Stadt durch die Aufstockung bereits vorhandener Gebäude gewonnen werden kann, knüpft an eine funktionierende Infrastruktur an. Nachverdichtung ist dementsprechend nicht nur nachhaltiger, sondern auch aus finanzieller Perspektive effektiver.
 
Nachverdichtung rechnet sich
In Zeiten der Krise ist es besonders wichtig, Wohnmöglichkeiten zu schaffen, die leistbar sind. In einer Studie des Wirtschaftsforschers Robert Wieser konnte festgestellt werden, dass die Häuserpreise seit 2007 drastisch ansteigen. Vor allem im städtischen Bereich wird Wohnen unverhältnismäßig teurer.
Immobilienexperte und ÖGNI Präsident Philipp Kaufmann schlägt ein „Pickerl fürs Haus“ vor. So könnten die Qualitäten eines Gebäudes transparent und Nachhaltigkeit greifbarer gemacht werden. Bewusstseinsbildung in diesem Bereich fehlt bis jetzt noch beim Thema Betriebskosten – meist wird nur um Mieten verhandelt, bei den Bewirtschaftungskosten haken wir noch zu wenig nach. Wohnen könnte durch eine Senkung dieser jedoch ökologischer und günstiger gestaltet werden. Gutes Gebäudemanagement bedeutet einen Mehrwert und günstigeres Wohnen für alle Beteiligten. Kaufmann ist überzeugt, dass sich die Aufwertung des Bestands für Mieter und Käufer rechnet.
 
Nachhaltig Bauen und Wohnen
Dass der nachhaltige Umgang mit Gebäuden uns alle angeht, betont auch Johannes Fechner, Bildungskoordinator von klima:aktiv und Lehrbeauftragter an der FH Technikum Wien und BOKU. Gebäude sollen gesamtoptimiert werden, wobei bei der Bewertung der Energieeffizienz weiter gedacht werden muss. Eine Prüfung auf Nachhaltigkeit berücksichtigt auch die verwendeten Baustoffe, die Raumluft, die Planung, die Ausführung sowie den Energieverbrauch inklusive Mobilität.

Höher hinaus mit Holzbau
Lösungen für die Nachverdichtungen bietet der Holzbau. Ludger Dederich, Architekt und Geschäftsführer des Holzbau Deutschland Instituts, stellte hierzu einige Projekte vor, bei denen mit Leichtbauweise neue, platzsparende und ökologische Wohnmöglichkeiten geschaffen wurden. Vielen leeren Flächen sowie leerstehenden Bauten der 1960er-Jahre könnte durch Ausbau und Umdeutung mehr Wert verliehen werden. Durch ungefüllte Lücken bleiben diese Ressourcen jedoch sinnlos liegen.

Visionäre denken weiter
Die Experten sind sich einig, dass die Technik und die Instrumente bereits vorhanden sind, um den aktuellen Entwicklungen entgegenzukommen. Die Umsetzung dieser Projekte scheitert meist an undurchsichtigen Förderwegen und einer teilweise überholten Gesetzgebung im Bereich Wohnbau. „Aktuelle gesellschaftspolitische Entwicklungen verlangen Bauprojekte, die weitsichtig und nachhaltig mit unseren Ressourcen umgehen. Daher ist es ist wichtig, die urbane Nachverdichtung trotz gesetzlicher Hürden zu forcieren. Nur so kann mehr Wert für ein Mehr an Bevölkerung geschaffen werden“, so Stefan Vötter, Geschäftsführer von Bau.Genial.
(Pressemeldung)

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