10/03/2004
10/03/2004

Einige Anmerkungen zur Podiumsdiskussion Im Brennpunkt "Schwerpunkte der Grazer Stadtentwicklung" am Montag, den 8. März 2004 im Großen Minoritensaal in Graz.

„Was ist eine tolle Stadt?“
Die selbstgestellte Frage beantwortete Bürgermeister Siegfried Nagl bürgernahe mit der Definition von Lebensqualität als (schwerdefinierbaren) Sammelbegriff für positive Qualitäten, die eine Stadt für alle Bewohner lebenswert machen. Diese lebenswerte Stadt sei aufgebaut auf drei Qualitätssäulen: KULTUR - WISSENSCHAFT - ARCHITEKTUR.
Die Wege dazu führen von der Ordnungsstadt als überholtes Modell über die Dienstleistungsstadt, als Überlebensmodell auch nicht mehr haltbar, hin zur Bürgerstadt.
Das ergäbe ein geradezu ideales Bild von Stadt als komplexes, soziokulturelles Geflecht, das dem permanenten Veränderungsprozess unterliegt, wie es Harald Saiko formulierte.

Schon der Gedanke an die drei Säulen lässt selbst bei größtem Optimismus Unbehagen aufkommen: Der Stellenwert der KULTUR in Zeiten leerer Kassen und schwindenden Bewusstseins, nicht nur seitens der Politik, soll hier nicht näher ausgeführt werden. Um zu wissen, wie es um die WISSENSCHAFT bestellt ist, reicht der tägliche Blick in die Zeitung. Bliebe die Hoffnungssäule ARCHITEKTUR als wichtiger CI Faktor (wie man das nennt), mit der sich die Stadt Graz seit geraumer Zeit international positioniert.
Wenn schon die Nachnutzungskonzepte des Kulturhauptstadtjahres 2003 für 2004 fehlen – ein Versäumnis, das von der Politik auch zugegeben wird – wie ist es dann um Konzepte für eine länger gedachte, nachhaltige Stadtentwicklung bestellt?
Darüber gab es keine über das Allgemeine hinausreichenden Informationen. Dauerbrenner wie die Grazer Messe, der Verkehr und die Probleme der Grazer Innenstadt brachten keine neuen Erkenntnisse.

Die Liste der ungeklärten "Schwerpunkte" dieser Stadt wäre lang und mehr als nur e i n e Diskussion mit Politikern, Kulturschaffenden und Wissenschaftern wert - mit Beteiligung der Bürger, um bei der Bürgerstadt zu bleiben. Dazu bedürfte es aber auch einer transparenten Informationspolitik, einer Vernetzung von Interessen und des Engagements vieler.

Verfasser/in:
Ute Angeringer
"Kommentar"
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