19/10/2016

Was sich in Bezug auf das Haus Albrecher-Leskoschek in der Hilmteichstraße 24 in Graz über den Sommer 2016 getan tat.

Nachzulesen sind auch einige Artikel der letzten drei Monate unter den Links unten.

Die Autorin würde sich über Kommentare freuen!

19/10/2016

TÜR ZU _ Originaltüre mit Originabeschlägen zum Sanitärraum

©: Jördis Tornquist

TÜR AUF _ Originaltüre mit Originabeschlägen zum Schlafzimmer

©: Jördis Tornquist

Abbruch, Erhalt in Teilen oder zur Gänze

Ich habe versprochen, nach der mehr als drei-monatigen Sommerpause den GAT-LeserInnen zu berichten, was sich in Bezug auf das Haus Albrecher-Leskoschek bislang getan tat. Die beträchtlichen architektonischen Bau- und Raumteile und der zeithistorische Hintergrund bewegte einige engagierte Menschen in Graz nach dem „Abschiedsfest“ am 05.06.2016 in der Hilmteichstarße 24 weitere Unterschriften zu sammeln, unter diesen auch Elke Khar, mittlerweile Bürgermeister-Stellvertreterin. Die Anzahl der analog gesammelten Unterschriften konnte auf 344 erhöht werden, analog steht auch für viele persönliche Gespräche und Diskussionen.

Diese Unterschriften wurden bei einem Gespräch am 3.10.2016 den beiden Vorständen der Krankenanstalten Gesellschaft (KAGES) von Frau Kahr persönlich übergeben. Ich bedanke mich auf diesem Weg nochmals bei Frau Kahr, unter anderem auch dafür, mich zu diesem Termin mit eingeladen zu haben. Auch das Buch Hilmteichstraße 24 und die zahlreichen Fachartikel der letzten drei Monate wurden bei diesem Termin übergeben und die beiden Herren haben beteuert, dass sie darin gerne lesen werden.

Die Vorstände, die im Februar 2015 das Grundstück für die KAGES erworben hatten, wurden von Elke Kahr über die Bedeutung Herbert Eichholzers, seines Werkes und dieses Ortes im Speziellen, als Ort des Widerstandes, in Kenntnis gesetzt und mit einem herzlichen „Bitteschön“ gebeten, darauf gebührlich zu reagieren. Seitens der KAGES wurde auf die Zwänge des Radiologie-Neubaus, der aus spitalsorganistorischen Gründen genau dort im Nahbereich von den Gebäuden der Inneren Medizin und der EBA (Notfallaufnahme) platziert werden muss, und auf den sehr engen Budgetrahmen verwiesen. Der anwesende Krankenhausplaner (KAGES) hat die Türe jedoch einen Spalt geöffnet, als er vorschlug, dass in den laufen Wettbewerb auch das kulturelle Erbe einfließen soll, dass eventuell Teile des Gebäudes an einer Stelle im Neubau rekonstruiert werden könnten. Die Vorstände sind nicht abgeneigt – vorausgesetzt, das verursacht keine Mehrkosten. Ein großes Entgegenkommen ist es auch, dass drei fachkundige Leute von der KAGES eingeladen werden sollen, um in die in Ausarbeitung befindliche Architekturausschreibung einzusehen.

Das Bürgermeisteramt wurde in der Folge ebenfalls von der Sache in Kenntnis gesetzt. Im Namen des Bürgermeisters antwortete man auf die übergebenen Unterschriften nur lapidar, dass man nicht zuständig sei. Das LKH ist Sache des Landes Steiermark.
Die Kulturstadträtin meldete sich und steht „voll und ganz hinter dem Vorhaben dieses historisch so wichtige Gebäude zu erhalten“ und will „u.a. auch die Standortfrage sensibel klären“ lassen.
Nach Gesprächen mit der TU Graz, dem Institut für Architekturtheorie, Kunst- und Kulturwissenschaften (AKK), und Leuten der KF-Uni Graz, Institut für Kunstgeschichte sowie dem Denkmalamt, gibt es nun zum Teil sehr widersprüchliche Ansichten, wie mit diesem Erbe richtigerweise umzugehen ist.
Jedenfalls hat sich herauskristallisiert, dass die meisten finden, dass dieser Ort mit seinem speziellen „Genius Loci“, schützenswert ist. Nur wie? Es sind nun einige Leute der oben genannten Institutionen noch bereit, sich zu engagieren, zum Beispiel wird derzeit an beiden Universitäten mit Studierenden an dem Thema gearbeitet, um vernünftige, vielleicht auch ausgefallene oder sogar radikale Ideen zu entwickeln. Wir dürfen gespannt sein.
 
Interessant ist auch, dass die Kollegen und Kolleginnen, die im Haus Albrecher-Leskoschek gewesen sind, sich mehrheitlich für den Erhalt aussprechen, während die nicht im Haus Gewesenen mehrheitlich den Abbruch hinzunehmen bereit sind. Das zeigt, dass das Haus seine Atmosphäre nicht eingebüßt hat. Wegen der starken äußeren Überformung ist es anscheinend unvorstellbar, dass noch bemerkenswerte architektonische Details von Herbert Eichholzer erhalten geblieben sind. Deshalb ist das Haus Albrecher-Leskoschek auch weder im Buch von Friedrich Achleitner (Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert - Band II: Kärnten, Steiermark, Burgenland, 1983), noch in der Österreichischen Kunsttopographie (Band LX, 2013) zu finden.
Laut Denkmalamt ist eine „ausreichende geschichtliche, künstlerische oder sonstige kulturelle Bedeutung“ nicht gegeben, da angeblich nichts mehr auf die Anwesenheit von Herbert Eichholzer in diesem Haus hinweist.

Aus städtebaulicher Sicht könnte es doch möglich sein, das man vorerst eine Insel, auf der das Haus steht, definieret, ohne dass die oberirdischen Zu- und Anlieferungen oder die Personenströme zum zukünftigen Radiologie-Gebäude beeinträchtigt wären. Danach sollte diese Fläche gesichert werden. So bleibt mehr Zeit, über Nutzungen, wie eine kleine Widerstands-Museumsinsel, einen Kunstraum, einen überkonfessionellen Gedächtnisraum, ein Kaffee, oder nur ein Mahnmal etc. nachzudenken. Das Gebäude ist ja in keinem so schlechten Zustand, es regnet noch nicht hinein.

Zwischen Zweifel und Verzweiflung ist vorerst nur darauf zu vertrauen, dass Totgesagte länger leben.

Terminempfehlungen

Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+