„The Laboratory of the Future“ kuratiert von Lesley Lokko
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Venedig

Hinter dieser Mauer liegt eines der wenigen verbliebenen, noch überwiegend von lokaler Bevölkerung bewohnten Viertel Venedigs. © AKT, Hermann Czech

Diagramm © AKT, Hermann Czech

Modellfoto © Theresa Wey

18. Internationale Architekturausstellung – La Biennale di Venezia

Previewtage: 18. und 19. Mai 2023
Ausstellungsdauer: 20. Mai bis 26. November 2023

Öffnungszeiten:
20. Mai–30. September, 2023: 11–19 Uhr
1. Oktober–26. November: 10–18 Uhr
(montags geschlossen, außer am 22. Mai, 14. August, 4. September, 16. Oktober, 30. Oktober und 20. November 2023)

Österreichischer Pavillon
Partecipazione / Beteiligung
kuratiert von AKT & Hermann Czech 

Das Wiener Architekturkollektiv AKT und der Architekt Hermann Czech planen für die 18. Internationale Architekturausstellung – La Biennale di Venezia einen gesellschaftlich wirksamen temporären Umbau des Österreichischen Pavillons. Ein Teil des Gebäudes wird zum angrenzenden Stadtteil geöffnet und frei zugänglich an die Bevölkerung Venedigs abgetreten. Im Zentrum dieses architektonischen Eingriffs steht die Frage nach der Verfügungsmacht über Raum und nach den gesellschaftlichen Verschiebungen, die Architektur in gebauter Form auslöst.

Verdrängung
Erstmals in ihrer jüngeren Geschichte hat die Einwohnerzahl der Altstadt Venedigs einen historischen Tiefpunkt erreicht und ist unter die kritische Marke von 50.000 gesunken. Räumliche Verdrängungsprozesse und der Verlust essenzieller Infrastruktur führen seit Jahrzehnten zu einer steten Entvölkerung der Stadt. Politische Versprechen wurden gebrochen, raumplanerische Kontrollinstanzen wurden in den vergangenen Jahren schrittweise abgeschafft. Der soziale Wohnungsbau wurde mittlerweile de facto eingestellt. Das einheimische Leben in Venedig wird zunehmend marginalisiert.

Verschiebung
Der Österreichische Pavillon liegt an der nordöstlichen Grenzmauer des Biennale-Areals. Der dahinter liegende Stadtteil ist eines der wenigen verbliebenen, noch überwiegend von lokaler Bevölkerung bewohnten Viertel Venedigs. AKT und Hermann Czech planen die historische Biennale-Mauer zu öffnen, die Trennung zwischen Biennale und Stadt in den Pavillon zu verschieben und der städtischen Öffentlichkeit Platz einzuräumen: ein ​„Laboratory of the Future“. Der Österreichische Pavillon fordert so, aus der Mitte der größten Kulturveranstaltung Venedigs, diese auf, sich im Kontext der Stadt ihrer politischen und kulturellen Verantwortung als ​„Labor der Zukunft“ zu stellen.

Beteiligung
Wie wirkt Architektur, wie verschieben sich gesellschaftliche Zustände, wenn sie gebaut wird? Diese Frage stellt das zentrale Exponat der Ausstellung, die trennende Wand, die den symmetrischen Pavillon im Eingang zwischen den Haupträumen teilt. Der östliche Teil des Gebäudes samt Hof soll über einen neu hergestellten Zugang von der Stadt aus frei zugänglich gemacht werden. Er wird so an ihre Bewohner*innen und lokale Initiativen als Versammlungsraum übergeben. Der westliche Teil bleibt von der Biennale aus begehbar. Dort werden der Umbau des Pavillons durch AKT und Hermann Czech sowie das Verhältnis zwischen Biennale und Stadt im Rahmen einer Ausstellung und eines Begleitprogramms thematisiert.

Verantwortung
Sollte die geplante Öffnung zur Stadt am Widerstand der Biennale und/oder den beteiligten Institutionen scheitern, wird dieses Scheitern zum politischen Inhalt der Ausstellung. Der für das Projekt geplante architektonische Zustand wird bis auf die verhinderte Anbindung hergestellt und als unzugängliche Leerstelle zum zentralen Exponat der Ausstellung. Die dann nicht öffentlich zugängliche Hälfte des Pavillons wird für die Biennale-Besucher*innen als vergebene Möglichkeit der Beteiligung erfahrbar gemacht. Das Scheitern, ebenso wie seine Gründe, werden dokumentiert und im Zuge der Ausstellung kontextualisiert. Die politische Dimension der Verantwortung kultureller Institutionen wird damit dem internationalen Publikum umso anschaulicher und dringlicher dargestellt.

“Die architektonische Trennung ist nicht vollständig, denn man hört und sieht einander schemenhaft, spürt die Anwesenheit der Anderen. Man nimmt Teil, ist beteiligt. Aus Abstand wird Beteiligung, aus beziehungsloser Koexistenz verhandelbare Nachbarschaft.”
AKT

„Architektur ist nicht das Leben. Architektur ist Hintergrund. Alles andere ist nicht Architektur.“
Hermann Czech

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Zu erreichen vom Bahnhof und dem Piazzale Roma mit den Vaporetto-Linien
Arsenale: 1, 4.1
Giardini: 1, 4.1, 5.1, (6 nur ab Piazzale Roma)

Veranstaltungsort
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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