Primal Energies
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Graz

Bill Fontana, "Hydro Power Landscape", 2019, Filmstill

©: Universalmuseum Joanneum

Im Frühjahr 2020 kommt der seit Jahrzehnten international agierende amerikanische Klangkünstler Bill Fontana mit einer Einzelausstellung und dem Reenactment Sonic Projections im Rahmen von Graz Kulturjahr 2020 zurück nach Graz. Als ehemaliger Schüler von John Cage, Dick Higgens und Alison Knowles steht sein heutiges Werk für eine Fortsetzung radikaler Konzepte der 1970er-Jahre wie für den Drang, das Studio zu verlassen, und steht damit in Verbindung zur parallel gezeigten Ausstellung CalArts. Fontana zeigt im Kunsthaus Graz und in der Stadt zwei für den Ort geschaffene Live-Installationen, die sich auf das Wahrnehmen der eigenen Umwelt konzentrieren.
Während im Kuppelraum des Kunsthauses Graz erneuerbare Energien über multidimensionale Klangteppiche und Bildmontagen im Raum als physische Eingriffe erfahrbar werden, wird der Stadtraum über die versöhnlichen Natur- und Kulturklänge des Reenactments Sonic Projections erklingen.
In Bill Fontanas Einzelausstellung Primal Energies im Space01 des Kunsthauses Graz entsteht eine für den Ort geschaffene Live-Installation über die akustische und visuelle Ästhetik erneuerbarer Energien. In einer großen Raummontage schafft Fontana eine sich stets verändernde Installation, die Klänge von Wasser-, Erd-, Sonnen- und Windenergiegewinnung visuell und akustisch aufbereitet. Aus präzisesten akustischen Aufnahmen und verfremdeten Bildaufnahmen kreiert der Künstler eine mehrdimensionale Komposition, in die Liveaufnahmen aus der lokalen Umgebung direkt hineinwirken. Seine Arbeit thematisiert technische Entwicklungen und Infiltrationen in eine alltägliche Umwelt und macht sie direkt physisch erfahrbar.
Gleichzeitig schließt sie eng an aktuelle Diskussionen über Nachhaltigkeit und Umweltschutz an. Angebunden an die Ausstellung des Klangkünstlers Bill Fontana wird in Zusammenarbeit mit dem Künstler und verschiedenen Kooperationspartnern das Reenactment der Klangarbeit Sonic Projections from Schloßberg (steirischer herbst 1988) als technisch hochentwickelte und integrativ vermittelnde Soundarbeit im urbanen Raum entstehen. Nicht zuletzt der damalige Widerstand aus unterschiedlichen Kreisen zeugt von Fontanas Fähigkeit, sensible Punkte einer Gesellschaft zu erspüren.
Aus heutiger Sicht beruhte die empfundene Provokation auf einem Missverständnis, ausgelöst durch fehlende Breiteninformation und – der Zeit entsprechend – wenig aktive Vermittlungsarbeit. Nach über 30 Jahren Mythenbildung um das historische Stück wird mit dem Reenactment das akustische Gedächtnis der Stadt neu aufgefrischt. Sowohl historisch und technologisch sowie in Relation zu einer sich ständig verändernden Stadt wird das Projekt eine neue Gestalt annehmen. Gemeinsam mit verschiedenen Partnern aus der Stadtforschung, der Klangforschung, dem Lärmschutz und der inklusiven Vermittlung wird daraus ein Instrument des genauen Hinhörens und Erfahrens einer Stadt.
Seit den 1960er-Jahren verwendet Fontana Klang als skulpturales Medium. Über 50 Klangskulpturen weltweit und mehr als 20 interkontinentale Radioskulpturen haben ihn international zu einem äußerst gefragten Soundkünstler werden lassen, der sich darauf versteht, aus dem passiven Hören ein aktiv einsetzbares Verständnismedium zu machen. Besonders seine jüngeren Installationen in Paris, London und San Francisco (zum Teil auch permanent im städtischen Raum installiert) tragen dazu bei, den Eigenklang von Umgebungen und deren historische oder kulturelle Muster physisch zu erfahren und kognitiv zu erforschen.

In Zusammenarbeit mit der Kunstuniversität Graz, dem Ö1 Kunstradio (ORF), Radio Helsinki, mur.at, FunkFeuer Graz und dem von der AVL Cultural Foundation unterstützten Projekt „Kultur inklusiv“.
Kuratiert von: Katrin Bucher Trantow
Ort: Space01

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16. + 17.11.2023
 
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