Graz

Sophie Taeuber-Arps Fluchtlinien

Beim zweiten Art Brunch im Bad stellt Myriam Thyes (DE) und Styrian-Artist-in-Residence (St.AiR) eine noch unvollendete Animation vor und zur Diskussion:

Myriam Thyes (DE) und Eva Ursprung im Gespräch mit Iris Kasper zur Animation Sophie Taeuber-Arps Fluchtlinien.

Etliche Werke von Sophie Taeuber-Arp, die 1940-42 in ihrem Exil in Südfrankreich entstanden, zeigen in vordergründig ungegenständlich wirkenden Linien-Geflechten Kriegs-, Verfolgungs- und Flucht-Symbolik. Trotz der angedeuteten schlimmen Vorgänge sind diese Zeichnungen sehr ästhetische Gebilde. Meine Flash-Animation, in der ich ihre Werke mit Fotos aus dem 2. Weltkrieg kombiniere, zeigt die Diskrepanz zwischen Taeuber-Arps künstlerischem Tun und der Welt des Krieges und der Verfolgung. Insofern ist mit „Fluchtlinien“ auch Taeuber-Arps innere Flucht vor der Realität gemeint. Meine Arbeit thematisiert diesen für Künstler/innen bis heute aktuellen Konflikt - Kunst in der Gegenwart von Unrecht und Gewalt.
In Taeuber-Arps „Lignes“-Werkgruppe erscheint auch ein Aspekt von DADA: Die (sinn-verweigernde) Kunst der Kriegsflüchtlinge.

In der Animation verarbeite ich acht von Taeuber-Arps Bildern. Ihre Kompositionen zu animieren, liegt nahe, da sie in dieser Werkgruppe besonders viele Variationen aus gleichen Grundelementen schuf, und weil in ihrem gesamten Werk Tanz, Bewegung, Rhythmus eine wichtige Rolle spielen. Die verwendeten Kriegs-Fotografien stammen aus dem Deutschen Bundesarchiv und dem Deutschen Historischen Museum.

Noch hat die Animation keinen Ton: Geplant ist eine Collage aus Geräuschen und dumpfem Trommeln (ohne Musik oder Text).

Eva Ursprung arbeitet seit Anfang April gemeinsam mit Myriam Thyes am Projekt Auf der Suche nach dem Schwammerl in der Triestersiedlung. Die Ergebnisse der Nachforschung nach Gedächtnisspuren und Fotografien des „Schwammerlbades“ werden im diesjährigen steirischen herbst im Schaumbad präsentiert. Parallel dazu durchstreifen die Künstlerinnen den Südrand von Graz und sammeln Materialien aller Art. Aus den Klängen von Parks, Lokalen, Gebetshäusern, Innenhöfen und Kunstgärten webt Ursprung für den Brunch ein Klangenvironment, das durch die Vielfalt der hiesigen Lebenswelten führt.

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16. + 17.11.2023
 
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