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Linz

Friedrich Goffitzer mit Studierenden an der Kunsthochschule Linz

©: afo architekturforum oberösterreich

Bauten, Projekte, Szenografien, Design

Obwohl Friedrich Goffitzer ein breit gefächertes Werk hinterlassen hat, sind seine Bauten und Projekte, seine Ausstellungsgestaltungen und Bühnenbild-Visionen, seine Entwürfe für Industrie und Design sowie seine umfassenden Studien zu Harmonik und Proportion selbst in Fachkreisen wenig bekannt.

Auch sein wichtigster Bau – die 1967/68 errichtete Synagoge in Linz – wurde bisher nicht in einem breiteren Kontext rezipiert. Nachdem der Nachlass von Friedrich Goffitzer in den beiden letzten Jahren katalogisiert worden war, widmet das afo architekturforum oberösterreich dem Werk dieser facettenreichen Persönlichkeit nun mit Originalmaterialien aus dem Archiv eine Werkausstellung, deren Fokus auf den Arbeiten der 1960er und 1970er Jahren liegt. Gerade in den Projekten dieser beiden Jahrzehnte tritt Goffitzers gesamtheitliche Auffassung von Architektur und Gestaltung zutage, in der sich gesteigertes Form- und Materialbewusstsein mit künstlerischer Subjektivität und sozialer Gesinnung vereint. Anhand der drei Schwerpunkte Industrie – Wohnen – Sakralräume lässt sich eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit dem Raum und seiner Wirkung auf den Menschen (Proportion, Lichtführung etc. ...) nachzeichnen, die neben gesellschaftlichen Aspekten die Basis seines Schaffens war.

Wesentliche Prägungen hat der gebürtige Klagenfurter an der Kunstschule in Linz in der Meisterklasse Innenarchitektur bei Wolfgang von Wersin erfahren, sein Architekturstudium schloss er an der Akademie für angewandte Kunst in Wien bei Norbert Schlesinger ab. Goffitzers Weg führte über das Entwerfen von Gebrauchsgegenständen und Ausstellungsszenografien zum Bauen – im Sinne eines universalistischen Architekturbegriffs reichen seine Entwürfe vom Notenständer bis zum Städtebau.

Auch wenn Goffitzer den Typus eines radikalen Einzelgängers verkörperte, engagierte er sich in unterschiedlichen Konstellationen und stieß in Wirtschaft und Industrie auf kultivierte Bauherren (z.B. Leischko). Mitte der 1950er Jahre wurde er Konsulent an der Kammer der gewerblichen Wirtschaft in OÖ, 1961 Generalsekretär des Österreichischen Werkbunds, 1964 übernahm er die Gesamtgestaltung der österreichischen Abteilung der XIII. Triennale in Mailand.

1973 wurde er Professor für Innenarchitektur, später für Architektur an der Hochschule für künstlerische Gestaltung in Linz (Emeritierung 1996), 1976 war er Gründer und wissenschaftlich-künstlerischer Leiter des Österreichischen Forschungsinstituts für behindertengerechte Umweltgestaltung. Obwohl einzelne Entwürfe in ihrem Ausdruck zeitverhaftet scheinen, strahlen die von Goffitzer bearbeiteten Themen eine ungebrochene Aktualität und Frische aus.

Die Ausstellung versteht sich vor dem Hintergrund eines neu zu entdeckenden Werks als Beitrag zu einer breiteren Auseinandersetzung mit der Architektur der 1960er und 1970er Jahre, die nicht nur in Oberösterreich zu den „gefährdeten“ Dekaden zählt.

Aufarbeitung des Nachlasses: Maria Weinberger/KTU Linz
Kuratorin +
Ausstellungsgestalterin: Veronika Müller

Eröffnung: 02. Dez. 2014, 19:00 Uhr

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