-
Graz

Josef Bauer ‘Körpergalerie’, 1974

©: Josef Bauer

Der Grazer Kunstverein setzt seine Erkundungen zur Autonomie von Kommunikation und Austausch mit zwei künstlerischen Positionen fort, deren Praxis tief mit dem physischen Verständnis von Sprache verwurzelt ist.

Josef Bauer
Werke 1965–Heute
Josef Bauers Praxis ist irgendwo zwischen Konkreter Poesie, Performance und Malerei angesiedelt; in ihr erkundet der Künstler die physische Beziehung zu linguistischer Produktion und deren Ausstellung.
Anders als die Dichter der Konkreten Poesie seiner Generation erforscht Bauer jedoch die greifbare Landschaft und die Räume, in denen Sprache und ihre Darstellung in Beziehung zum Körper miteinander verbunden werden. Diese häufig skulpturalen Interventionen und Installationen ähneln rebusartigen Strukturen, in denen Begriffe wie „Größenordnung“ und „Spur“ wichtige Rollen spielen. Sein Interesse an der Problematik der Beziehung des menschlichen Körpers und seiner Interaktion mit dem bildhauerischen Objekt war auch Gegenstand genauerer Untersuchungen einiger seiner Kollegen wie Franz West.
Bauer allerdings brachte die Semiotik ins Spiel, um das linguistische Potenzial dieser Objekte hervorzuheben. Sein unmittelbares Setting wurde für ihn zum Werkzeug, um die Welt um ihn herum zu verstehen und sich mit dieser in Beziehung zu setzen. Diesem physischen Verständnis gab er den Titel „Taktile Poesie“, was ganz wörtlich auch „Poesie-zum-Berühren“ oder „berührte Poesie“ meint.

Mitte der 1960er-Jahre ließ er vom „Papier“ ab und drückte fortan sein Interesse an Sprache visuell in dreidimensionalen, setartigen Installationen aus, die malerische und performative Landschaften einbinden. Diese Szenerien und Handlungen umfassen häufig auch Buchstaben als Skulpturen, um das Ausmaß zu unterstreichen, in welchem sich Themen zu Objekten transformieren. Seine „Buch­staben“, zum Beispiel, bestehen aus Metallstangen, an denen jeweils Buchstaben befestigt sind. Sie ähneln vergrößerten Lesezeichen, erinnern uns aber auch an Requisiten, die häufig bei Demonstrationen zum Einsatz kommen. Die Bilder, die den Kampf der KünstlerInnen zeigen, wie sie die Strukturen in die Höhe halten, um Worte zu bilden, sind ein perfektes Beispiel für seinen Versuch, mit seiner Umgebung physisch zu kommu­nizie­ren. Bauers Arbeit ist konkreter als die eines jeden anderen Dichters Konkreter Poesie, während sie gleich­zeitig die mögliche Autonomie ihrer Formen berücksichtigt und so eine gewisse suggestive Kryptografie ins Leben ruft.

Bauers letzte Einzelausstellung in Graz geht auf das Jahr 1974 in der Neuen Galerie zurück und jetzt, 40 Jahre später, freut sich der Grazer Kunstverein, die erste Überblicksausstellung des Künstlers im In- und Ausland mit mehr als 30 Arbeiten zu präsentieren, die über 40 Produktionsjahre umspannen – von den frühen Experimenten mit abstrakten Formen zu neueren Untersuchungen mit Sprache und Farbe.

Josef Bauer wurde 1934 in Wels, Österreich, geboren und studierte an der Universität für Künstlerische und Industrielle Gestaltung in Linz von 1956–1964. Seither hat er sowohl in Österreich wie auch im Ausland ausgestellt. Er lebt und arbeitet in Gunskirchen und in Linz, Österreich.

Eröffnung: Freitag, 6. Dezember, 18:00 Uhr

Veranstaltungsort
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+