Graz
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Am 24.11.2016 findet ab 17.00 Uhr die ISG Generalversammlung im Franziskanerkloster, Bernardin-Saal, Eingang Albrechtgasse 6a statt.
Danach sind um 18:00 Uhr
 die Galeristin Lena König aus Berlin und der Grazer Univ. Prof. Arch. Roger Riewe in einem Vortrag unter dem Titel Denkmalpflege progressiv über das Projekt St. Agnes – jetzt Galerie König – zu hören. Diese wurde gerade mit dem Berlin Architecture Award 2016 ausgezeichnet und im internationalen Ranking von DETAIL auf den 2. Rang gehoben.
Die profanierte Kirche St. Agnes in Berlin gehört zu knapp 100 Kirchen, welche das Erzbistum Berlin aus seiner sakralen Funktion entlassen musste. Abriss oder Umwidmung war die drängende Frage der katholischen Kirche! Architekt Brandlhuber/Burlon haben in der Umsetzung mit dem Büro Riegler/Riewe eine architektonische Lösung für Kirche und Gemeindezentrum St. Agnes gefunden, die belegt, welches Transformationspotenzial in Denkmälern steckt.

Thomas Burlon zum Projekt St. Agnes >Galerie König 
Das Paradies ist anderswo
Die Krise des Jenseits verschafft dem ehemaligen Gemeindezentrum St. Agnes in Berlin eine Chance im Diesseits.

„Die Gemeindemitglieder von St. Agnes müssen sich von ihrer Kirche verabschieden.“ Mit diesen Worten stimmte das Erzbistum Berlin seine Gemeindemitglieder auf Sparmaßnahmen ein. Auf Grund eines finanziellen Desasters war das Erzbistum 2003 gezwungen seine 207 Kirchgemeinden auf nahezu die Hälfte zu reduzieren. „Abriss statt Umwidmung“, was die Katholische Kirche für den Einzelfall erwägt sollte in Berlin fast einhundert Kirchen treffen. Im westlichen Kreuzberg waren hiervon die Gemeinden St.Bonifatius, St. Johannes und St. Agnes betroffen. Alle drei Gemeinden wurden zur Großgemeinde St. Bonifatius zusammengelegt und St. Johannes Gotteshaus für die Katholische Polnische Gemeinde reserviert. St. Agnes dagegen wurde durch das Erzbistum aufgegeben, profaniert und bis Anfang 2012 zunächst an eine Freikirche später an eine Notunterkunft für Obdachlose vermietet. Interessant ist die Tatsache, dass zugunsten eines neogotischen und eines neoromanischen Gebäudes entschieden wurde. Die Kirche steht hier vor der gleichen Herausforderung wie weite Teile der Gesellschaft. Die Frage ob eine Bausubstanz egal welchen Alters erhaltenswert ist und weitergebaut werden kann sollte grundsätzlicher gestellt, Denkmalpflege und Erhaltung progressiver gedacht werden. 

Der Umgang mit Bestand ist intellektuell und entwurflich eine äußerst anspruchsvolle Aufgabe. Die Eintragung von St. Agnes im Jahr 2008 in die Berliner Denkmalliste bot zumindest in diesem Fall die Möglichkeit jenseits der üblichen Verwertungsstrategie von Abbruch und Neubau Ideen zu entwickeln. Mit dieser Vorgeschichte erwarb der Galerist Johann König 2012 die in zentraler Lage Berlins gelegene Anlage, um sie in ein Kunst- und Kulturzentrum umzunutzen. Das Grundstück wird in Form eines auf 99 Jahre festgeschriebenen Erbbaupachtvertrages genutzt. Die Katholische Kirche bleibt Eigentümer des Grundstückes und behält damit die Handhabe über zukünftige Entwicklungen. Die Gebäude sind hingegen im Eigentum des Galeristen. Der bauliche Zustand der Kirche hatte nach über 40 Jahren vor allem durch fehlende Instandhaltung stark gelitten und wies große Mängel auf. Neben Fehlstellen und Rissen im Sichtbeton und der Putzfassade wurden die Schäden hauptsächlich durch undichte Dächer verursacht. Die Dachentwässerung wurde durch Provisorien aufrechterhalten, die eher an installative Kunstwerke als an funktionierende Konstruktionen erinnerten. Die Stadt erhofft sich von dem Galerieprojekt neben der Erhaltung der denkmalgeschützten Anlage auch eine positive Ausstrah- lung für die Umgebung.

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Veranstaltungsort
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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