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Gloggnitz

Schulzentrum Gloggnitz, Richtergasse 6, 2640 Gloggnitz. Architektur: Dietmar Feichtinger Architectes. Foto: David Boureau

In der Reihe ORTE vor Ort werden im Rahmen der Architekturtage 2021/2022 zum Thema Architektur und Bildung: Leben Lernen Raum herausragende Beispiele des Planens und Bauens in Niederösterreich vorgestellt: bei dieser Bauvisite besuchen wir das neue Schulzentrum Gloggnitz, das 2021 den ZV-Bauherrenpreis erhalten hat.
Architekt Dietmar Feichtinger wird einen Einblick in die Planung geben, die Gloggnitzer Bürgermeisterin Irene Gölles wird aus Sicht der Bauherrschaft berichten und Herbert Pfeiffer, Direktor der Volksschule, über das Lernen und Arbeiten im neuen Gebäude.

"Die niederösterreichische Stadt Gloggnitz kämpft mit Strukturproblemen, denen man auf unterschiedliche Art entgegnet. Beim Hereinfahren in den Ort preist gleich das erste Schild im Kreisverkehr die Einkaufsstadt Gloggnitz an, zugleich wird das Stadtzentrum durch das große neue Schulzentrum dominiert, welches programmatisch Bildung als Zukunft der Stadt hervorhebt. Zwar war bereits zuvor das alte Schulzentrum, bestehend aus Volksschule, Mittelschule und Polytechnikum, an diesem prominenten Standort, doch der Neubau umfasst nicht nur zusätzlich das Sonderpädagogische Zentrum, er ist auch kompakter, was vor allem dem quadratischen Grundriss von ca. 70 auf 70 Meter geschuldet ist.
Ein solches Volumen kann als Barriere wirken. Doch das Architekturbüro von Dietmar Feichtinger und die Bürgermeisterin, Irene Gölles, machen plausibel, wie diese gemeinsame bewusste Entscheidung genau das Gegenteil bewirken kann und soll.
Die im Wettbewerb geforderte Nachhaltigkeit betraf nicht nur das ökologische Konzept, das mit Wärmepumpe, Massespeicherung und Solarzellen heutigen Standard erfüllt. Vielmehr ging es vor allem darum, die vielfältigen sozialen und pädagogischen Aktivitäten zu einem nachhaltigen Austausch mit der ganzen Stadt zu verbinden. Das geschieht auf mehreren Ebenen. Zum einen bietet das Schulzentrum in den eigenen Räumen die Möglichkeit zur Nutzung durch Sportvereine, Veranstaltungen aller Art.
Zum anderen ist die Erdgeschoßzone konsequent raumhoch verglast, sodass PassantInnen unmittelbar Einblick in die Werkstatt-, Experimentier- und Technikräume haben, die hier untergebracht sind. Vor allem aber werden die zentral gelegenen Sporthallen – eine Turnhalle, eine Kletterwand, ein Gymnastikraum –, auf die man stößt, sobald man das Gebäude betritt, Besuchende visuell und akustisch in ihren Bann ziehen. Wahrscheinlich eine Hommage an Josef Lackners Ursulinengymnasium in Innsbruck (1980), funktioniert die Botschaft hier im Stadtzentrum noch viel besser: spielende, lernende, tobende Kinder sind die beste Investition in die Zukunft.
Die offene Form unterstützt auch das dreidimensionale Raumfachwerk aus Stahl, das 30 Meter weit spannt, genauso wie die Clusterung der Klassenräume im ersten Obergeschoß jeweils um einen „Marktplatz“ und diese wiederum um einen großen offenen Hof auf dem Dach, der zudem wunderbare Ausblicke in die Umgebung ermöglicht. Dazu belastbare Materialien wie Fichtenholz für die Innenräume (Lärche im Außenbereich), einfache Holzwolle für die Decke und zahlreiche Durchgänge oder -blicke dürften dem Anliegen der Gemeinde nach vielfältigem Austausch, Inklusion, Diversität und Nachhaltigkeit genau entsprechen." (Text: Angelika Schnell für den ZV-Bauherrenpreis)

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