30/05/2008
30/05/2008

Fotos: Splitterwerk

Was vor 20 Jahren mit dem Entwurf des Logos für den steirischen herbst begann, was bisher geschah und womit sich SPLITTERWERK gerade unter anderem beschäftigt, zeigt die Werkschau im Forum Stadtpark noch bis Sonntag, den 01.06.2008.

Das, was heute sozusagen state of the art ist, nämlich dass junge kreative Köpfe sich als Label mit klingenden Namen präsentieren, wurde den jungen Studierenden vor 20 Jahren nahe gelegt, damit man sich die ewig langen Namenslisten der Projektteilnehmer ersparte.
Und so beginnt die Werkschau mit der Präsentation jenes Projektes, zu dessen leichterem Handling SPLITTERWERK gegründet wurde. Gemessen daran, wie grafische Produktion heute passiert, sehen die bunten Seiten mit sorgfältig von Hand ausgeschnittenen Kleinteilen und den variablen Möglichkeiten der Logoverwendung wie eine nette Bastelarbeit aus. Dabei waren Farbkopien zu dieser Zeit absolut up to date, weshalb man sich der Nutzung des Neuen mit Akribie widmete.

Noch im selben Jahr interveniert die junge Gruppe, anlässlich des Anschlages auf die zur Siegessäule verwandelten Marienstatue am Eisernen Tor, anonym mit einer Installation im öffentlichen Raum, ein Kunstprojekt der Erinnerung im Rahmen des steirischen herbstes 1938 - 1988: In einer Nacht- und Nebelaktion werden zur Erinnerung Holzkreuze aufgestellt.

So ergibt ein Projekt das nächste, und von Anfang an zieht sich ein roter Faden durch die Arbeitsweise von SPLITTERWERK, die bereits in den Anfangsanekdoten enthalten ist: Es ist die Auseinandersetzung mit dem Neuen, den Möglichkeiten neuer Medien und dem Anspruch, der Zeit immer ein wenig voraus zu sein und dabei politische Haltung zu bewahren. Flusser und MacLuhan wurden inhaliert, bevor sie in aller Munde waren, online war man, als die Bilder und Buchstaben des World Wide Web noch kostbar waren - weil rar und teuer.
Was in den Medien als "studentischer Gag" behandelt wurde, als bei der Öffnung der eingereichten Projekte zum Wettbewerb zur Neugestaltung des Grazer Hauptplatzes 1991 plötzlich quicklebendig ein Bauchladenmann entstieg, der zwei Tage in einer Kiste ausharrte, war (stadt)politisches Statement: "Kopfgestaltung vor Platzgestaltung". Wider die "Überheblichkeit im modernen Städtebau", wobei "den Menschen nicht nur bei Platzgestaltungen eine erstarrte, tote Hülle hingeworfen und anschließend die Füllung mit dem passenden Leben eingefordert (wird)."

Viel später, am Ende des Erinnerungsbandes in der Ausstellung: Ikonen der Kunstgeschichte - neu interpretiert für das 21. Jahrhundert. Auf einer neuen Ebene mit eigenständigen Motiven in Form unterschiedlicher Layer gleichsam verwoben, ergeben die Bilder eine völlig neue Ansicht, die vielerlei kunsthistorische Interpretationsspielräume zulässt.
SPLITTERWERK: 20 Jahre Kunstproduktion
im Forum Stadtpark, Graz
Noch bis 01.06.2008
Geöffnet 14.00-18.00 Uhr und nach Vereinbarung.

SPLITTERWERK
1988 als Marke für Forschung, Realisierung und Lehre in Architektur, Städtebau und bildender Kunst gegründet.
Lehrtätigkeit an den Fakultäten für Architektur der Technischen Universitäten in Graz, Innsbruck, Istanbul, Hannover, Weimar und Wien sowie im Studiengang für Produktdesign an der Fachhochschule Joanneum Graz. Gastprofessur an der Technischen Universität in Sarajevo. Gründung und Leitung des Institutes für Architektur, Formgebung und Verfahrenstechnologie am Joanneum Research des Landes Steiermark. Vorstandsmitglieder der ig-architektur und der Österreichischen Gesellschaft für Architektur.

Publikationen, Ausstellungen und Vorträge im In- und Ausland, u. a. Österreichbeitrag bei der VI. Biennale für Architektur und Design in Sao Paulo 2005. Zahlreiche Wettbewerbsgewinne und Preise, u.a. Österreichischer Stahlbaupreis, Österreichischer Bauherrenpreis, Österreichischer Staatspreis, Steirischer Holzbaupreis und die Geramb Rose für gutes Bauen in der Steiermark.KONTAKT:
Headquarter of SPLITTERWERK
St.Peter-Pfarrweg 30/56, A-8042 Graz
Kamperslaan 17, NL-2624 Delft
T ++43 (0)316/81 05 98, F -40
splitterwerk@splitterwerk.at

Verfasser/in:
Ute Angeringer-Mmadu, Empfehlung
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