16/02/2015

11 lots - Wohnkultur in urbanen Nischen

Thema der Arbeit:
 Die Verbindung von Gemeinschafts- und Indiviualräumen mit dem umliegenden Bestand bietet eine Erweiterung und Bereicherung des umgebenden Quartiers. Die Architektur fokussiert auf die Qualität der von Gebäuden gebildeten Räume, die Voraussetzung für das Leben in der Stadt sind.

Diplomarbeit von Lisa Thrainer, 2014 im Rahmen des Diplom-Studiums Architektur an der Technischen Universität Graz. Die Arbeit wurde von Univ. Prof. Arch. DI Andreas Lichtblau betreut und ist in der Bibliothek der TU Graz einsehbar.

Die GAT-Reihe young planning präsentiert Entwürfe, die im Rahmen von Diplomarbeiten an österreichischen Technischen Universitäten und Fachhochschulen entstanden sind. Die Arbeiten werden auf Empfehlung von ProfessorInnen und StudiengangsleiterInnen ausgewählt.

16/02/2015

11 lots - Wohnkultur in urbanen Nischen. Beispiel Lot 4, Aufenthalt / Werkstatt

©: Lisa Thrainer

11lots – Situationen der 11 lots

©: Lisa Thrainer

Beispiel Lot 3 – Lift / Ausblick

©: Lisa Thrainer

Beispiel lot 3 – Lift / Ausblick

©: Lisa Thrainer

Beispiel Lot 4, Aufenthalt / Werkstatt

©: Lisa Thrainer

Beispiel lot 4: Aufenthalt / Werkstatt

©: Lisa Thrainer

Beispiel Lot 6, Bibliothek

©: Lisa Thrainer

Beispiel Lot 6, Bibliothek

©: Lisa Thrainer

Beispiel Lot 6, Schnitt und verkürzte Ansicht auf die Münzgrabenstraße

©: Lisa Thrainer

Das Projekt 11 lots - Wohnkultur in urbanen Nischen erstreckt sich über 11 Lücken nahe dem Grazer Stadtzentrum. Innerhalb dieser 11 Lücken befinden sich Vorschläge zur intensiveren Nutzung des Umfelds, indem Räume durch temporäre Wohneinheiten verdichtet und durch Gemeinschaftsnutzungen miteinander verbunden werden. Ziel dieser Arbeit ist die Auseinandersetzung mit dem urbanen Raum, mit Fokus auf die Wahrnehmung und das Zusammenleben im städtischen Umfeld.

Die Problematik einer Auflösung der Grenzen zwischen Stadt und Land ist ein allgegenwärtiges Thema in der Stadtentwicklung vieler europäischer Städte. Ein Faktor, der diese beiden Definitionen voneinander trennt, ist die Dichte. Es wird in Zukunft wichtig werden, das städtische Zentrum wieder in den Mittelpunkt zu rücken und zu beleben, um die Qualität der Stadt im klassischen Sinne aufrechterhalten zu können. Ausschlaggebend für die Identifikation des Bewohners/der Bewohnerin mit seinem/ihrem Wohnort und in weiterer Folge mit dem Quartier, sind das Gefühl von Zugehörigkeit, die gute Erreichbarkeit und der Erholungsaspekt. Das Einbeziehen von brachliegenden Flächen bietet sich an, denn bei bestehender Infrastruktur liegt es nahe, neue Strukturen aufzunehmen, zu integrieren und somit die Stadt in sich weiter zu verdichten.

Der präsenteste Identifikationsort der Stadt ist der öffentliche Raum, denn ein belebter öffentlicher Raum definiert in einer Stadt deren Identität unmittelbar. Dadurch, dass öffentlicher Raum bespielt wird, geschieht Austausch und Interaktion. Durch stetigen Wandel passt sich die Stadt immer an zeitgenössische Anforderungen und Nutzungsmöglichkeiten an. Dabei spielt aber das Leben zwischen den Häusern meistens eine essentiellere Rolle als die Gebäude selbst. Städtebau soll nicht nur theoretisch bleiben, sondern sich mit der Praxis von gegenwärtigen Entwicklungen im gleichen Maße auseinandersetzen.

Die Auswahl der Orte – 11 Lücken entlang der Münzgrabenstraße, einer ehemaligen Handelsstraße, die das historische Zentrum mit dem Grazer Umland verbindet – ist einerseits interessant wegen des merklichen Übergangs unterschiedlicher Bebauungsstrukturen und andererseits der entstehenden Bewegung der bestehenden Akteure des Straßenraums. Die gewählten Lücken werden anhand eines Katalogs "gefüllt". Die vorrangigen Nutzungen bilden temporäres Wohnen im Sinne von vorübergehendem Aufenthalt und zusätzliches Erleben des geschaffenen Lebensraumes in Form von Gemeinschaftsräumen. Auf dieser Idee basierend, wurde eine bauliche Struktur entwickelt, welche beide Raumsituationen in allen Lücken arrangiert. Dabei wird besonders Wert darauf gelegt, dass die Anordnung der Individual- und Gemeinschaftsräume eine Erweiterung und Bereicherung des Stadtraums bewirken.

Wichtigstes Element der baulichen Struktur ist dabei der zentrale Erschließungsbereich und die Flexibilität, auf das städtische und gemeinschaftliche Umfeld eingehen zu können. Mittels Splitlevel wird eine maximale Übersicht gewährleistet und eine rege Interaktion gefördert. Über die Möglichkeit von Sichtkontakten zwischen den einzelnen Halbgeschoßen, kann man zum einen den Überblick behalten und zum anderen Teil des Geschehens sein.

Die Entscheidung, Splitlevel zu wählen, resultiert auch aus der zweiten, sehr wichtigen Nutzung von Gemeinschaftsräumen. Bei den Gemeinschaftsflächen handelt es sich um Räume, die aufgrund ihrer Nutzung gemeinschaftsbildend wirken. Abgestimmt auf bestehende Nutzungen und äußerliche Gegebenheiten, werden die neu eingefügten Nutzungsmöglichkeiten so gewählt, dass die ohnehin kleinen Wohneinheiten zusätzliches Raumangebot nutzen können. Um die neu geschaffenen Orte auch mit der Umgebung zu vernetzen und sie für die Nachbarschaft erlebbar zu machen, sind die Gemeinschaftsräumlichkeiten für alle Interessierten nutzbar. Mittels einer Vereinsverwaltung, die prozentuell unter den Mitgliedern aufgeteilt wird, ist es möglich, diese Orte gezielt zu verwalten und den Bewohnern Verantwortung zu übertragen, was wiederum identitätsbildend auf die neuen Orte und das Quartier wirkt.

Die Gemeinschaftsräume bespielen nicht nur das Straßenniveau der einzelnen Lücken, sondern finden sich auch in den oberen Geschoßen und machen somit die neue Architektur für alle Gemeinschaftsmitglieder erlebbar. Aufgrund ihrer Beschaffenheit und ihrer Position in der Münzgrabenstraße teilen sich die Gemeinschaftsflächen in den verschiedenen Lücken auf und auch die Struktur des Splitlevel passt sich an die Umgebung an. Als Anziehungspunkt für unterschiedliche Nutzer/innen wird somit auch die bestehende Umgebung mit einbezogen und neue Nutzungen in den gewonnen Stadtraum integriert.

Lisa Rücker

Liebe Frau Thrainer!
Dieser Beitrag ist spannend, vor allem weil er die Bedeutung der Identitätsstiftung durch gemeinsam genutzten öffentlichen Raum für städtisches Leben beleuchtet. Wäre schön wenn solche Projekte beim Architektursommer zur Diskussion gestellt würden!
Mlg Lisa Rücker

Di. 17/02/2015 6:46 Permalink
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