18/05/2007
18/05/2007

Ahornbahn von Mayrhofen im Zillertal
Architektur und Grafik: M9 Architekten, Innsbruck. Foto: David Schreyer

Am 15.05. wurde zum 10. Mal der Architekturpreis der Österreichischen Zemetindustrie vergeben. Die diesjährigen Preisträger sind ArchArt (Linz), fasch&fuchs. (Wien, Hmst.) und M9 Architekten (Innsbruck).

Insgesamt wurden zu dem internationalen Preis, der mit 15.000 Euro dotiert war, 60 Projekte eingereicht - darunter Bauten aus dem gesamten österreichischen Bundesgebiet, aber auch zahlreiche internationale Projekte.

Die drei Siegerprojekte stammen aus Niederösterreich, Oberösterreich und Tirol:
_ Sonderschule in Schwechat von fasch&fuchs.
_ Seilbahn von Mayerhofen im Zillertal von M9 Architekten (Innsbruck)
_ Friedhofserweiterung der Gemeinde Arbing im Bezirk Perg von ArchArt.

Mitglieder der Jury waren Architektin Prof. Regine Leibinger, Barkow Leibinger Berlin, der Direktor des Architekturzentrums Wien, Mag. Arch. Dietmar Steiner, Architekt Prof. Mag. Arch. Heinz Tesar, DI Wolfgang Vasko, Geschäftsführer der Vasko+Partner Ingenieure ZT, DI Dr. Bernd Wolschner, Präsident des Verbandes Österreichischer Beton- und Fertigteilwerke und DI Felix Friembichler, Geschäftsführer der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie.
Architektin Prof. Regine Leibinger, Vorsitzenden der Jury, sieht Beton als vielseitiges, leistungsfähiges und auch sinnlich erfahrbares Material, das heute in der Alltags- und Gebrauchsarchitektur ebenso wie in richtungsweisenden Meilensteinen zeitgenössischer Baukunst allgegenwärtig ist.

„Angesichts der enormen Qualität der Einreichungen zum diesjährigen Architekturpreis der österreichischen Beton- und Zementindustrie könnte man behaupten, dass dies der eigentliche österreichische Architekturpreis ist. Kein anderer Baustoff fördert und ermöglicht vergleichbar die Kreativität der Architekten. Es überrascht immer wieder, zu welch großartigen neuen konzeptuellen und formalen Forschungen der Baustoff Beton die Architekten inspiriert“, so Jurymitglied Dietmar Steiner, Direktor des Az W.

PROJEKTBESCHREIBUNGEN:

_ Sonderschule in Schwechat
fasch&fuchs., Wien / Hausmannstätten

„Als Musterbeispiel innovativer Beton-Architektur unter Nutzung moderner Konzepte der Raumgestaltung und neuer technologischer Möglichkeiten im Betonbau präsentiert sich die neue Sonderschule der Architekten fasch&fuchs. in Schwechat“, so Friembichler. Zentrum des Gebäudes, das als vorgespannter Stahlbetontisch konstruiert wurde, ist die Turnhalle. Herausragendes Ziel der Konstruktion war es, mit einem Minimum an Aussteifungen und Schächten auszukommen und so eine Maximierung an Transparenz und Durchlässigkeit herzustellen. Beispielsweise wurden Leitungs- und Regenwasserführungen in Schleuderbetonstützen verlegt. So wurde die neue Schule mit ihrem Wechselspiel an Durchblicken zu einem Ort der Begegnung, ohne lange, dunkle Schulgänge – für die Jury ein „optimaler Einsatz der konstruktiven Möglichkeiten des Betons für die statische Struktur, zudem mit effizienter Nutzung der Betonmasse als Klimaspeicher.“ Als beispielhaft wird auch das Engagement der Gemeinde gewürdigt, dieses Projekt zu verwirklichen.

_Friedhofserweiterung Arbing, Oberösterreich
ArchArt Architekten ZT GmbH

Die Architekten beweisen mit ihrer Friedhofserweiterung in der Gemeinde Arbing, dass man mit kleinen aber doch deutlich skulpturalen Maßnahmen Lösungen mit hoher Angemessenheit erreicht, die dem Ort und der Aufgabe entsprechen. Der Baustoff Beton wurde bewusst gewählt, um die der Aufgabe entsprechende Patina zu erzeugen zu können. Hervorzuheben ist laut Jurybegründung, „ […] dass diese Lösung mit Unterstützung der oberösterreichischen Dorferneuerung und unter Einbeziehung der Bevölkerung möglich wurde und damit eine entsprechende Akzeptanz gegeben ist.“ Gedankliche Basis des gesamten Entwurfs ist die farbliche Gestaltung des Bauwerks. Die Einfriedung wurde in dunkelgrau eingefärbtem Beton errichtet, der zu den Grabsteinen und den geplanten Wegen den Ton in Ton gehaltenen Farbhintergrund bildet. Die gefundene Lösung besitzt monumentalen Charakter, ohne schwer oder drückend zu wirken und stellt eine hervorragende räumliche und ideelle Verbindung zu den örtlichen Gegebenheiten und seinem Zweck her.

Das Eingangsgebäude liegt als sichtbarer Zugang zum Friedhof in axialer Richtung zum Kirchenvorplatz und ermöglicht eine Einbindung des Friedhofes in die Dorfplatzgestaltung. Als Material wurde dunkelgrau eingefärbter Sichtbeton für die Friedhofsmauer und das Eingangsgebäude gewählt. Die Hauptwege der Friedhofsanlage sind mit großflächig angeordneten Betonplatten ausgelegt. Die Ausführung der Friedhofsummauerungen und des Eingangsbauwerks in Beton ergeben zudem einen kostengünstigen Ansatz unter einer größtmöglichen emotionellen Gestaltung. Die Haltbarkeit, die Aufnahme der „Patina“ sowie die auch witterungsbedingte Reaktion (Trauerarbeit bei Regen) zeigen hier die Vorteile des Materials.

_ Ahornbahn von Mayrhofen im Zillertal
M9 Architekten: Senfter + Lanzinger, Innsbruck

Als architektonisches Monument der Bergwelt und Tor zur Natur präsentiert sich die neue Ahornbahn von Mayrhofen im Zillertal von M9 Architekten: Senfter + Lanzinger. „Von vielen zeitgenössischen Liftanlagen unterscheidet sich dieses Projekt durch seinen präzisen Umgang mit Ort und Landschaft,“ begründet die Jury ihre Entscheidung. Der besondere Einsatz des Baustoffs Beton und seine qualitativ hochwertigen Verarbeitung führt zu einem konstruktiven Dialog mit der Umgebung. Die Gebäude setzen ein Zeichen in der Natur, werden so zum Monolithen und nicht zur technoiden Hülle.

Die verwendeten Materialien, dunkelgrau eingefärbter Beton und Schwarzblech, helfen die Hochbauten leichter in den umgebenden Naturraum einzubinden. Die gesamte farbliche Gestaltung und Materialwahl ist auf diese beiden Farben reduziert und abgestimmt, mit Ausnahme der rubinroten Plexiglas-Geländer, die mit ihrer Farbe als Anspielung an die Zillertaler Granaten gedacht sind. Insgesamt sind die Gebäude durch die reduzierten Belichtungs- und Aussichtflächen sehr in sich gekehrt und wollen damit die Aufmerksamkeit des Besuchers auf die im inneren verborgenen, hoch technischen Anlagen lenken. Die Architektur entblößt den technischen Inhalt nicht durch vordergründige technische Attribute wie z. B. komplizierte Detaillösungen oder aufwändige Verglasungen; sie verinnerlicht, verbirgt und präsentiert die Finesse des Seilbahnbaues erst kurz vor der Abfahrt. Erst die Verwendung des Werkstoffes Beton ermöglicht, bedingt durch das hohe Eigengewicht des Materials, den Bau der Stationen an sich. Das Betongewicht ersetzt das Aufbringen von zusätzlichen, aufwändigen Auflasten zum Abtragen der enormen Seilzugkräfte (pro Station 480 t).

Verfasser/in:
Redaktion GAT Graz Architektur Täglich
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