Am 26.06.2008 fand im Margarethenbad Graz die Eröffnung einer exibition in progress statt. Mag. Claudia Beiser, Initiatorin der BI zur Erhaltung und Belebung des Margarethenbades, eröffnete die erste Station einer Reihe von Aktivitäten, die zum Jubiläumssommer stattfinden werden.
Ein Tag im Freibad lässt sich in diesem Sommer mit einem kleinen Blick auf die Grazer Stadtgeschichte(n) verbinden. In der Ausstellung „80 Jahre Margarethenbad“ sind neben historischen Fotos viele persönliche Erinnerungsstücke, Zeitungsberichte und Mikrogeschichten versammelt. Mit minimalem Budget, dafür umso größerem Engagement haben Claudia Beiser, Sprecherin der „Bürgerinitiative zur Erhaltung des Margarethenbads“, Architektin Jördis Tornquist und Brigitte Brantner-Köck, alle drei seit ihrer Kindheit Anrainerinnen des Margarethenbades in der Grillparzerstraße, diese Ausstellung zusammengestellt.
Das seit 1928 bestehende, heute zu den Grazer Freizeitbetrieben gehörende innerstädtische Freibad im Gründerzeitbezirk Geidorf ist, so die Veranstalterinnen, für die Lebensqualität der StadtbewohnerInnen und für den (auch generationsübergreifenden) Zusammenhalt im „Grätzel“ von zentraler Bedeutung. Da das Bad auf wirtschaftlicher Ebene kaum rentabel sein kann, steht dennoch seit Jahren die Gefahr einer Schließung zur gewerblichen Nutzung im Raum. Dem sucht die Bürgerinitiative nun entgegenzutreten. Zur Unterstützung werden Unterschriften gesammelt, Listen liegen im Bad auf.
Die Schau ist als „work in progress“ konzipiert, die auch die Identifikation der BesucherInnen mit dem Margarethenbad unter Beweis stellen will: Badegäste und ViertelbewohnerInnen sind eingeladen, im Laufe des Sommers die Ausstellungsbox mit ihren persönlichen Erinnerungen an das „Margerl“ zu füllen. Am 23. Juli und am 18. August (11-18 Uhr) wird eine Mitarbeiterin des Büro der Erinnerungen (Landesmuseum Joanneum) im Bad Interviews aufzeichnen und mitgebrachte Fotos und andere Erinnerungsstücke einscannen.
Das Margarethenbad ist aber auch ein Erinnerungsort anderer Art. Errichtet und betrieben wurde das Bad von der jüdischen Bauunternehmer-Familie Zerkowitz nach Plänen von Eugen Székely. Es entwickelte sich schnell zu einer äußerst beliebten Erholungsanlage mitten in der Stadt. Leider ist nichts mehr von der ursprünglichen Holzkonstruktion des Margarethenbades, die das Material mit moderner Ästhetik verband, erhalten. Der aus Budapest stammende, in Berlin von Hans Poelzig ausgebildete Architekt Eugen Székely emigrierte 1935 nach Palästina (Israel), nicht zuletzt wegen antisemitischer Anfeindungen. In Folge des „Anschlusses“ an Hitler-Deutschland im März 1938 wurde das Bad arisiert, der Besitzer im KZ ermordet.
Während der Zeit der russischen Besatzung kurz nach dem Krieg sind weitere Schäden entstanden. Nachdem die Familie Zerkowitz das Bad 1946 zurückbekommen hatte, nahm sie den Badebetrieb wieder auf, bis es in den 1960er-Jahren an die Stadt Graz verkauft wurde.
ADRESSE:
Margarethenbad
Grillparzerstraße 10
8010 Graz
Ausstellung: täglich 09.00 – 20.00 Uhr
Eintritt frei, Zugang auch ohne Badebesuch möglich.
Abschlussfest: 06.09. 2008, ganztägig bei freiem Badeintritt.
Fotos 1-5: Emanuel Tornquist
- Verfasser/in:
- Antje Senarclens de Grancy, Empfehlung