12/02/2016

Am 03.02.2016 wurde der erste Entwurf für ein neues räumliches Leitbild der Stadt Graz präsentiert.

Das seit 2004 bestehende Leitbild soll bis Mitte 2016 ersetzt werden.

Als nächster Schritt werden die durch diese Veranstaltung entstandenen Anregungen und Kritiken geprüft werden, dann wird der Verordnungswortlaut ausgearbeitet und aufgelegt. Die Präsentation des fertigen Textes wird in vier öffentlichen Info-Veranstaltungen erfolgen.

12/02/2016

Vorabzug: Bereichstypen

©: Graz - Stadtplanungsamt _ ARGE IB Battyan / freiland Umweltconsulting

Vorabzug: Bereichstypen

©: Graz - Stadtplanungsamt _ ARGE IB Battyan / freiland Umweltconsulting

Vorabzug: Teilraumabgrenzung

©: Graz - Stadtplanungsamt _ ARGE IB Battyan / freiland Umweltconsulting

2004 wurde für Graz das erste räumliche Leitbild veröffentlicht. Nach nunmehr zwölf Jahren wurde am 3. Februar 2016 vom Stadtplanungsamt ein Zwischenstand für ein Leitbild neu präsentiert. Laut Abteilungsleiter Bernhard Inninger ist das Ziel, das überarbeitete und adaptierte Ergebnis bis zum Frühjahr des heurigen Jahres beschlussfähig zu machen.

Als Entwickler des zukünftigen Leitbildes wurde die ARGE IB Battyan / freiland Umweltconsulting ZT-Gmbh genannt. Vier weitere externe Berater begleiteten zusätzlich die Leitbildentwicklung.

Für die anwesenden Interessierten – die Einladung zu dieser Präsentation erging nur an einen kleinen Kreis – gab es die Informationen via Powerpoint-Präsentation beziehungsweise konnten drei im Foyer vorhandene Teilpläne (Stadtmorphologie, Teilbereiche und RLB) studiert werden. Unterlagen wurden nicht ausgefolgt, auch digital ist aktuell das Zwischenergebnis nicht einsichtig.
Dies wurde von den anwesenden AktivbürgerInnen, die sich auch an der Mitwirkung beteiligen wollten, kritisiert. Kritiker beanstandeten auch, dass das Leitbild als Programm eines Stadtentwicklungskonzeptes zur Entwicklung des Flächenwidmungsplans 4.0 herangezogen werden sollte und daher vor der Auflage des FLÄWI hätte diskutiert und aufgelegt werden sollen. Inniger argumentierte in der Einleitung, dass ein räumliches Leitbild nicht verpflichtend ist und auch die Reihenfolge nirgends vorgegeben sei. Man hätte ohnehin dieses in Abstimmung mit dem FLÄWI entwickelt.

Teilräume. Bereichstypen

Das Stadtgebiet ist nun in rund dreißig Teilräume aufgeteilt und es wurden zwölf Bereichstypen formuliert, die für die zukünftigen städtebaulichen Ziele maßgeblich sein werden:
Altstadt und Vorstadt - Blockrandbebauung – Vororte mit Zentrumsfunktion – Straßenrandbebauung – Geschoßbau – Wohnanlagen und verdichteter Flachbau – Villenviertel – Kleinteilig strukturierte Gebiete – Baugebiete im Grüngürtel – Betriebsgebiete – öffentliche Einrichtungen und Entwicklungsgebiete.
Für die Kriterien dieser Bereichstypen waren unter anderem Fragen wie Bebauungsstruktur, maximal mögliche Geschoßhöhen, Abstand zur Straße, Angaben zum ruhenden Verkehr oder Funktionsdurchmischung relevant.
Dichten bis maximal 0,4 wurden als kleinteilig strukturierte Gebiete, Dichten ab 0,8 als Geschoßbau definiert. Gebiete mit massiven Nachverdichtungen sind als Flachbau ausgewiesen, der Begriff Villenviertel wurde verbreitert, ist zum Bespiel schon bei offener Bebauung gegeben.
Generell wurden für St.Peter, Andritz und Straßgang die Dichten abgesenkt.
Für Hochhäuser (laut Österreichischem Institut für Bautechnik sind das Gebäude ab mehr als 32 Meter Höhe bis zur Fußbodenoberkante letztes Geschoß) wurden vierzehn Bereiche unter verschiedenen Aspekten (unter anderem Anbindung öffentlicher Verkehr, Silhouettenwirkung, Sichtachsen) geprüft.
In fünf ausgewiesenen Bereichen (Wienerstraße im Bereich Gösting, Hauptbahnhof, Reininghaus-Gründe, Don Bosco und Conrad von Hötzendorfstraße) können nun wieder Hochhäuser errichtet werden. Die Maximalhöhe dafür ist mit der Unterkante des Uhrturms am Schloßberg begrenzt.

Ausnahmebestimmungen werden wie bisher im Leitbild definiert sein.

Von den anwesenden Interessierten wurde bemerkt, dass gerade durch weich formulierte Ausnahmebestimmungen wieder geltende Verordnungen ausgehebelt werden können und damit Investoreninteressen über Flächenwidmungspläne und Objektschutz sich hinwegsetzen können. Besonders wurde die Anhebung von Dichten in Gründerzeitgebieten kritisiert. Das könne den Abbruch von Gebäuden für Eigentümer/ Investoren nun interessant machen.
 
Auch war die Bereichstypeneinteilung inklusive dazu gehörigem Begriff für viele nicht nachvollziehbar bzw. nicht schlüssig genug.
Ebenfalls kritisiert wurde, dass bereits bestehende Stadtteilleitbilder (z. B. das im Rahmen von SEE Projekt ViTo) unter BürgerInnenbeteiligung entwickelte Leitbild) keinen Eingang ins Gesamtbild fanden. Als Argument für das Fehlen wurden von Bernhard Inninger die ihm nicht bekannten baulichen Inhalte dieser Teilleitbilder angeführt.
Als eine wesentliche Komponente, die im Leitbildentwurf nicht ersichtlich ist, wurde die Stadtklimaentwicklung aufgezeigt. In deutschen Städten habe das Klima in der Leitbildformulierung mittlerweile hohe Priorität. Das Stadtplanungsamt bemerkte dazu, dass im endgültigen Papier Themen wie Versiegelungsgrad und Klimaerwärmung berücksichtigt sind und in den Verordnungstext einfließen werden.

Als nächster Schritt werden die durch diese Veranstaltung entstandenen Anregungen und Kritiken geprüft werden, dann wird der Verordnungswortlaut ausgearbeitet und aufgelegt.
Es wurde seitens Bernhard Inninger auf Anfrage auch eine vertiefende Runde für interessierte in Aussicht gestellt.
Die Präsentation des fertigen Textes wird in vier öffentlichen Info-Veranstaltungen erfolgen. Im Rahmen der achtwöchigen Auflage  sind dann auch offiziell Einsprüche möglich.

Peter Laukhardt

Der überwiegende Teil der Anwesenden hatte Probleme, die Absichten des neuen RLB zu durchschauen. In der bisherigen Analyse konzentrierten wir von SOKO Altstadt uns deshalb auf zwei Problemkreise: Die so stark gefährdeten ehemaligen Dorfgebiete sind zwar definiert, es fehlen aber konkrete Zielvorstellungen! Bei den Villenvierteln wurden zwar schon im 1. Entwurf zum 4.0 Flächenwidmungsplani einige Viertel mit Bebauungsplanpflicht belegt, und auch beim Vorentwurf zum Räumlichen Leitbild sind einige Verbesserungen festzustellen, doch ist leider der Schutzgedanke noch zu kurz gekommen. Das Beispiel der Villen am Beginn der Hilmteichstraße, die alle der Erweiterung des LKH zum Opfer fallen sollen, ist ebenso zu beklagen, wie die Aufgabe des Begriffes „Villenviertel“ für den Rosenhain.
In einer ersten Stellungnahme werden wir die Stadtplanung daher dringend ersuchen, bei der noch ausstehenden Konkretisierung der Zielsetzungen je Teilraum und innerhalb dieser je Bereichstypen die Bürger wirklich einzubeziehen. Dieser Stellungnahme werden wir detaillierte Analysen zu den Dorfgebieten und Villenvierteln anschließen, und die daraus sich ergebenden Forderungen definieren.

Sa. 13/02/2016 6:31 Permalink
Elisabeth Lechner

lieber Emil, danke für die profunde Zusammenfassung.
Schade, dass diese Vorpräsentation nur für ein ausgewähltes Publikum war. Ich würde eine breite Diskussion des Entwurfs zum RLB sehr befürworten. Vielleicht sollte das HDA eine öffentliche Präsentation des RLB mit Diskussion anbieten dn sich GAT dabei beteiligen.
Das neue RLB und der FLÄWI 4.0 werden die Stadt gravierend verändern. Da sollte breiter diskutiert werden. Vor allem auch darüber,ob die BewohnerInnen, so starke Verdichtung in vielen Stadtteilen ohne zusätzliche Grünflächen und öffentlichem Raum wirklich wollen. Unter dem Motto: Graz, quo vadis, eine moderne Stadt beteiligt ihre BürgerInnen an der Stadtentwicklung.

Mo. 15/02/2016 7:20 Permalink
Elisabeth Lechner

Es gibt nun eine Vorstellung des Räumlichen Leitbildes in der Ziviltechnikerkammer. Gestern gab es eine Einladung mit Anmeldung zu dieser Veranstaltung am 14.3.
Es wäre wünschenswert, wenn viele ArchitektInnen sich beteiligen würden, damit dieses Leitbild, dass unsere Stadt wesentlich verändern wird, breiter diskutiert werden kann.

Mi. 24/02/2016 10:18 Permalink
Anonymous

Ich versuche mir gerade vorzustellen, ich bin eine Touristin und möchte jetzt eine Woche in Graz verbringen. Ich habe nicht viel Geld, bin mit dem Zug gekommen, bin gesund und gehe gern zu Fuss.
Daher wohne ich in der Jugendherberge. Ich bin Holländerin, aus Utrecht, Single, neugierig und mit einem guten Orientierungsvermögen ausgestattet. Ich lese gerne und habe schon viel über Graz gelesen: über die freundlichen Menschen, das warme Klima und die vielen schönen Plätze und Gastgärten in der Innenstadt. 2003, als Graz Kulturhauptstadt war, wäre ich gerne gekommen, da hatte ich aber gerade keine Zeit.
Versuchen Sie nun, werte Leserin und werter Leser, sich in diese Frau hineinzuversetzen, versuchen Sie Graz mit den Augen dieser jungen Frau zu sehen; Sie können sie auch beraten.......wo soll sie hingehen, was ist sehenswert? Wie viele Plätze gibt es, die zum Verweilen einladen? Wo sind die Straßen und Wege, die zum Gehen einladen? Wo sind die Vorgärten, in denen die ersten zarten Blüten an den Sträuchern und die Schneeglöckchen zu sehen sind?

Mi. 24/02/2016 5:37 Permalink
Netzwerktreffen
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