09/09/2008
09/09/2008

Foto: wm

Die aktuelle Ausstellung neuer Arbeiten von Markus Wilfling in der Galerie Eugen Lendl bietet Gelegenheit zu einer Stellungnahme auch gegenüber Kalauern, die man bei Ansicht der physischen Fragmente eines Werks aus dem Jahr 2003 auf dem Gelände der Shopping City Seiersberg hören kann: Wilfling hat nicht „seinen Schatten verkauft“ – dabei denken noch die Wenigsten an Chamissos Peter Schlemihl. Es mag sein, dass auf dem Parkplatz der Shopping City der „Urturmschatten“ steht, hübsch mit Leuchtgirlanden behängt. Jedenfalls befindet sich dort nicht das mit dem spezifischen Aufstellungsort als konzeptuelle Plastik verbundene Schattenobjekt Uhrturm.

Nach wie vor ist Markus Wilfling zugange, wie die rezente Ausstellung zeigt, physische Umsetzungen infolge seiner Beobachtungen herzustellen, die in einem Mikrobereich der Dinge angesiedelt sind, die die Welt bewegen. Die Ambivalenzen zwischen Wirklichkeit, Konstruktion und Illusion sind das dominante Thema, das der Künstler in immer neuen Versuchen und Objekten variiert. Ein zentrales Spiegelkabinett funktioniert so allein als Rahmenkonstruktion, als sich selbst wiederholendes Objekt. Ähnlich eine schwarz lackierte Plastik mit dem Titel Ausschnitt, die, bei minimalem Materialaufwand, aus sich selbst zu kippen scheint. Künstliche Schatten an Wandreliefen scheinen durch eine Lichtquelle hervorgerufen zu sein – die existiert aber nicht. Und spätestens – entlang den Arbeiten von Wilfling lässt es sich gut kalauern – gegenüber einer Installation deren Teil das Bild einer Uhr ist, ist man an Lewis Carrols Alice erinnert, hinter den Spiegeln. Das Video Schnakentango lässt zwar auch an Hummelflug denken, vielmehr aber verblüfft die Spontaneität, durch die eine unscheinbare Situation in ein Kunstwerk münden kann.

Markus Wilflings Die Einen und die Anderen (aus einem Durcheinander) ist in der Galerie Lendl bis zum 27. September 2008 zu sehen. Palais Lengheimb, Bürgergasse 4/1, 8010 Graz.

Verfasser/in:
Wenzel Mracek, Empfehlung
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