17/02/2004
17/02/2004

"Auch wir wollen eine Bereichs-Schublade! "

Das Kulturamt der Stadt Graz schreibt im Rahmen seiner Kulturentwicklungsplanung per Annonce am 14.Februar in allen relevanten Tageszeitungen eine InteressentInnensuche für Fachbeiräte aus. Diese werden ehrenamtlich Empfehlungen abgeben - etwa für die Vergabe von Förderungen - für die Bereiche Literatur, E-Musik, Populäre Musik, Theater, Musiktheater, Bildende Kunst, Medienkunst, Spartenübergreifendes sowie Kinder- und Jugendliteratur.
Architektur wird weder erwähnt noch durch einen Fachbeirat vertreten. Nun gut, könnte man einwenden, für’s Bauen bekommt man keine Subventionen, Architektur ist also in so einem Gremium nicht relevant. Ach ja, und dann ist Architektur ja gar keine Kunst, weil sie nicht zweckfrei ist. Noch nie gehört, diesen Einwand? Sie meinen, dass man doch von BauKunst spricht? Das schon, aber ist Baukunst nicht nur, was schon historisch ist? Die toten Helden/Architekten/Baumeister - Fischer von Erlach, Otto Wagner und, ja, auch Adolf Loos oder Herbert Eichholzer - die waren schon Künstler. Aber heute?
In der Kulturentwicklung von Graz hat die moderne Architektur in den letzten 20 Jahren ganz wesentlich dazu beigetragen, der Stadt ein ganz eigenständiges Profil zu geben. Die Menge und die hohe Qualität der hiesigen Architekturproduktion wird nicht nur international beachtet, sondern als erfolgreiches Modell gesehen, um das man uns anderorts beneidet.
In der Kulturentwicklungsplanung dieser Stadt sollte Architektur daher ein Fixstarter sein. Mit hohem Stellenwert und der Bereitschaft zur öffentlichen Förderung (auch in Hinblick auf die „Nützlichkeit“, z.B. die touristische Verwertbarkeit von hochwertiger Architektur). Nicht die Bauten sind dabei zu fördern, sondern Information über zeitgenössische Architektur und die Bereitschaft, Architektur zuzulassen. Verständnis dafür erreicht man langfristig mit vielfältiger Vermittlungsarbeit, durch Aufzeigen geglückter Beispiele, Ausstellungen und mehr. Das kostet Geld und braucht vielleicht auch einen Fach- oder Kulturbeirat und vor allem Förderung.

Verfasser/in:
Karin Tschavgova
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+