Auf einer Ebene.
Früher wurde Österreich mit seiner Bergwelt beworben oder mit den sanften Hügeln – etwa der Buckligen Welt. Im Sommer 2004 heißt es nur mehr: „Endlich. Österreich.“
„Wiesenduft, Klangwelten und Seezauber“ präsentieren die Sehnsuchtswelten des Urlaubslandes Österreich auf mehr als 1.500 Plakatstellen. Keine Rede mehr von Bergen und sanften Hügeln. Wie auch, wenn sie immer mehr im Schwinden begriffen sind.
Nehmen wir die Fertighausproduzenten. Für sie gibt es nur die Ebene. Flaches (Bau-)Land wie an der (Blauen) Lagune. Basta.
Jeder Haustyp, alle Grundrisse auf die Ebene ausgerichtet. Oder kennen Sie ein Hanghaus eines Fertighausanbieters?
Was macht der Nichtflachlandbesitzer, der Hügel-, Flanken-, Hangbewohner, der sich Modell Liberty, Belair oder Panorama zu eigen machen will? Er eliminiert die Schieflage seines Grundstücks, er ebnet ein und macht sein Land flach – rigoros.
Haben Herr und Frau Österreicher bis vor einigen Jahren nur die obligatorische Wohnzimmerterrasse durch Aufschütten angehoben und sorgsam mit Löffelsteinen befestigt, so stellt man heute Haus samt Garten auf die künstliche Ebene.
Ganze Lastwagenzüge voll mit zentnerschweren, grob behauenen Felsbrocken werden die Hügel hinaufgekarrt, die riesigen Steine abgeworfen und mit Schaufelbaggern zur künstlichen Hangkante aufgestapelt. Mit Erde hinterfüllt und fertig ist das Paradies der Ebene, fein vorbereitet für den keimfreien englischen Rasen.
Künstlich? Dagegen würden sich die glücklichen Neu-Flachlandbesitzer verwehren, sind sie doch überzeugt davon, mit ihren „naturbelassenen“ Riesentrümmern die natürlichste Hangsicherung der Welt zu errichten.
Dort, wo diese Steine abgebaut werden, wird der Berg naturgemäß immer weniger. Er schwindet dahin. Und so arbeiten wir unaufhaltsam an der flächendeckenden Einebnung von Österreich. Die Erfinder der Österreichwerbung scheinen diese revolutionierende Umwälzung des Landes schon längst durchschaut zu haben. Daher: 2004 keine Rede mehr von Bergen und sanften Hügeln.