08/06/2004
08/06/2004

Planung: Arch. Hubert Wolfschwenger, Lichttechnikberatung: D.I. Oswald Petschenig

Planung: Arch. Hubert Wolfschwenger, Lichttechnikberatung: D.I. Oswald Petschenig

Das ganz Alltägliche

Die Hauptbrücke hat im Zuge der Gehsteigerweiterung im Jahr 2003 ein neues Geländer bekommen. „Was, bitte“, werden Sie sagen „ist an der Tatsache so besonders, dass man darüber schreibt?“

Eine kleine, alltägliche Bauaufgabe im öffentlichen Raum. Etwas muss aufgrund einer Sanierung, eines Umbaus oder einer geänderten Gesetzeslage erneuert werden. Zum Beispiel ein Geländer.

Tatsächlich ist nicht das Besondere daran, dass es ein neues Geländer gibt, sondern WIE es ist. Nicht besonders (über-)designt, nicht besonders aufwändig, nicht besonders auffällig.
Aber es ist:
Funktionell – es hat ein nicht nur formschönes, sondern auch bequemes Lümmelbord. Gerade richtig, um dem Treiben in der Mur mit Muße zu folgen.
Feingliedrig – sein Gitternetz erlaubt freien Durchblick und ist genug Körper, um ein Gefühl der Sicherheit zu geben.
Ideenreich – es interpretiert das Thema der Stütze spielerisch und dabei humorvoll neu.
Poetisch – es setzt die Randzone der Brücke sparsam und gekonnt in Szene - mit indirekter, blendfreier Beleuchtung.

Man möchte meinen, das sei das Selbstverständlichste der Welt. Ist es aber nicht! Wie kämen wir sonst zu all den Scheußlichkeiten – Stadtmöblierung, Blumentröge, Firmentafeln, Werbeständer, Eingangstüren, Würstelbuden - die uns jeder Gang durch die Stadt beschert.
Liegt’s an der Kleinheit und vermeintlichen Bedeutungslosigkeit der Planungsaufgabe? An den Kosten? Am Unverständnis der Bauherren? Oder am Unvermögen der Planenden?

Zweckdienliche Antworten bitte an GAT senden.
Und: Danke, Werner, für den Hinweis.

Verfasser/in:
Karin Tschavgova
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16. + 17.11.2023
 
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