23/06/2004
23/06/2004

"Maximal klotzen statt minimal kleckern". Eine farbige Betrachtung, nicht durch die rosarote Brille.Farbe „ist eine der großen Basics der Architektur“, vermittelt uns die Zentralvereinigung österreichischer Architekten und lässt das Thema gleich in "summerstage 01", der ersten Veranstaltung einer Serie von Sommergesprächen, die in lockerer Atmosphäre am Schlossberg stattfinden, abhandeln. (übrigens: am Freitag, den 25.06. findet das nächste summerstage-Treffen statt. GAT - Graz Architektur Täglich - berichtet in seinen Nachrichten).

Für andere scheint Farbe in der Architektur kein Gestalt prägendes Element zu sein und deshalb von geringer Bedeutung. Etwa für jene Gremien, die eingesetzt sind, um für den Erhalt und eine gedeihliche Entwicklung der Stadt Graz zu sorgen – die Altstadtkommission und das Denkmalamt.
Warum ich das vermute? Nun ja, während jeder Dachbodenausbau, der vom „heiligen Berg“ Schlossberg aus zu sehen wäre, mit Argusaugen begutachtet wird, jede neue Gaupe altstadtgetreu „angeschleppt“ sein und sich jede Haustüre harmonisch in das Stadtbild einfügen sollte, zählt der herzhafte Griff in den Farbtopf offensichtlich nicht zu den das Stadtbild verändernden Maßnahmen, die kontrolliert werden müssen.
Wie sonst ist zu erklären, dass das mehrstöckige Gebäude neben dem Stadtwerke-Haus am Andreas Hofer Platz, das neuerdings der Immorent gehören soll, in einem so unsäglich kräftigen Blau gefärbelt werden konnte, dass es jedem sensiblen Auge wehtut (nach Monaten mit einem Gerüst verkleidendem Riesenplakat, das Arnie zu seiner Superrolle als Gouverneur gratulierte). Nicht nur das - auch abseits persönlicher Befindlichkeit - dieses grelle Knallbonbon prägt die Stadtsilhouette ganz enorm.
Werfen Sie einen Blick von der Keplerbrücke nach Süden und überzeugen Sie sich selbst. Sie sehen: den Flussraum, das Grün der Uferbepflanzung, die Murinsel, den Kirchturm der Franziskanerkirche und – mehr als alles andere - DAS BLAUE HAUS. Fett und aufdringlich springt es Sie an. Wahrlich keine neue Pretiose in der Altstadt.
Es wäre interessant, zu erfahren, wie die Altstadtkommision oder das Denkmalamt dazu stehen.

Verfasser/in:
Karin Tschavgova
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