26/01/2005
26/01/2005

4 Tage Fachmesse
24 begleitende Vorträge
450 einschlägige Aussteller
6500 Meter2 Ausstellungsfläche
30.000 Besucher, erwartungsgemäß

„Das Angebotsspektrum umfasst alle wichtigen Bereiche, die mit „Bauen“ in Verbindung zu bringen sind.“ Zitat aus der Ankündigung zur Häuslbauermesse vom 27. bis 30.1. in Graz.
Super!!
Im Gegenteil: Ein Graus, wendet der distinguierte Herr, immer in Schwarz, ein. Mit dieser Massierung an Banalitäten und Scheußlichkeiten zum Thema Hausbau will der Architekt nichts zu tun haben.
Hat er auch nicht, denn die viertägige Häuslbauermesse läuft unter Ausschluss der Architekten ab. Architekten sind nicht vertreten. Nicht durch ihre Standesvertretung, nicht durch ihre Zentralvereinigung und auch nicht durch das Haus der Architektur, das den Auftrag zur Vermittlungsarbeit vermutlich in seinen Statuten festgeschrieben hat. Durch keine Plattform.

Ist damit nicht die Chance vergeben, den wichtigsten Bereich, der „mit Bauen in Verbindung zu bringen“ ist - DEN DER BAUKULTUR - dort zu thematisieren, wo sich ein Riesenpotenzial an interessierten Bauwilligen konzentriert?
Dort gäbe es die Möglichkeit, Ausstellungsflächen zu bespielen und beispielhaftes Bauen zu zeigen und es gibt täglich eine ganze Reihe an Vorträgen zu bestimmten Themen, in die die Architekten sich einklinken könnten.

Etwa am Donnerstag zum Thema BERATUNG: Wir überlassen das Feld dem Kriminalpolizeilichen Beratungsdienst(!), einem Finanzoptimierer, einem Rechtsanwalt.
Freitag zu WOHNQUALITÄT: in zwei Vorträgen referieren Radiästheten, ein Fachmann zu elektromagnetischen Feldern, einer zu guter Luft als Raumqualität, je einer über Hauspilz und Regenwassernutzung.
Samstag zu ERNEUERUNG – SANIERUNG: Etliche Baumeister erläutern rechtliche und planerische Grundlagen zum Dachbodenausbau, BM Eppo Baravalle die Altbausanierung.
Sonntag SOLARES BAUEN: Zuerst noch einmal der schon bekannte BM Baravalle, der den Trend zum Fertighaus „untermauert“. Zu den darauf folgenden obligatorischen Fachvorträgen zur Wärmepumpe, zu Photovoltaik und Sonnenenergie für Heizung und Warmwasser gesellt sich – ja, doch! - ein Architekt. Sein Vortrag hat den wunderbaren Titel: Hol die Sonne ins Haus – Architektur mit Durchblick.

Der Referent ist amtierender Präsident der Kammer für Steiermark u. Kärnten. Durchblick in Architektur gibt er auf der Messe als Architekt und Leiter seines Büros. In eigener Sache wussten schon einige der Funktionäre von Standes- oder Interessensvertretungen der Architekten vor ihm die Anfrage um Teilnahme an der Messe oder in der zur Messe erscheinenden Sonderbeilage der "Kleinen Zeitung" in den letzten Jahren für sich zu nützen.

78 Euro kostet der Quadratmeter Ausstellungsfläche, einiges mehr kostet ein gutes Konzept für eine überzeugende Performance. Eine Investition, gemeinsam getragen von der Standesvertretung und den Interessensvertretungen der Architekten - als Plattform Architektur vielleicht - um Qualität und Baukultur für alle, denen beides ein Anliegen ist, zu forcieren.
Der distinguierte Herr, immer in Schwarz, müsste allerdings bereit sein, sich unters Volk und unter die 450 Glücksversprecher in Sachen Einfamilienhaus zu mischen, Anschauungsmaterial für Alternativen zu liefern und Überzeugungsarbeit für gebaute Qualität zu leisten.

Verfasser/in:
Karin Tschavgova
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