05/04/2007
05/04/2007

Die Allee in der Oeverseegasse in Graz im Jahr 2004 noch in voller Pracht

Erster Kappschnitt der Allee in der Oeverseegasse und....

....die ersten Baumfällungen im Jahr 2005

Status quo März 2007: die Alleebäume wurden zu 99% beseitigt.

Blick in Richtung Citypark und Oeverseegymnasium: vom Ausbau und Zufahrtsprojekt Citypark ebenso schlimm betroffen ist das Oeverseegymnasium.

Blick in Richtung neue Zufahrt: die Oeverseegasse soll über die Grünfläche als LKW-Zufahrt in den Citypark hineinführen.

Durch die Umbauplanung der Oeverseegasse schrumpft der derzeitig breite Promenadenweg auf 1,5m. Der einstige Kompromiss zwichen Stadtrat Rüsch und der Bürgerinitiative: 2,0 m

Droht durch die Ausbaupläne des Cityparks der endgültige Verlust von Lebensqualität im Gebiet um den Oeverseepark?

Die etappenweise Zerstörung der Oeverseegasse und der Bebauungsplanentwurf Citypark haben miteinander zu tun, das ist die Überzeugung der schon länger alarmierten Anrainer/innen.

Die 1870 gepflanzte Allee in der Oeverseegasse wurde seit 2005 in drei Etappen dem Erdboden gleich gemacht. Nun sollen Alleeneupflanzung und Straßenverbreiterung folgen. In einer letzten Etappe, Zeitpunkt unbekannt, wird die Fahrbahn saniert.
Anlass für diese umfangreichen Maßnahmen sind laut Amtsauskunft die dringend notwendige Sanierung der Straße und kranke Bäume, die ein Sicherheitsrisiko darstellen. Seit 2004 setzt sich die Initiative Oeverseegasse vehement vor allem gegen die Verbreiterung der Straße zur Wehr. Die Bewohner/innen befürchteten immer, und wie sich nun herausgestellt hat, zu Recht, dass der Straßenumbau hauptsächlich dem Citypark und seinen Ausbauplänen dienen soll. Warum sonst sollte die Stadt eine unbedeutende Wohnstraße so breit ausbauen, trotz Budgetnot und entgegen dem Protest der Bewohner/innen?
Die Initiative erzwang eine Bürger/inneninformation und das Mitspracherecht bei der Neugestaltung der Straße. Nach mehreren Versammlungen schloss man einen Kompromiss: die Neupflanzung der Allee, da laut Expertenauskunft vom Amt für Grünraum die Bäume nicht zu retten wären und der Entfall der geplanten, zweiten Parkspur sowie eine Straßeverbreiterung um nur einen halben Meter, um die Wohn- und Lebensqualität einigermaßen erhalten zu können.

Doch dann schlug die Nachricht über die aktuellen Ausbaupläne des Cityparks - Errichtung einer Großbäckerei mit LKW-Zufahrt auf Höhe der Oeverseegasse - wie ein Blitz ein. Vor allem der geplante Ausbau der Intersparbäckerei zu einer Großbäckerei mit neuer LKW Zufahrt in der Verlängerung der Oeverseegasse lässt die Bewohner/innen um ihre Wohnqualität fürchten. Bei der Vorstellung des Bebauungsplanentwurfes im Februar protestierten sie massiv gegen die geplanten Maßnahmen. Stadtrat Rüsch verspricht aufgrund der großen Aufregung die Lage der Zufahrt nochmals zu überdenken. Die Initiative beschließt schriftliche Einwendungen gegen den Bebauungsplanentwurf abzugeben. Innerhalb einer Woche konnten über 330 Einwände gesammelt werden. In einem zweiten Schritt wurde der Ausführungsplan Umbau Oeverseegasse auf die Übereinstimmung mit den getätigten Zusagen gecheckt. Über den Bezirksrat wurde der aktuelle Plan besorgt. Tatsächlich waren darin die meisten vereinbarten Zusagen nicht berücksichtigt worden. Fast alle Bäume wurden bereits Anfang März gefällt, bald soll mit dem Ausbau begonnen werden. In einer Infoschrift aus dem Stadtratsbüro ist den Bewohner/innen versichert worden, die Straße werde nicht verbreitert. Alle Bewohner/innen wurden somit falsch informiert! Empört darüber verlangte man über den Bezirksvorsteher einen Termin bei Stadtrat Rüsch. Dieser fand am 21.03.2007 statt. 10 Vertreter/innen der Initiative deponierten ihre Ängste und Forderungen, überraschenderweise lenkte Rüsch in fast allen Punkten ein - ein Riesenerfolg für die Bewohnerinitiative.

Doch alle bisherigen Bemühungen und erkämpften Erfolge wären sinnlos, wenn der Bebauungsplan Citypark beschlossen werden würde. Ein Gespräch mit DI. Redik, Chef des Stadtplanungsamtes, lässt Schlimmstes befürchten. Man will zwar leichte Korrekturen vornehmen, aber eben nur leichte. Drei Abänderungsvorschläge seitens des Cityparks liegen vor. Diese zeigen deutlich, dass dem Ganzen eine weit gediehene Planung zu Grunde liegt und man bereits um Meter feilschen will. Die Änderungsvorschläge bringen keinerlei Verbesserung für die Bewohner/innen und sind nicht einmal Augenauswischerei.
Laut DI Redik ist eine Großbäckerei, die sämtliche Sparmärkte in der Steiermark beliefern wird, verträglich an diesem Standort, der an ein Wohngebiet und ein Gymnasium angrenzt. Diese Haltung der Stadtplanung widerspricht den Zielsetzungen des STEK, wonach Wohn- u Lebensqualität in der Stadt gehoben und der Verkehr reduziert werden soll. Ein Industriebetrieb mit seinen Folgebelastungen hat in einem Kerngebiet nichts verloren.

Die Initiative Oeverseegasse lässt sich von Änderungsvorschlägen, die gar keine sind, nicht ruhig stellen. Die Befürchtungen über zu erwartende Belästigungen durch den LKW-Zulieferverkehr bleiben aufrecht. Ebenso die Angst, dass dieser Bebauungsplan eine Option für eine zukünftige Nordzufahrt für den Citypark über die Oeverseegasse bietet. Diese mögliche Zufahrt macht für den Citypark durchaus Sinn, vor allem da der Bebauungsplan bereits eine 12-prozentige Erweiterung der Verkaufsfläche und 240 zusätzliche Parkplätze vorsieht. Für Wohngebiet und Schule wäre diese aber die Katastrophe schlechthin.

Die Bewohner/innen sind auf den Barrikaden und bleiben dort. Man wird sehen, was für die Stadtplanung und den politischen Referenten mehr zählt: die Geschäftsinteressen eines Einkaufszentrums oder die Angst der Menschen um den Verlust von Lebensqualität in ihrem Stadtteil.

Sie erreichen die Autorin unter T 0664/144 18 75 oder per eMail an arch.elisabeth.lechner@aon.at.

Verfasser/in:
Elisabeth Lechner, Kommentar
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+