20/01/2012
20/01/2012

2. PREIS: Andreas Draxl „The Art of Doing Nothing”

2. PREIS: Andreas Draxl „The Art of Doing Nothing”

2. PREIS: Stefan Jos, Christian Buresch und Alexander Gebetsroither „Unendlicher Turm“

2. PREIS: Stefan Jos, Christian Buresch und Alexander Gebetsroither „Unendlicher Turm“

2. PREIS: Stefan Jos, Christian Buresch und Alexander Gebetsroither „Unendlicher Turm“

2. PREIS: Andreas Draxl „The Art of Doing Nothing”

3. PREIS: Toni Levak, Rene Märzendorfer, Christian Repnik und Reinhold Weinberger „waswirwollen“

3. PREIS: Toni Levak, Rene Märzendorfer, Christian Repnik und Reinhold Weinberger „waswirwollen“

Am 11.01. erfolgte im HDA Graz die Preisverleihung des Herbert-Eichholzer-Förderungspreis 2011 und die Eröffnung der Wettbewerbsausstellung, die noch bis einschließlich 27.01. zu sehen ist.

Der nach dem Grazer Architekten Herbert Eichholzer benannte Förderungspreis wird alle zwei Jahre an begabte ArchitekturstudentInnen vergeben. Die Vergabe erfolgt nach Ausschreibung der Fakultät für Architektur der TU Graz. Das Kulturreferat der Stadt Graz beantragt den Preis in Anerkennung der Bedeutung des Architekten Herbert Eichholzer, der Beschluss erfolgt durch den Stadtsenat.

Im Jahr 2011 wurde der Preis vom Institut für Architekturtheorie, Kunst- und Kulturwissenschaften der TU Graz konzipiert und organisiert. Das spezifische Thema des aktuellen Wettbewerbs hieß „Architektur des Architekturstudiums …wenn ich es selbst entwerfen könnte…“ Mit diesem Thema wurden die teilnehmenden Studierenden aufgefordert, in Zeiten der laufenden Universitätsreformen und massiven Umstrukturierung der Studienpläne selbst darüber nachzudenken, wie sie Architektur studieren möchten und wie sich ihre Vorstellung vom Studium räumlich denken ließe.

Von vierzehn eingereichten Beiträgen hat die Wettbewerbsjury drei Projekte zur Vergabe des mit insgesamt 6.600 Euro dotierten Förderungspreises empfohlen: der Entwurf von Andreas Draxl teilt sich mit dem Entwurf von Stefan Jos, Christian Buresch und Alexander Gebetsroither ex aequo den zweiten Preis, während der Entwurf von Toni Levak, René Märzendorfer, Christian Repnik und Reinhold Weinberger mit dem dritten Preis ausgezeichnet wird.

DIE AUSGEZEICHNETEN PROJEKTE

2. PREIS:
Andreas Draxl
„The Art of Doing Nothing”

Die mit comicartigen Karikaturen illustrierte satirische Kurzgeschichte von Andreas Draxl setzt sich mit beißender Ironie mit dem Studienbetrieb an der Grazer Architekturfakultät auseinander. Der Ich-Erzähler versucht, als Batman verkleidet, einen Professor zu dem Geständnis zu nötigen, dass die Lehre nur eine Farce sei und in Wirklichkeit viel strenger sein müsste, was aber an dessen freundlichunverbindlicher Art abprallt. Batmans Versuch, die Fakultät zu retten, scheitert kläglich.

Jurybegründung
Das Projekt „The Art of Doing Nothing“ stellt mit den Mitteln der Satire sehr kritisch die Frage, wie man das bestehende System konterkarieren kann, wenn man nichts tut. Eine persönliche, subjektive und dadurch involvierende Geschichte über die „Ohnmacht“ des Einzelnen, der sich gegen das vorherrschende System aufzulehnen versucht, wird erzählt. Die Idee, sich der Aufgabe zu entziehen, entspricht einem Topos aktueller politischer Theorie und wird auf mehreren Ebenen schlüssig durchgearbeitet sowie sprachlich professionell und gleichzeitig witzig umgesetzt. Dabei gehen die gewählten sprachlichen Mittel und der Inhalt Hand in Hand. Die grafische Umsetzung der handelnden Personen in Form von Comicfiguren entspricht dem Stil des Textes, bleibt aber in ihrer Qualität etwas hinter jener des Textes zurück.

2. PREIS
Stefan Jos, Christian Buresch und Alexander Gebetsroither
„Unendlicher Turm“

Das utopische Projekt schlägt die Errichtung eines unendlichen Turmes vor, um die endlose Ausdehnung als Prinzip unseres gegenwärtigen wirtschaftspolitischen Systems ad absurdum zu führen, dem auch die neoliberale Universitätsreform in Österreich von 2002 gefolgt ist. Der Wahnwitz eines gigantischen, alle Ressourcen fressenden Bauprojekts soll schließlich den Kollaps des Systems herbeiführen.

Jurybegründung
In Anknüpfung an die Architekturutopien der 1960er- und 70er-Jahre ist das Projekt inhaltlich und formal sehr überzeugend gelöst. Es arbeitet das Denkmodell der Übersteigerung des Optimierungs- und Leistungsprinzips aus und erschließt dem Leser/der Leserin eine mitunter moralisierende, aber meist vielschichtige Betrachtungsweise des Themas. Das Projekt überzeugt die Jury durch seinen fatalen visionären Zugang sowohl in konzeptioneller als auch in visuelle Hinsicht. Die düstere Vision, die gezeigt wird, kritisiert die Ideologie des neoliberalen Wirtschaftssystems als unendlichem Wachstum und deutet die Unterordnung des Bildungssystems als offensichtlich bedingungslose Hingabe an den Kapitalismus. Auf hohem sprachlichem Niveau werden die derzeitige Bildungspolitik, das Wirtschaftssystem und der unendliche Fortschrittsglaube der Gesellschaft kritisiert und in Form einer zeichenhaften, überdimensionalen, endlos wachsenden Struktur architektonisch umgesetzt.

3. PREIS
Toni Levak, Rene Märzendorfer, Christian Repnik und Reinhold Weinberger
„waswirwollen“

Der Webblog „Waswirwollen“ versammelt Reflexionen, persönliche Eindrücke, konkrete Forderungen und Ideen zur Umgestaltung des Architekturstudiums an der TU Graz. Das Spektrum der behandelten Themen reicht vom Einfluss der Globalisierung auf das Studium bis zur Verteilung von Fixplätzen und temporären Plätzen in den Architekturzeichensälen. Der Blog soll weitergeführt werden und als offene Diskussionsplattform für die Studierenden dienen.

Jurybegründung
Das Projekt initiiert einen Webblog und möchte mit dieser zeitgemäßen Web 2.0-Technologie eine öffentlich zugängliche Internetplattform als Instrument für die demokratische Diskussion der Probleme des Grazer Architekturstudiums und die kollektive Erarbeitung von möglichen Handlungsräumen anbieten. Für die Jury war die Wahl des Mediums einer Website als offenem Blog zum Thema interessant und begrüßenswert. Dieser Vorschlag bietet eine reale Chance, dass nach Bekanntgabe der Wettbewerbsergebnisse eine Community gebildet und eine öffentliche Auseinandersetzung begonnen wird, die zu einer konkreten Umsetzung führen kann. Die derzeit auf der Website präsentierten Texte sind von unterschiedlicher Qualität. Die Weiterentwicklung und damit Verdichtung der Inhalte zu einem handlungsfähigen Instrument hängt von der tatsächlichen Notwendigkeit dieser Diskussionsplattform und der dadurch gesteuerten Aktivität der involvierten AkteurInnen ab.
Das Projekt besitzt zwar ein hohes Potenzial in Richtung Umsetzung, ist aber per se nicht als visionär zu werten, da es sich einer derzeit üblichen Strategie bedient, und wurde deshalb auf den dritten Platz gereiht.

Die WettbewerbsteilnehmerInnen 2011 im Überblick:
Alexander Eberl, Philipp Müller, Stefanie Lang, Matthias Wild, Jürgen Patjens, Stefanie Salzmann, Katharina Balak, Philipp Schörkhuber, Toni Levak, Rene Märzendorfer, Christian Repnik, Reinhold Weinberger, Nikolaus Kaufmann, Andreas Draxl, Patrick Reynolds, Monika Raczynska, Marvi Basha, Brion Basha, Sabrina Lazzeri, Anna Gruber, Stefan Jos, Christian Buresch, Alexander Gebetsroither, Nino Bijelić, Bernhard Schabbauer

Die JurorInnen 2011:
Architektin DIin Heidrun Primas
Architektin DIin Andrea Redi (Vorsitz)
Architekt DI Dr. Andreas Rumpfhuber
Dr.in Antje Senarclens de Grancy
Prof. Dr. Anselm Wagner

Herbert Eichholzer wurde 1903 in Graz geboren, erhielt 1935 den Staatspreis der Grazer Sezession mit Viktor Badl und musste am 3.11.1938 vor dem NS-Regime emigrieren. Von 1938 bis 1940 war er als freier Mitarbeiter bei Clemens Holzmeister in der Türkei tätig und baute eine Auslands-Widerstandsgruppe der KPÖ u.a. mit der Architektin Schütte-Lihotzky auf. 1940 kehrte er illegal nach Österreich zurück, er wurde zur Deutschen Wehrmacht einberufen und setzte seine politische Tätigkeit fort. Im Februar 1942 wurde Herbert Eichholzer von den Nazis verhaftet, am 9.9.1942 in Berlin zum Tode verurteilt und am 17.1.1943 in Wien enthauptet.

Der Förderungspreis soll einerseits die Verbundenheit der Stadt Graz und der Technischen Universität Graz mit Herbert Eichholzers symbolisieren sowie die verantwortungsbewusste Auseinandersetzung des Architekten mit den Strömungen seiner Zeit fortführen. Zugleich soll auch dem architektonischen Schaffen Herbert Eichholzers ein bleibendes Denkmal gesetzt werden.

Ausstellungsort:
HDA im Palais Thinnfeld
Mariahilferstraße 2, 8020 Graz
Öffnungszeiten: DI-SO 10.00-18.00 Uhr

Konzept Herbert-Eichholzer-Förderungspreis 2011:
Ana Jeinic, Institut für Architekturtheorie, Kunst- und Kulturwissenschaften, TU Graz
Leitung: Prof. Dr. Anselm Wagner

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