GAT gibt sich ein neues Gesicht, hält aber seine ursprüngliche Richtung. Der erfreuliche Anlass legt eine Standortbestimmung nahe. GAT stellt sich seit seiner Gründung der nie ganz erledigbaren Aufgabe, das Baugeschehen am öffentlichen Interesse allgemein verständlich zu messen. So konnte GAT für die Steiermark eine mediale Lücke schließen, die andernorts noch offen steht.
Wer Architektur erklären will, muss die baukulturelle Situation, das gesellschaftliche und politische Umfeld, verständlich machen. Baukultur hilft, Architektur nachzuvollziehen oder zu schaffen, indem sie Information liefert, Verständnis produziert, Beteiligung erlaubt, Bewertungskriterien nahelegt. In Anlehnung an Manès Sperber könnte man sagen: Baukultur ist Mittel, kein Zweck. Ziel aller prozessualen Anstrengungen der Baukultur ist gut gebauter, lebenswerter Raum.
Daher beschreibt GAT die Produktionsbedingungen von Architektur, die Baukultur, auf allen Maßstabsebenen. Bauten und Planungen werden auf ihr Verhältnis zu den Bestrebungen und Freiheitsgraden der Gesellschaft befragt. Dabei widmet sich GAT vorrangig berichtend und kommentierend den Methoden, nur nachrangig abwägend den Bauten. Das ist zielführend, denn verfahrensanalytisch beschreibende sind gegenüber ästhetisch bewertenden Zugängen zur Architektur heutzutage stark in der Minderheit.
Die Frage des Wie in der Architektur hat kaum eine breite Öffentlichkeit, das Was und das Wer beherrschen die Architekturkritik. Auch die Häuser der Architektur berichten allzu oft über gebaute Resultate und planende Akteure, über „das Gute“ und „die Schönen“, als über baukulturelle Prozesse. Beschreibenswert wären aber alle Aspekte, die für die gemeinwohlorientierte Entwicklung des gebauten Raums bedeutsam sind.
GAT behandelt die baukulturelle Verfassung der Steiermark in Bezug zur österreichischen Situation, gespiegelt im internationalen Kontext. GAT setzt Architektur in den gesellschaftlichen Rahmen. GAT lebt die Utopie von permanenter Information und Kritik als Voraussetzung der Architekturproduktion. Auf seine Art hat GAT als Organ der Baukulturvermittlung derzeit ein Alleinstellungsmerkmal unter den heimischen Institutionen der Architekturvermittlung erreicht. Es auszubauen wird hoher redaktioneller Anstrengung bedürfen. Auf einen Aufschwung zum überregional relevanten Medium der Baukultur darf mehr denn je gehofft werden. Digitale Konkurrenz ist bundesweit kaum in Sicht.