01/04/2008
01/04/2008

EN-Wettbewerb 1979, Tonhalle Düsseldorf, erbaut 1926 als Planetarium von Wilhelm Kreis, 1972-78 von Architekten HPP Hentrich-Petschnigg und Partner zu einer Konzerthalle umgebaut.

Preisträger des EN-Wettbewerbs 1978, Gesamtrestaurierung der Altstadt von Werdenberg, Kanton St. Gallen.

EN-Wettbewerb 1987, Entwicklungsplan für das kleine mittelalterliche Dorf Siegelsberg in Deutschland.

Das INTERNATIONALE STÄDTEFORUM GRAZ und EUROPA NOSTRA AUSTRIA kümmern sich seit 1981 um das Archiv zum EUROPA NOSTRA Award, der seit 2002 auch für die Europäische Union als European Union Prize for Cultural Heritage verliehen wird. Die Bemühungen der MitarbeiterInnen des ISG, die Archivierung der Unterlagen professioneller zu gestalten und die Zugänglichkeit des Materials für Interessierte zu erleichtern, scheiterten lange am engen finanziellen Rahmen dieser Institutionen.

Im Jahr 2006 gelang endlich ein wichtiger Schritt zur Realisierung des Projektes „Aufarbeitung und Digitalisierung des Europa Nostra Archivs“. Sowohl das in Österreich für das Kulturerbe zuständige Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur sowie die Kunstsektion des Bundeskanzleramtes erklärten sich zu einer Förderung des Projektes bereit. Dazu konnten auch die Stadt Graz (Stadtbaudirektion und Liegenschaftsverwaltung) sowie das Arbeitsmarktservice Graz und SALE Projektmanagement & Consulting als Unterstützer gewonnen werden.

Der erste Projektschritt bestand in der kompletten Sanierung des Archivraumes sowie in der heiklen Reinigung der Dossiers, die v.a. wegen ihres reichen Abbildungsmaterials sehr vorsichtig gesäubert werden mussten. Zur weiteren Lagerung wurden alle Dossiers in säurefreie, staubdichte Archivboxen umgepackt.

Die Entwicklung der Datenbank

Der zweite und viel komplexere Projektschritt bestand in der Entwicklung einer Datenbank sowie in der Bearbeitung und Digitalisierung jedes einzelnen Dossiers. Erste inhaltliche Vorgaben wurden in Beratung mit Hasso Hohmann (GF des ISG, Anm.) und ergänzend durch die Daten von EN erarbeitet, und dabei wurde auch Englisch als Datenbanksprache fixiert. Die Suche nach geeigneten MitarbeiterInnen gestaltete sich zunächst schwierig, schließlich konnte jedoch die Architektin
Dipl. Ing. Irmgard Lusser als wissenschaftliche Fachkraft gewonnen werden, den technischen Teil der Programmierung der Datenbank übernahm Martin König.

Als Kunsthistorikerin konnte ich gemeinsam mit Irmgard Lusser eine Datenbankstruktur erarbeiten, die vielfältige Abfragen zulässt und dadurch die wissenschaftliche Recherche im Archiv in Zukunft wesentlich erleichtern wird. Irmgard Lusser hat maßgeblichen Anteil am bisherigen Erfolg des Projektes, doch leider konnte sie nur bis Mitte Februar für uns tätig sein. Ihre Nachfolgerin ist Mag. Jessy Servenay, eine Kunsthistorikerin, die sich nach kurzer Einarbeitungszeit sehr engagiert für unser Projekt zeigt. Aufgrund der Fülle der vorhandenen Dossiers – durch die Neusortierung haben wir festgestellt, dass knapp 4.000 Einreichungen im Archiv lagern – hat sich der projektierte Arbeitsverlauf wesentlich verzögert.

Jedes digitale Dossier umfasst 3 wichtige Bausteine:
1. Die erste Datenbankseite gibt die Grunddaten jedes Projektes wieder, wobei die Registrierungsnummer aus Den Haag noch durch eine Boxnummer, in der das Dossier im Archiv aufbewahrt wird, ergänzt wird. Darüber hinaus finden sich die Kategorie der Einreichung (folgend dem EN-Schema), alle vorhandenen Projektdaten wie beispielsweise Titel, Ort, genaue Adresse, Einreicher, Funktion des Gebäudes, Materialwahl usw.
2. Diese Grunddaten werden erweitert durch eine genauere Beschreibung des Projektes, wobei insbesondere auf die Art der Restaurierung/Renovierung und ihre Dokumentation eingegangen wird.
3. Außerdem wird für jedes Projekt auch Abbildungsmaterial digitalisiert. Handelt es sich um einen Preisträger, werden ein Präsentationsfoto und weitere gute Abbildungen digitalisiert. Bei Nicht-Preisträgern ergänzt dagegen nur ein Präsentationsfoto den kürzer gehaltenen Textbeitrag. Die abschließenden Informationen der Datenbank geben Auskunft darüber, ob das Dossier verliehen wurde (z.B. aufgrund einer Anfrage) bzw. wer den Eintrag in die Datenbank verfasst hat.

Die Verbesserung der formalen Vorgaben

Die Schwierigkeit in der digitalen Dokumentation der einzelnen Projekte beruht auf mehreren Punkten. In Bezug auf die Arbeitsverzögerung wirkt sich jedoch am stärksten das häufige Fehlen des ursprünglichen Einreichbogens für den EN-Wettbewerb aus, sodass also das gesamte Projekt durchgelesen werden muss, um die Grunddaten herausfiltern zu können. Nicht zuletzt sind auch die wenigen formalen Vorgaben für die Wettbewerbsteilnehmer für die Archivaufarbeitung hinderlich. Denn die Palette der Unterlagen reicht von losen Blättern mit beigelegten Fotos bis zu qualitativ ausgezeichneten, gedruckten Unterlagen und Plänen, die seit Mitte der 90er Jahre häufig auch durch digitale Medien ergänzt werden. Darüber hinaus ist oftmals auch die Länderkennzeichnung irreführend, wenn I einmal Italy und dann wieder Ireland bezeichnet, oder G einmal Germany und das nächste Mal Greece. Zur Vereinfachung der Digitalisierung wäre es wünschenswert, wenn die formalen Vorgaben für die Einreichungen gestrafft werden könnten – auch für die digitalen Speichermedien und Formate – sodass in Hinkunft viele Arbeitsschritte vereinfacht und damit die Arbeitszeit pro Dossier reduziert werden könnte.

Der weitere Projektverlauf ist zumindest bis Juli 2008 gesichert, denn bis dahin läuft das ursprünglich für 2 Jahre anberaumte Projekt. Aufgrund des umfassenden Archivbestandes ist bis dahin jedoch nicht das gesamte Archiv digitalisiert, weshalb wir uns intensiv bemühen, das Projekt fortführen zu können.

Für Interessierte besteht die Möglichkeit, nach telefonischer Terminvereinbarung, in das Archiv des Internationalen Städteforums Einsicht zu nehmen.
KONTAKT:
Mag. Gertraud F. Strempfl-Ledl
ISG Internationales Städteforum
Hauptplatz 3, A-8010 Graz

T ++43/316-82 53 95
F ++43/316-81 14 35
office@staedteforum.at
strempfl-ledl@staedteforum.at

Verfasser/in:
Mag. Gertraud F. Strempfl-Ledl, Bericht
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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