08/01/2012
08/01/2012

Leserkommentar zum Beitrag "„Man muss dem Volk aufs Maul schauen“ von Elisabeth Lechner (am 26.12.2011 erschienen auf www.gat.st)

Sehr geehrte Frau Arch. DI Lechner, Sie beschäftigen sich dankenswerterweise in Ihrem Beitrag mit der ersten öffentlichen Sitzung des Beirates für Bürgerbeteiligung, was uns zeigt, dass Sie Interesse an den Anliegen der Grazer Bürger haben - besten Dank dafür! Einige Fakten zur Erklärung und auch zur Richtigstellung möchte ich gerne anführen: Ein kritischer Punkt in Ihrem Beitrag ist, dass zu wenig zur Einbindung von jüngeren Bürgerinnen und Bürgern getan wird. Es gehört nicht zu den unmittelbaren Aufgaben des Beirates, sich darum zu kümmern, was aber natürlich nicht heißt, dass er nicht hocherfreut über ein Engagement derselben wäre. Auf Facebook und Twitter oder dergleichen Plattformen, wie gefordert, präsent zu sein, wäre ein willkommener Beitrag von und für interessierte jüngere Bürger. Wenn Herr Ing. Berger um das Bemühen dieser „Jüngeren“ lediglich anführt, die Kinderbürgermeister eingeladen zu haben, so entspricht das als Beispiel einer angemessenen knappen Antwort in diesem Rahmen. Wenn Sie hingegen Einsicht nehmen in die Arbeitsgruppen der Gemeinschaft von „MEHR Zeit für Graz“, die eng mit der Tätigkeit des Beirates verbunden ist, werden Sie entdecken, dass es durchaus auch Berufstätige gibt, die sich neben Broterwerb, Familiengründung und Karriereplanung noch die Zeit nehmen, freiwillig und ehrenamtlich mitzuwirken. Die angesprochene Forderung nach mehr „direkter Demokratie“ ist berechtigt und die Mitarbeit bei der Erstellung strukturierter, verbindlicher Leitlinien für demokratische BürgerInnenbeteiligung in einer repräsentativen Demokratie gehört zu den vordringlichsten Aufgaben des Beirates. Wer sich dafür interessiert und sich aktiv einbringen will, ist herzlich eingeladen, sich unter www.mehrzeitfuergraz.at zu informieren. Hier ist auch die bisherige Tätigkeit des Beirates abrufbar. Meiner persönlichen Meinung nach ist Information nicht nur eine Bring- sondern auch eine Holschuld. Und wenn sich die Jugend mit zwei Stimmen bei der gegenständlichen Veranstaltung gemeldet und größtenteils vorher, wie Sie erwähnen, schon während des Referates den Saal verlassen hat, muss an dem ernsthaften Vorhaben zur Mitarbeit Zweifel angemeldet werden. Wenn auch aus oben genannten Gründen verständlich. Ihren Beitrag schließen Sie mit einem von Bürgermeister Nagl vorgebrachten Zitat und empfehlen damit dem Bürgerbeirat zur Themenfindung für die öffentliche Beiratssitzung ziemlich hart, dafür „dem Volk aufs Maul zu schauen“. Abgesehen davon, dass der Beirat seit zwei Jahren fast nichts anderes tut, als eben das zu tun durch die intensive Beschäftigung mit den Wünschen aus dem städtischen BürgerInnenbeteiligungsprojekt „Zeit für Graz“, obliegt diese Themenfindung nicht dem Bürgerbeirat allein. Und es war (siehe Wortprotokoll der Veranstaltung) auch nicht die Ideenarmut, sondern die mangelnde Übereinstimmung zu einem Thema, welches Bürger „hinter dem Ofen hervorlocken“ soll, um bei Wortspielen zu bleiben. „MEHR Zeit für Graz“ ist eine ehrenamtliche, überparteiliche Arbeitsgemeinschaft, die sich in enger Zusammenarbeit mit dem Beirat mit der Umsetzung der Handlungsempfehlungen und Leitprojekte aus der Planungswerkstatt „Zeit für Graz“ beschäftigt. Viele Ideen daraus dienen zur Hebung der Lebensqualität der Grazerinnen und Grazer und ließen sich mit der Kreativität planender Architekten bzw. Architektinnen gut vereinen. Dazu können unterstützende Kommentare von Ihrer Seite hilfreich sein.

Karin Steffen ist langjährige Aktivbürgerin in Graz
Kontakt: g_ksteffen@utanet.at

Verfasser/in:
Karin Steffen, Kommentar
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