24/02/2008
24/02/2008

Der Falter Steiermark erscheint wöchentlich, jeweils am Mittwoch.

Lokaltour auf Rädern

Wer in Graz mit dem Rollstuhl unterwegs ist, Lust auf eine Jause zwischendurch, ein nettes Abendessen oder gute Musik hat, hat es oft nicht leicht, überhaupt in die Lokale zu gelangen: Zu enge Türen, unzugängliche WC-Anlagen und Stiegen am Eingang verstellen den Weg. Ein paar Lichtblicke und Lieblingsplätze gibt es aber trotzdem, wie der Falter von selbsterprobten Rollstuhlfahrern erfahren hat.

Als kulinarisch gut und einwandfrei zugänglich gilt die Eschenlaube in der Glacisstraße. Auch das Schloßbergrestaurant, das benachbarte Aiola und die Murinsel sind mit dem Rollstuhl erreichbar. In das Gasthaus Brandhof in der Gleisdorferstraße rollt es sich gemütlich, wer gerne Bier trinkt, ist mit dem Gösser Bräu in der Neutorgasse barrierefrei gut beraten. "Das Angebot ist aber schnell ausgeschöpft", sagt Sebastian Ruppe.

Weniger Hürden findet man auf der Suche nach guter Musik in Graz: Im p.p.c., der Postgarage, im Orpheum oder im Dom im Berg lässt sich auch mit Rollstuhl gut tanzen. Wer im Dom allerdings zu den WCs möchte, braucht entweder gute rhetorische Fähigkeiten oder muss sich tragen lassen: "Der Betreiber schleppt einen lieber die Stiegen hinauf, als dass er den Treppenplattformlift einschaltet", weiß Oskar Kalamidas.

Vorbildhaft zeigt sich das Liebenauer Stadion: Es gibt Platz für sechzig mobil eingeschränkte Personen, und auch sehbehinderte Menschen können die Spiele live miterleben. Über spezielle Headsets werden für sie die Fußballmatches beschrieben und kommentiert.

Auch Filmfans kommen mittlerweile in Graz in den meisten Kinos barrierefrei auf ihre Rechnung - im Rechbauer Kino gibt es sogar eine spezielle Höranlage für Hörgeräteträger, gleich wie im auch sonst barrierefreien Schauspielhaus. Studieren im Rollstuhl geht auf der FH leichter als auf der Uni: Während das FH-Gelände für den dort auch lehrenden Wolfgang Temmel leicht erklimmbar ist, hat er "eine Physiotherapiestunde hinter sich", wenn er "auf der Resowi bei den Toiletten im Keller angelangt" ist. Auch der Zugang zu den Lokalen und Restaurants in der Unigegend sei "fatal", wie der Uni-Mitarbeiter Ruppe weiß: "Überall Stufen und zu kleine WCs", ist sein Fazit.

Kunst genießt man am einfachsten im Kunsthaus, auch die Helmut-List-Halle ist barrierefrei zugänglich - allerdings nur, so lange man hier nicht in einer leitenden Position arbeitet oder mit dem Geschäftsführer sprechen will, wie Landtagsabgeordnete Anne Marie Wicher erzählt.

Abkühlung im Sommer bietet die von Christian Polansek initiierte "refreshing area" im Dom im Berg. Und auch außerhalb von Graz soll sich ab jetzt mehr tun: Leo Pürrer ist seit Februar Berater für Barrierefreies Bauen für das Land Steiermark. Geht es nach ihm, werden künftig auch mehrere Buschenschenken mit dem Rollstuhl zugänglich sein. "Vorausgesetzt, es gibt dort guten Wein", meint er augenzwinkernd.

Der Falter Steiermark erscheint wöchentlich, jeweils am Mittwoch.

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Der Beitrag ist im Falter Stmk. Nr. 12/08 erschienen
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