Hotel Miramonte, Bad Gastein. Der Architekt und Hotelier Thomas Ikrath zeigt, wie mit geringem Budget, aber viel Geschick und Sensibilität der Bestand des Hotels weiterentwickelt werden kann.

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Hotel Tauernhof in Flachau. LP architektur (Tom Lechner) zeigt, wie über Jahre und Jahrzehnte gewachsene Strukturen modernisiert und gleichzeitig zur Aufwertung des Ortsbildes beitragen können. Die vormals zergliederte Eingangsstruktur konnte mit einer neuen Vorzone beruhigt werden.

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Hotel Alpenhof in Flachau. Die Architekten von LP architektur (Tom Lechner) gestalteten angenehme, moderne Zimmer im Altbestand des Hotels.

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Hotel Travel Charme in Werfenweng. Der Neubau nach Plänen von architektur:consult (Hermann Eisenköck, Herfried Peyker) spricht eine moderne urbane Klientel an, für die ein gediegenes Ambiente in einer intakten Umwelt zentrale Faktoren für die Urlaubsentscheidung darstellen. Es ist dies kein „exterritoriales“ Resort, sondern der Neubau fügt sich in die Ortsstruktur ein.

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Am 4. und 5. Oktober 2012 standen beim Symposium "Länger zu Gast - Baukultur im Tourismus" in Kleßheim (Salzburg) das Potenzial zeitgemäßer Architektur für den Tourismus und die Frage, welche Chancen qualitätsvolle Architektur und Freiraumgestaltung bei der Entwicklung der spezifischen Identität von Gemeinden bieten, im Mittelpunkt. Internationale ExpertInnen informierten über aktuelle Entwicklungen in der Hotelarchitektur und im Tourismus.
Rund 30 TeilnehmerInnen aus den Bereichen Hotellerie und Gastronomie, der Tourismusforschung, -beratung und -marketings, der Seilbahnwirtschaft, des Naturschutzes, der Landesverwaltung (Wirtschaft, Bauen, Raumordnung) sowie aus Architektur und Kultur plädieren für einen Wandel in zentralen Fragen der Raumordnung. Sie haben in einem Workshop zum Thema „Architektur und Baukultur im Tourismus“ Forderungen, Maßnahmen und Anregungen formuliert. Unter den Vortragenden waren unter anderem Benedikt Loderer (Stadtwanderer), Norbert Mayr (Architekturhistoriker) und Katia und Gerold Schneider (Hoteliers und Architekten). Veranstalter waren das Land Salzburg (Landesbaudirektion), SalzburgerLand Tourismus und die INITIATIVE ARCHITEKTUR salzburg).

Raumordnung und Baukultur
Zur Absicherung des Tourismus fordern die ExpertInnen eine grundlegende Wende in der Raumordnung. Einer weiteren Zersiedelung muss Einhalt geboten werden, um die Ressource Landschaft weitestgehend zu schonen. Eine fachliche Ebene in Form eines politisch unabhängigen Beirates mit externen Experten soll geschaffen werden. Angeregt werden weiters die Bildung kommunaler Verbände mit einem interkommunalen (Finanz- )Ausgleich mit dem Ziel der Erhaltung von naturräumlichen Ressourcen. Erforderlich sind dafür die Bewertung und ein finanzieller Ausgleich für die Erhaltung eines intakten Natur- oder Landschaftsraumes. In Zukunft soll nicht mehr jede einzelne Gemeinde „ihr“ Gewerbegebiet ausweisen, denn die Gäste kommen sicherlich nicht wegen einförmiger Ortsdurchfahrten und gestaltloser Gewerbegebiete nach Salzburg. Zweitwohnsitze stellen jetzt für Gemeinden und Tourismusbetriebe eine große Belastung dar. Durch eine deutliche Besteuerung von Zweitwohnsitzen soll nicht nur Kostenwahrheit, sondern ein auch ein pekuniärer Nutzen für die Gemeinden erzielt werden.

Architektur – Neubau versus Weiterbauen im Bestand
Neue Standorte für Hotels sollen generell restriktiv behandelt werden, so sollen z.B. keine Hotels bei Mittelstationen von Liftanlagen geschaffen werden. Neue Anlagen müssen sich in die örtlichen Strukturen integrieren. Bei Projekten ab einer bestimmten Größenordnung ist eine Bürgerinformation durchzuführen. Transparenz bei größeren Vorhaben ist auch ein wichtiger Faktor für eine positive Umsetzung. Der Hotelbestand in Salzburg ist meist über Jahrzehnte gewachsen. Mittel- oder langfristige Leitbilder und Masterpläne für die bauliche Positionierung von Hotels müssen kurzfristig Modernisierungs- bzw. Baumaßnahmen vorangehen. Nicht nur bei der Modernisierung historisch wertvoller Bausubstanz (z.B. Grandhotels in Bad Gastein) besteht die Chance, die Qualitäten des Bestands identitätsstiftend einzusetzen, sondern auch Nachkriegsbauten bieten solche Potenziale. Die Bauten der 1950er bis 1970er sind im Vergleich zu späteren Baulichkeiten oft angenehm unaufdringlich. Ihre oft familiär verzahnte (Bau)Geschichte kann - nicht nur den Gästen - die Besonderheit dieses Ortes zeigen.Die „romantischen“ Eskapaden im Hotelbau der 1990er-Jahre stören hingegen oft massiv Ortsbild wie Landschaftsraum. Die Hoteliers müssen die Verantwortung für ihren Auftritt im Ort übernehmen. Erhaltung und Integrierung bestehender Qualitäten ist Ressourcen schonend und nachhaltig. Mehrere Beispiele der Studie „Bauen mit Bestand“ (Autor: Norbert Mayr) haben gezeigt, dass mit Fingerspitzengefühl und Fachkompetenz - z.B. durch ausgeklügelte Farbkonzepte, Reduktion/Homogenisierung/Akzentuierung bestehender Einrichtungsgegenstände - eine sparsame wie gestalterisch außerordentliche Aufwertung möglich ist. Angesichts des Status quo in Salzburg ist die Absturzgefahr bei dieser Gratwanderung groß. Doch die Potenziale der Strategie, mit Bestand intelligent zu arbeiten, liegen auf der Hand. Ihr Erfolg steht und fällt mit der richtigen Wahl der Gestalter - zu häufig sind hier noch Hobbykünstler und schlechte Dekorateure am Werk.

Weiterbildung, Information und Marketing
In Hotelfachschulen und Tourismus-Fachhochschulen hat sich mittlerweile der Unterrichtsgegenstand Nachhaltigkeit etabliert. Sie wäre einer der möglichen Anknüpfungspunkte für die wichtigen Themen Raumordnung, Baukultur und Geschmacksbildung. Eine Anlaufstelle für Hoteliers soll geschaffen werden, um rechtzeitig vor baulichen Investitionen die jeweils optimalen Berater zu finden. Architekturwettbewerbe, die dazu beitragen, sollen gefördert werden. Periodische Preise bzw. Auszeichnungen sollen baukulturell ambitionierte Maßnahmen würdigen und auch Marketingzwecken dienen. Einig sind sich die ExpertInnen insbesondere aus dem Tourismus-Marketing, dass die Architektur die zentrale Botschaft in der Hotellerie darstellt. Hier heißt es das eigene Profil zu schärfen. Die Architektur schafft den Auftritt (z.B. Urlaub am Bauernhof). Ziel soll es sein, das „Haus“ erlebbar zu machen und die gebauten Bilder und Geschichten als Essenz des Marketings zu begreifen. Alle Anwesenden haben zugestimmt, dass es zu diesem Themenkreis weitere Gespräche geben soll.

Die Exkursion im Rahmen des Symposiums führte am 5. Oktober 2012 zu Musterbeispielen für das Weiterbauen im Bestand und zu einem Hotelneubau:
_ Hotel Miramonte in Bad Gastein. Architekt und Hotelier Thomas Ikrath
_ Hotel Tauernhof und Hotel Alpenhof in Flachau. Tom Lechner, LP architektur
_ Hotel Travel Charme in Werfenweng. architektur:consult (Hermann Eisenköck, Herfried Peyker)

Kuratoren des Symposiums waren Dr. Roman Höllbacher, Dr. Norbert Mayr und Architekt Simon Speigner,
Veranstalter die INITIATIVE ARCHITEKTUR in Kooperation mit der Landesbaudirektion Salzburg und 'SalzburgerLand Tourismus GmbH'.

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