18/12/2010
18/12/2010

"Beirat gefährdet Bauoffensive" (aus: WOCHE, 14.12.2010)

Aus der „Woche“, Graz & Umgebung am 15.12.2010 „Stadt plant jetzt neuen Gestaltungsbeirat. Die Bauträger laufen gegen diese Maßnahme Sturm.“ Gollenz: „Beirat gefährdet Bauoffensive“ Die Vernetzung von Spekulation und Politik zum Zwecke der Gewinnmaximierung einer Lobby von Bauträgern und Grundstücksspekulanten ist im Bewusstsein der Öffentlichkeit zur Normalität geworden. Ist es mit diesem Beschluss nun endlich so weit, dieser Gruppe von Geschäftemachern ein wirksames Gremium im Sinne einer öffentlichen Kontrolle zur Förderung von Baukultur zur Seite zu stellen? Ob bei der Thalia, am Andreas Hofer-Platz, in der Griesgasse, ob am ehemaligen Areal der Kinderfreunde in der Grazbachgasse, an der Schönaubrücke – die Stadtregierung geht in die Knie. Baukultur ist in Wirklichkeit ein Fremdwort, die Stadt verkommt und das finanzielle Risiko von Investitionen wird sogar dem Steuerzahler aufgebürdet (siehe Thalia Aufbau) Der Investor brüstet sich mit der Wertschöpfung durch die Errichtung eines Fitness-Studios auf der wertvollsten Planungsruine der Stadt, am Dach der Thalia! Was haben die Bürger von Graz an Baukultur noch zu erwarten? Ja, den Gestaltungsbeirat! Die Frage sei erlaubt: Mit welchen Befugnissen und Mitteln ausgestattet, mit welchen Personen oder Persönlichkeiten wird dieser besetzt? Den erwähnten Grazer Bauträgern sind die Ergebnisse der langjährigen Arbeit von Gestaltungsbeiräten in Salzburg und Linz bekannt. Die Bäume der rücksichtslosen Spekulation konnten dort nicht in den Himmel wachsen, ein normales Maß an Verantwortung für das Wohl der Stadt und für die Baukultur hat sich dort etabliert. Solche Zustände gilt es in Graz zu verhindern. Aber auch Andere haben Interessen, durchaus auch politische. Und siehe: fein werden die Wohnbauträger, d.h. die Wohnbaugenossenschaften, vorweg bedient. Bei Bauvorhaben mit einer Bruttogeschoßfläche unter 2.000 m² wird der Gestaltungsbeirat künftig gar nicht zuständig sein, Qualitätskontrolle schon vorweg ausgeschaltet. 2.000 m² BGF entsprchen etwa 20 Wohneinheiten mit ca. 75 m² Wohnnutzfläche. Damit füllt man heute „1 Wohnblock“ und dieser wird weiter unbehelligt auf dem entsprechenden Minimalgrundstück auf der grünen Wiese errichtet werden. Dazu noch die geforderten PKW-Stellplätze und fertig sind Stadtplanung und Städtebau in Graz. Sicher auch zukünftig. Ist die Filletierungs-Methode bereits für die Bebauung der Reininghausgründe vorgedacht?

ARCH. DI HEINZ WONDRA lebt und arbeitet in Graz.

Verfasser/in:
Heinz Wondra, Kommentar
Petra Kickenweitz

braucht dringend gestaltungs- bzw. fachbeiräte!
was bringen baupolitische leitsätze, wenn sie den bürgermeistern nicht bekannt sind ... was bringen diese leitsätze überhaupt? Eine empfehlung darin wie zielführend und erfolgreich gestaltungsbeiräte sind, ist nicht ausreichend. das sieht man tag täglich, wenn man mit offenen augen durch die steiermark fährt. das land sollte mit guten beispiel voran gehen ... und flächendeckend einen beirat einrichten und damit ihr bekenntnis zur baukultur auch endlich taten folgen lassen.

Fr. 17/12/2010 2:58 Permalink
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