14/07/2008
14/07/2008

Spielbereich in der Scherersiedlung vor dem BürgerInnenbeteiligungsprojekt

Am 17. Mai 2008 fand das BürgerIinnenbeteiligungsprojekt Graz-Schererpark mit einem Siedlungsfest seinen Abschluss

Am 17. Mai 2008 fand das BürgerIinnenbeteiligungsprojekt Graz-Schererpark mit einem Siedlungsfest seinen Abschluss

Der Park in der Scherersiedlung vor dem BürgerInnenbeteiligungsprojekt

Der Park in der Scherersiedlung bei Projektbeginn

Baustelle Park im Sommer 2007

Montage von Sonnensegeln

Konstruktion für Verschattung

Planungsgespräche mit Jugendlichen

neuer Spielbereich

Im Frühjahr 2007 startete das vom Jugendamt und der Abteilung Grünraum beauftragte BürgerInnenbeteiligungsprojekt Graz-Schererpark. Am 17. Mai 2008 wurde es mit einem Siedlungsfest im Park erfolgreich abgeschlossen.

ANLASS UND AUSGANGSLAGE
Anlass für das „Beteiligungsprojekt Schererpark“ waren Vorfälle und Beschwerden rund um das Siedlungsgebiet in der Schererstraße, Bezirk Wetzelsdorf, die sich in den vergangenen zwei Jahren gehäuft hatten und den zuständigen verantwortlichen AmtsvertreterInnen (der damaligen Jugendstadträtin Tatjana Kaltenbeck-Michl und dem damaligen Planungsstadtrat Gerhard Rüsch) zugetragen wurden. Es handelte sich dabei vorrangig um kontinuierlich auftretende Vandalismusschäden im Park, für die die dort wohnhaften Jugendlichen verantwortlich gemacht wurden.

Stadträtin Kaltenbeck-Michl beauftragte das Team Architektin DI Elisabeth Lechner und Magistra Lisa Groß-Pirchegger, das bereits seit 2000 das Projekt Stadtteilarbeit Denggenhof durchführt und somit bereits über Erfahrungen in der sozialen Stadtteilarbeit verfügt, mit dem BürgerInnenbeteiligungsprojekt. Ab Jänner 2008 finanzierte die Abteilung Grünraum mit. Die ÖWGes und die Bezirksvertretung waren Projektpartner.

ZIEL
Das Projektteam Lechner-Pirchegger konzipierte ein Beteiligungsprojekt mit dem Ziel, durch BürgerInnenbefragungen und BewohnerInnenbeteiligung die Ursachen für die Unzufriedenheit und Problemlage zu eruieren und in gemeinschaftlichen Aktionen mit BewohnerInnen und den zuständigen Ämtern Verbesserungen anzudenken und umzusetzen. Die BewohnerInnen rund um den Schererpark sollten ermutigt, aktiviert und unterstützt werden, an der Gestaltung ihres nahen Lebensumfeldes aktiv mitzuwirken und so ihre Verantwortung für bestimmte Lebensbereiche des öffentlichen Raums übernehmen.

PROZESS
Im Vordergrund stand hierbei, in einem ersten Schritt die Aufweichung der bereits massiv verhärteten Fronten durch respektvolles miteinander Reden und Zuhören. Die BewohnerInnen waren durch nicht erfüllte Versprechungen, Mängel in der Siedlungsplanung und schlechte Kommunikation mit der Verwaltung, die Dauerbaustelle Park und unzureichende Informationen, aber auch negative Berichterstattung in der Presse sehr aufgebracht und erst nach und nach (als sie merkten, dass ihre persönlichen Ängste, Verärgerungen und Wünschen wahrgenommen und gehört werden) bereit, bei dem konkreten Beteiligungsprojekt mitzuarbeiten.

Im Rahmen der Erhebungsarbeit kristallisierten sich die eigentlichen Ursachen für die vorgefundenen Probleme und Unzufriedenheiten heraus:
_ Unzureichende Kinderspielplätze in Kombination mit einer hohen Bebauungsdichte im 3. Bauabschnitt der Scherersiedlung (ÖWGes). Zusätzlich weist dieser Bauabschnitt ausschließlich Sozialwohnungen auf, in denen die Familien mit den meisten Kindern innerhalb der Gesamtsiedung wohnen, es gibt keine soziale Durchmischung
_ Planungsmängel im Bereich der Schererstraße und Straßganger Straße, wie fehlender Gehsteig, fehlender Zebrastreifen.
_ Ein mangelhaft ausgestatteter Schererpark, der in seiner Primärfunktion ein Retentionsbecken für den Einödbach ist. Es fehlen Kleinkinderspielmöglichkeiten, Verschattungen und es bestehen Gefahrenquellen durch die Detailausbildung von Wegen, Treppen, Geländern. Die BewohnerInnen zeigten sich enttäuscht, weil ihnen mit der Errichtung des Parks viel versprochen wurde und sie sich etwas anderes erwartet hatten als ein großteils mit Schotter gefülltes schattenloses Rückhaltebecken. Wegen der Gefahren und des Vandalismuses wurden die Kinder nicht mehr in den Park gelassen. Damit verschärfte sich wiederum die Situation in der Siedlung.
_ Weiters gab es Probleme mit Jugendlichen, Lärm in der Siedlung und Vandalismus.

METHODIK
Die Methodik des Beteiligungsprojektes rund um den Schererpark beruhte vorrangig auf der Aktivierung der Bevölkerung und dem Versuch, das Vertrauen der BewohnerInnen zu gewinnen, dem Aufspüren lokaler Ressourcen und deren Koordinierung. Das Programm orientierte sich an den BewohnerInneninteressen. Nur von Mehrheiten getragene Projektideen wurden gemeinschaftlich geplant und umgesetzt.

Durch die von der Projektgruppe initiierten Beteiligungsverfahren und spezifisch gestalteten Rahmenbedingungen begannen BewohnerInnen und VertreterInnen der Organisationen während des Projektes miteinander zu kommunizieren und in Interaktion zu treten, mit dem einen Ziel, die Lebens- und Wohnbedingungen nachhaltig zu verbessern.

ERGEBNIS
Am 10. Juli 2008 wurde den Auftraggebern, Stadtrat Eisel-Eiselsberg und Stadträtin Fluch, im Beisein der ÖWGes und der beteiligten Ämter der Projektbericht präsentiert. Das Projekt Schererpark, das als Beispiel für Gebietsbetreuung im kleinen Rahmen angesehen werden kann, wird von den Beteiligten einstimmig als Erfolg angesehen. Das Hauptziel, die Deeskalation wurde erreicht. Die Stimmung in der Siedlung hat sich nach Aussage der ÖWGes nachhaltig verbessert. Die BewohnerInnen lernten eine neue Art des miteinander Kommunizierens und der Konfliktlösung kennen, Ämter arbeiteten verstärkt zusammen. Es ist zu hoffen, dass das gelungene Beispiel Schule macht und die Stadt Graz ein wirksames Modell der Gebietsbetreuung wählt. Man denkt jedenfalls derzeit darüber nach.

Verfasser/in:
Redaktion GAT Bericht
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