22/12/2006
22/12/2006

Humanic Casa Piccola, Verkaufsraum, Foto: Irmfried Windbichler

Humanic Casa Piccola, Schaufenster, Foto: Irmfried Windbichler

Humanic Casa Piccola, Passage, Foto: Irmfried Windbichler

Humanic Casa Piccola, Fassade Passage, Foto: Irmfried Windbichler

Die Casa Piccola, eine im Jahr 1988 von Irmfried Windbichler neugestaltete Humanic Filiale in der Herrengasse 1 in Graz, einst "Flagschiff" der Einführung zeitgenössischer Architektur in die Altstadt von Graz, wird umgebaut. War der Bau vor nicht einmal zwei Jahrzehnten wegen seiner ebenso eigenständigen wie einfühlsamen Integration neuer zeitgenössischer Elemente in die alte Bausubstanz ein Pionierprojekt, so scheint es nun ausgedient zu haben.

Mit den Jahren wurde die Casa Piccola zur kleinen, aber feinen Ikone jener für Graz so wichtigen architektonischen Strömung, deren Bekanntheitsgrad weit über die steirischen Grenzen hinausreicht und von deren guten Ruf die Grazer Architektur bis heute zehrt. So war das "kleine Haus" in der Herrengasse bis jetzt im Kanon der qualitätvollen Architektur - seine Rezeption reicht bis Japan - gut aufgehoben. Aber wir leben bekanntlich in einer schnelllebigen Zeit und längst mussten wir uns an das sich ständig verändernde Bild der Stadt, mit immer neuen Images gewöhnen - auf dass wir uns nicht mehr an Bekanntes gewöhnen mögen.

Und dennoch wirft dieser rasche Wandel einige Fragen in Bezug auf den Umgang mit architektonischen und anderen Werten auf:

- Da stellt sich zunächst die Frage des Urheberrechts. Wie schwierig dieses Thema ist und wie wenig sich ein Architekt darauf berufen kann, ist hinlänglich bekannt (einen Einblick dazu gibt der Artikel von Thomas Höhne "Architektur ohne Architekten", erschienen im Standard, siehe Link am Ende dieser Seite). Im vorliegenden Fall erfuhr der Architekt vom geplanten Umbau seines Werkes aus der Zeitung, bzw. aus der fett gedruckten Aufschrift am Geschäft, die auf den bevorstehenden Umbau hinweist.

- Weiters verwundert die Tatsache, dass in unmittelbarer Nähe irgendwelche Dachaufbauten als schützenswert erachtet werden und diese Tatsache ein anerkanntes, rechtmäßig entschiedenes Wettbewerbsprojekt beinahe zu Fall bringt, während der Umbau der Casa Piccola schneller vonstatten geht, als die mit vielen Auflagen verbundene Entscheidung des Erstgenannten dauerte. Macht also die Größe ein Objekt in der Alststadt schützenswert?
Zu den Fällen Kommod und Thalia gesellt sich also ein weiterer, dieses Mal mit neuerem Entstehungsdatum, nach dem Motto: Zu jung, um geschützt zu werden, zu alt um dem Shopping Mainstream zu entsprechen.

- Außerdem stellt sich die Frage, wie der geplante Umbau des besagten Geschäftes zu einem neuen Flagship Store ohne gravierende Eingriffe in die alte, schützenswerte Bausubstranz erfolgen kann?

- Und schließlich geht es auch um die Frage der Wertschätzung der Architekten für die Werke ihrer Kollegen.

Wer die Casa Piccola noch sehen und gleichzeitig vielleicht auch ein Paar Schuhe im Ausverkauf erstehen möchte, muss sich beeilen, denn bereits Anfang Jänner 2007 wird mit den umfassenden Umbauarbeiten nach den Plänen das Grazer Architekturbüros Szyszkowitz-Kowalski + Partner begonnen. (ua)

Verfasser/in:
Redaktion GAT Graz Architektur Täglich
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