07/04/2003
07/04/2003

Fotos: Wolfgang Reinisch

Fotos: Wolfgang Reinisch

Im Rahmen der Vortragsreihe "2_mondays nine occasions", veranstaltet von der Fakultät für Architektur an der TU-Graz, erläutert Architekt Wolfgang Tschapeller Entwurfsgedanken seiner Architekturen, die nicht nur sprachlich mehrfach deut- und lesbar sind.

So auch jene zur Bezirkshauptmannschaft in Murau: jenes Paradoxon aus Kunstsoff, Stahl und mehr in einer Kleinstadt, die Mitte der 90er Jahre mit sehr viel Holz - auch in der Architektur - vermittelt in Form einer Landesausstellung dem Vergessen entrissen wurde. Und spätestens mit den vielen Protestschreiben seitens der internationalen Kollegenschaft, initiiert von den Autoren der Holzbrücke, an die Tschapeller mi seiner Architektur andockt und deren weiterführenden Raum die BH in Beschlag nimmt, ist Murau auch weit über die Grenzen, wenn auch im kleien Kreis, bekannt.

Und genau dieses Inbeschlagnehmen von Raum nach sorgfältiger, in diesem Fall schon archäologischer Analyse, ist dem gesamten Entwursprozess immanent.
Ausgangspunkt für den Entwurf: die Topographie der Landschaft und das Vorhandensein einer "Delle", die der Fluss macht, in die das Gebäude eingeschrieben wird. Doch zuerst bedarf es der Freilegung, des Rückgängigmachens der Geschichte, und es scheint fast ein Idealfall für den Architekten, dass das Grundstück eigentlich zwischen zwei Brücken liegt, dass die Landschaft für den Bau der Straße in den 50er Jahren bereits transformiert, nunmehr wieder freigelegt werden konnte und das Einschreiben der Funktionen der BH in den Graben logisch vorgab und somit die dritte Transformation nach Straßenbrücke und Holzsteg innerhalb der letzten 50 Jahre darstellt.

Das Raumprogramm mit modulierenden Lichtverhältnissen zu unterschiedlichen Jahreszeiten bis in die untersten Gebäudeebenen überzeugt nicht nur anfangs skeptische Benutzer des Gebäudes, sondern zeigt auch wie von der abstrakten Annahme einer Idee, über den Prozess des Kartographierens, Ausprobierens, Importierens, ihre Materialisierung logisch konsequent sich präsentiert.

Verfasser/in:
ua
Redaktion
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