12/10/2018

Der Mensch als Bestie und Opfer

Ausstellungsempfehlung

Hrdlicka/Martinz
Aufforderung zum Misstrauen
Neue Galerie Graz
bis 6. Jänner 2019

Zur Ausstellung erscheint ein 156-seitiger Katalog in deutscher und englischer Sprache, der für 19,90 € im Shop im Joanneumsviertel erhältlich ist.

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12/10/2018

Ausstellungsansicht Hrdlicka/Martinz in der Neue Galerie Graz

©: UMJ / N. Lackner
©: UMJ / N. Lackner
©: UMJ / N. Lackner
©: UMJ / N. Lackner

Die Sammlung der Neuen Galerie Graz ist durch die Schenkung Suschnigg an ein großes Konvolut von Skulpturen und  grafischen Arbeiten Alfred Hrdlickas gekommen. Dieser zählt neben Georg Eisler und Fritz Martinz zu den Realisten der Nachkriegszeit. Hrdlicka und Martinz bildeten den Kern einer realistischen Kunst in Österreich, die stark vom Antifaschismus und Erlebnis des Krieges ausging. Körperliche Gewalt findet sich in beiden Œuvres explizit und grundsätzlich.
Die Neue Galerie Graz zeigt in der Ausstellung Hrdlicka/MartinzAufforderung zum Misstrauen die Zusammenführung der Œuvres der beiden österreichischen Künstler Alfred Hrdlicka und Fritz Martinz. Sie lernten sich bereits während des Studiums an der Akademie der bildenden Künste in Wien kennen und stellten 1960 erstmals gemeinsam aus. Beide verarbeiten in ihren Werken die Traumata des Faschismus sowie tagesaktuelle Ereignisse. „Der Mensch als Bestie und Opfer ist diesen Werken inhärent – das Erzeugen starker Bilder war das Ziel beider Künstler. Sie arbeiteten für die Öffentlichkeit, nicht für das Wohnzimmer“, so Kurator Günther Holler-Schuster.

Das Individuum im Zentrum

Beide – Hrdlicka durch den familiären Kontext, Martinz sogar als Soldat – haben den Krieg und die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten erlebt, litten unter Repressalien des autoritären NS-Regimes und wurden letztlich kompromisslose Antifaschisten im Sinne des Wahlspruchs Niemals vergessen!. Ihre Kunst ist geprägt von den Schreckensbildern des Krieges, von der allgemeinen Zerstörung und von der grundsätzlichen Gewalt und Grausamkeit des Menschen. Alfred Hrdlicka arbeitete vor allem als Bildhauer, er verwebt mythologische und historische Motive mit Dynamiken der Gegenwart, stets mit dem Blick auf das Individuum. Martinz bildet sein Pendant als Maler, stellt das Individuum als Mensch oder auch Tier in den Mittelpunkt seiner Reflexionen über Kreatürlichkeit, Leid, Gier und Gewalt. „Das Leid der Tiere wirkt bei Martinz oftmals stellvertretend für die Grausamkeiten des Krieges, die den Menschen heimsuchten“, erzählt Kuratorin Angelika Katzlberger.

Protest als Kunst

Mit ihrer Spielart des Realismus vertraten Hrdlicka und Martinz eine Haltung des politischen Protests und des Aufschreis durch Kunst. Sie wählten damals nicht den direkten Weg der Agitation, sondern hielten bewusst an den formalen Gesetzmäßigkeiten der Kunst (Skulptur, Malerei, Grafik) fest.
Die Ausstellung kann daher auch als Beitrag zum Gedenkjahr 2018 gesehen werden: Sie ruft mahnend den offiziellen Beginn der NS-Herrschaft in Österreich 1938 in Erinnerung, lässt sich jedoch auch zum Protestjahr 1968 in Bezug setzen. Nicht zuletzt verbindet sich die Schau mit den Ausstellungen Wie mit dem Skalpell. Die Aktionszeichnungen von Günter Brus im BRUSEUM und Congo Stars im Kunsthaus Graz zu einem Kaleidoskop gesellschaftspolitischer Kunst, die sich ihrer Zeit und deren Zuständen kritisch nähert. (Text der Neuen Galerie Graz redaktionell gekürzt)

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