16/03/2007
16/03/2007

„Il Palazzo“ (2006, Digi-Beta, Farbe, 45 Minuten). Regie: Katharina Copony

„Wir LAWOG-Frauen haben’s schön“ (2006, Beta SP, Farbe, 23 Minuten). Regie: Gisela Hesser und Gregor Stadlober

223 Filme in 180 Vorstellungen zeigt die nun zehnte Diagonale in Graz, das Festival des österreichischen Films, vom 19. bis zum 25. März. Auf fünf Kinos verteilt – Augartenkino KIZ, Filmzentrum im Rechbauerkino, Schubertkino, UCI Kinowelt Annenhof und zum ersten Mal das Geidorf Kunstkino –, dazu kommen weitere Veranstaltungsorte neben dem Festivalzentrum im Kunsthaus Graz, nämlich Dom im Berg, Forum Stadtpark, Hotel Weitzer, p.p.c. und die Helmut-List-Halle. Da kommen Versuche, eine übersichtliche Vorstellung in kurzen Artikeln zu geben, zwangsläufig dem Kampf gegen Windmühlen gleich. Dafür steht vorweg schon ein gut 370 Seiten starkes Programmbuch. Gehen wir aber jedenfalls davon aus, dass die Intendanten Birgit Flos und Oliver Testor alle Lang-, Kurz-, Dokumentar- und Kunstfilme gesehen haben mögen und dass es ferner einigen Spezialisten möglich sein sollte, sich eine relevante Übersicht vom österreichischen Filmsschaffen erarbeiten zu können. Filmfreunde, wie wir es sind, werden sich trotz Einsatz aller mobilisierbaren Kräfte wohl mit der stückweisen Annäherung an ein Monsterprogramm zufrieden geben müssen. Deshalb seien hier einige im weitesten Sinn mit Architektur befasste Streifen und Datenmengen empfohlen.

In „Aquarena“ (2007, 35 mm, Farbe, 19 Minuten) von Josef Dabernig und Isabella Hollauf wird ein Schwimmbad zum Zentrum eines Dorfes ohne Kauf- und ohne Gasthaus. Gleich einer surreal anmutenden Meditation schwimmt eine Frau im Bassin und zugleich durch tagtraumartige Bilder des Dorfes, die hier nicht Idylle sein wollen, vielmehr die verzweifelten Modernisierungsversuche ländlicher Strukturen beschreiben. Am 22. und 23. März im Geidorf Kunstkino.

Auf eine Reise ins Uralgebirge begibt sich Lena Lapschina. Während sie aus dem Fenster des fahrenden Busses die Landschaft filmt, zeichnet sie auch mit Bleistift auf Papier. „Aufgenommenen Landschaft“ (2006, Beta SP, Farbe, 5 Minuten) ist am 20. März in der UCI Kinowelt Annenhof zu sehen und am 23. und 24. im Geidorf Kunstkino.

Nach den Regeln des „Manifesto for CCTV Filmmakers“ produzierte Manu Luksch seinen Film „Faceless“ (2007, Digi-Beta, Farbe, 50 Minuten). Entsprechend dem Manifest verwendete Luksch ausschließlich Filmmaterial, das aus den Überwachungsbändern von Kameras im öffentlichen Raum stammt, in deren Erfassungsbereich Szenen der fiktiven Handlung nach eigenem Drehbuch gespielt wurden. Der Film tangiert damit rechtliche Fragen um die Veröffentlichung des eigenen, privaten Bildes im öffentlichen Raum. 20., 21. und 23. März im Schubertkino, eine weitere Vorstellungen am 23. März in der UCI Kinowelt Annenhof.

„Ungeheuer“ nennen die Bewohner von Corviale ihr nahezu einen Kilometer langes Wohngehäuse aus Stahlbeton an der Peripherie Roms. Unter dem Titel „Il Palazzo“ (2006, Digi-Beta, Farbe, 45 Minuten) gestaltete Katharina Copony eine Dokumentation über Gebäude und Bewohner dieser materialisierten Schreckensvorstellung von urbanem Lebensraum. Am 20. März im Schubertkino und am 24. im Geidorf Kunstkino.

Aus der Sicht einer statischen Kamera zeigt Maria Gusberti Zwischen- und Übergangsräume von Verkehrssystemen, reale Utopien als Nicht-Orte einer „postmodernen Wildnis“. „Infravoid. On scapes and Spaces“ (2006/07, Beta SP, Farbe, 11 Minuten) am 20. März in der UCI Kinowelt Annenhof und am 23. und 24. im Geidorf Kunstkino.

Ein Netz einander sehr ähnlicher Wohnbauten hat die Landeswohnbaugenossenschaft LAWOG seit 50 Jahren in Oberösterreich errichtet. Gisela Hesser und Gregor Stadlober nähern sich mittels Kamera zunächst über die Fassaden den Innenräumen und schließlich deren BewohnerInnen in einem ornamentalen Bildwerk. „Wir LAWOG-Frauen haben’s schön“ (2006, Beta SP, Farbe, 23 Minuten) am 20. März im Schubertkino und am 24. im Geidorf Kunstkino.

Ein Remix beziehungsweise einen Sampler hat Daniel Pöhacker zum Thema Hotel- und Autobahnszenen auf Basis von Found-Footage vorgenommen. Korrespondierend mit der Tiroler Landesausstellung 2005 setzt „HotelAutobahn“ (2005, Beta SP, Schwarzweiß und Farbe, 20 Minuten) spezifische Szenen internationaler Filme in den neuen Kontext des experimentellen Schnitts. Strukturen, Variationen und Montage führen zu neuen Aspekten gegenüber aus der Filmgeschichte bekannten Szenen wie beispielsweise aus Tatis „Trafic“. Am 20. März in der UCI Kinowelt Annenhof und am 23. und 24. im Geidorf Kunstkino.

Den Fahrplan durch und alle weiteren Informationen zum Programm der Diagonale 07 finden Sie unter www.diagonale.at

Verfasser/in:
Wenzel Mracek, Empfehlung
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+