01/03/2014

Der Eichholzer Preis ist ein biennal zu vergebender Architekturförderungspreis der Stadt Graz, der an den am 7.1.1943 vom NS- Regime hingerichteten, zum Zeitpunkt seines Todes erst 40-jährigen Grazer Architekten Herbert Eichholzer erinnern soll. Über die Zuerkennung des Preises entscheidet der Stadtsenat auf der Grundlage eines Vorschlags der Fakultät für Architektur an der TU Graz.

Jury

Die am 25.10. 2013 zusammengetretene Jury setzte sich aus folgenden sechs Mitgliedern zusammen:
Eva Guttmann, Marie-Therese Harnoncourt, Bernhard Inninger, Andreas Lichtblau, Klaus K. Loenhart, Petra Petersson. Als Vorsitzende fungierte dabei Marie-Therese Harnoncourt.

OCCUPY ROOFSCAPE
im HDA Graz
27.02.2014 bis 07.03.2014
täglich 10:00 - 18:00 Uhr
(montags geschlossen)

01/03/2014

‚Zurück in die Zukunft – Zurück zur Natur’ - 1. Preis

©: Theresa Reisenhofer

‚Zurück in die Zukunft – Zurück zur Natur’ - 1. Preis

©: Theresa Reisenhofer

‚Zurück in die Zukunft – Zurück zur Natur’ - 1. Preis, Schwarzplan

©: Theresa Reisenhofer

‚Zurück in die Zukunft – Zurück zur Natur’ - 1. Preis, Timeline

©: Theresa Reisenhofer

‚Zusammen Wachsen' - ex aequo 2. Preis

©: Kickingerder & Windisch

‚von Nachbarn lernt man’ - ex aequo 2. Preis

©: Fitzner Webersink Ziegerhofer

‚Habitat' - Anerkennung

©: Mirkovic & Streitfelder

Preisverleihung und Ausstellung im HDA Graz

©: HDA – Haus der Architektur

Theresa Reisenhofer (vorne) gewinnt den Preis mit dem Projekt 'Zurück in die Zukunft – Zurück zur Natur'

©: HDA – Haus der Architektur

Diskussionsrunde nach der Preisverleihung im HDA Graz: Klaus K. Loenhart, Lisa Rücker, Petra Petersson, Antje Senarclens de Grancy, Jörg Wallmüller (v.l.)

©: HDA – Haus der Architektur

Im Zentrum des Wettbewerbs 2013 mit dem Titel OCCUPY ROOFSCAPE stand die soziale Performanz und verantwortungsvolle Bezugnahme zur gebauten Umwelt, die bekanntermaßen auch im Schaffen des Architekten Herbert Eichholzer eine zentrale Rolle eingenommen hatte.
Die architektonische Form und Praxis der gesellschaftlichen Einbindung aktueller Themen und Aufgabenstellungen - wie Klima, Energie, Rohstoffe und Nahrungsmittel - waren im Rahmen des diesjährigen Wettbewerbs diskursiv im Vordergrund.
Dazu wurde die bestehende Form des (städtischen) Zusammenlebens reflektiert und neue Akzente für ein nachhaltiges Miteinander im urbanen Kontext aufgezeigt. Der Eichholzer- Förderungspreis 2013 suchte nach der Gestaltung eines Ortes mit hohem Potenzial, um nachhaltiges Handeln in unserer Gesellschaft zu verankern. Der gewählte Standort für dieses Vorhaben wurde die bestehende Schule BG/BRG & MG Dreihackengasse in Graz (Team A Graz, 1973–1979) mit besonderem Augenmerk auf die Dachlandschaft der Anlage.
Wie viele andere Schulen ihres Typs - als Ort der Bildung und des sozialen sowie kulturellen Austausches erdacht - ist die Bezugnahme zum lokalen städtischen Kontext als auch die architektonische Performanz der Anlage eingeschränkt und kann ihr architektonisches und gesellschaftliches Potential nicht entfalten.
Eben dieses Potenzial stellt den kreativen Raum dar, der aktiviert werden kann. Mit einer erweiterten Interpretation von Schule und schulischen Praktiken wurde ein Ort entworfen, an dem sich aktive Nachbarschaft und kreativer Schulalltag begegnen, Produktion und Wertschöpfung von Nahrungsmitteln und Energie thematisiert werden - und zusätzlich ein besseres Mikroklima für die Stadtlandschaft erschaffen wird.

SchülerInnen, StudentInnen und BürgerInnen engagierten sich in diesem Szenario in einer sozialen Praxis, die ganz anschaulich den kreativen und positiven Umgang mit gesellschaftlichen Herausforderungen erlebbar und erlernbar machte. Das Hauptaugenmerk im Rahmen der Ausschreibung lag nun vor allem auf dem Potenzial der ungenutzten Dachfläche. Im Zuge des Wettbewerbs sollten Ideen im Sinne eines URBAN COMMONS und DIVERSE COOPERATIVES mit einer hohen architektonischen, sozialen und ökologischen Performanz entwickelt werden, welche sowohl die bestehende Nachbarschaft berücksichtigen als auch eine erweiterte Interpretation des Systems Schule fordern.

Bewertungskategorien
1)  sozialer Innovationscharakter
2)  ökologische Aspekte
3)  städtebauliche Gestaltung und architektonische Form,
vor allem in Bezug auf 
Bestand
4)  Darstellung und Kommunikation des Projekts
 
Von den sieben eingereichten Projekten wurden vier Projekte ausgezeichnet.

Projekt 6  _ Anerkennung
VerfasserInnen Nr.: 080745, Mirkovic Selina, Schillerstraße 20/1, 8010 Graz, Streitfelder Siegfried Georg, Andrägasse 13/2, 8020 Graz.
Das Projekt Habitat' spielt mit der Wahrnehmung des Betrachters/der Betrachterin und argumentiert das gestapelte Raumprogramm aufgrund der städtebaulichen Sichtbarkeit in Bezug zum Posthochhaus am Griesplatz. Die vorgeschlagene Lösung ist in ihrer ökologischen Auswirkung klar kritisierbar und im Falle einer Realisierung zu hinterfragen, die soziale Performanz sowie die Darstellung und das Statement werden allerdings positiv hervorgehoben.
Der soziale Innovationscharakter im Sinne einer Vernetzung der Nachbarschaft spiegelt sich nicht in der vertikalen Stapelung an sich wider. Die Vision einer Fabrik in der Stadt ist prinzipiell sehr spannend, allerdings konzeptionell nicht ganzheitlich schlüssig ausgeführt. Lobend hervorgehoben wird die Qualität der sprachlichen Erläuterung und das visionäre Statement.

Projekt 2 _ ex aequo 2. Preis
VerfasserInnen Nr.: 407093, Windisch Wolfgang, Pestalozzistraße 3, 8010 Graz, Kickingerder Anna, St. Peter Hauptstraße 4b, 8042 Graz.
Das Projekt ‚Zusammen Wachsen’ formuliert mit vielen Details ganz klar die Idee des Gewächshauses am Dach im Sinne der sozialen Interaktion. Die vielen einzelnen Akteure und Raumprogramme werden den VerfasserInnen zufolge bewusst in eine zurückhaltende Form integriert, was aber im Sinne eines gesamtheitlichen Architekturkonzeptes nicht als visionär bewertet wurde. Die raumklimatischen Aspekte wurden dahingehend zu wenig beachtet, die Sichtbarkeit und die neuen Zugänge nicht eindeutig erkennbar. Die Darstellung und Gestaltung sowie Präsentation des Projektes sind jedoch sehr gut lesbar und präsentieren sich vor allem auf der Augenhöhe des Akteurs/der Akteurin sehr professionell. Die Synergie mit der Umgebung und der Fokus auch in Bezug zum Schulbetrieb zeigen deutlich die mehrdimensionale Betrachtung und die innovativen Ansätze des Projektteams, welche den geforderten Mehrwert mit ihrem Entwurf durchaus erzielen können.

Projekt 3 _ ex aequo 2. Preis
Verfasser Nr.: 290889, Fitzner Fabian, Jakob-Redtenbacherg. 13/1/9, 8010 Graz, Webersink Janosch, Zweiglgasse 10, 8020 Graz, Ziegerhofer Martin, Schörgelgasse 26/3/7, 8010 Graz.
Das Projekt ‚von Nachbarn lernt man’ legt den Schwerpunkt auf das Thema Integration durch die Öffnung der Gewächshäuser für die lokalen NachbarInnen zur Pflanzung von exotischen Früchten aus deren Herkunftsländern. Das Projekt beruht auf einer seriösen Betrachtung der sozialen Umgebung und greift interessante gegenwärtige Aspekte im Grazer Kontext auf. Die architektonische Form des Entwurfs fällt durch die Kleinteiligkeit der Baukörper am Dach positiv auf, wodurch eine Art Dachgartenstadt entsteht und auch ein Weiterbauen in Zukunft noch möglich sein kann. Als negativer Aspekt in Bezug auf den Entwurf und Platzierung der Küche wird das vertikale Raumprogramm im Sinne eines Dachrestaurants sowie die nicht vorhandene direkte Verbindung mit der Schule hervorgehoben, wodurch die geforderte Interaktion mit dem bestehenden Schulalltag räumlich nicht gegeben ist.

Projekt 4 _ 1. Preis
Verfasserin Nr.: 006660, Reisenhofer Theresa, Grieskai 10, 8020 Graz.
Das Projekt setzt die Schule als Knotenpunkt zur Kommunikation und Nachhaltigkeit im Bezirk Gries ins Zentrum, der fehlende Bezug zur Natur in der Stadt soll im Schulalltag integriert werden. Nach dem Motto ‚Zurück in die Zukunft – Zurück zur Natur’ sollen vor allem der neu geschaffene Marktplatz, welcher in die Freiflächen der bestehenden Schule integriert ist, interkulturelle und generationenübergreifende Kommunikation fördern.
Der Entwurf beruht nicht nur auf der Verzahnung der schulischen Funktionen mit weiteren Programmatiken, sondern ermöglicht es, NachbarInnen direkter zu erschließen und zu vernetzen. Der Austausch mit den NachbarInnen wird am Beispiel der ARGE – Recycling und Nachhaltigkeit als Thema in der Schule erläutert und verdeutlicht eine intensive Auseinandersetzung mit dem Ort der Schule und dem Bestand.
Positiv zu bewerten ist ebenso das Aufteilen des Entwurfs auf das gesamte Gelände, was einer realitätsnahen Umsetzung sehr nahe kommt. Die Integration des neuen Baukörpers hebt sich klar vom Bestand ab und besetzt damit nur einen Teil des Daches, wodurch ein Weiterbauen zu einem späteren Zeitpunkt möglich sein würde. Die hybriden Räume und mehrfachen Nutzungen sowie das Szenario im Jahresverlauf sind sehr überzeugend in den Schulalltag integriert. Vor allem die vorgeschlagene Konzert- und Veranstaltungshalle kann einen neuen Schwerpunkt im Öffnen des bestehenden Schulgebäudes setzen. Den Erläuterungen folgend wurde dieses Projekt für den 1. Preis ausgewählt, da es ein hohes Potenzial durch starken Realitätsbezug aufweist, die architektonische und soziale Performanz werden als integrativer Bestandteil des Projektes intelligent kombiniert.

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