17/06/2015

Rund 145 Länder und Organisationen präsentieren bei der Weltausstellung in Mailand vom 1. Mai bis 31. Oktober 2015 ihre Visionen. Österreich trumpft mit frischem Mikroklima auf: ein pavilloneigener Wald macht eine Klimaanlage überflüssig. 

17/06/2015

Österreichischer EXPO-Pavillon: Ein Wald als Luftkraftwerk

©: EXPO AUSTRIA

Motto: Breathe.Austria

©: EXPO AUSTRIA

Besucher suchen Erholung im Wald

©: EXPO AUSTRIA

Wasser in Mikrotropfen zerstäubt bewässert die Pflanzen und kühlt die Luft.

©: Transsolar/Raintime

Systemgrafik

©: team.breathe.austria

Grundrisse

©: team.breathe.austria

Schnitte

©: team.breathe.austria

Systemisometrie

©: team.breathe.austria

Systemschnitt

©: team.breathe.austria

Die Themen nachhaltige Energie und gesunde Lebensmittel bilden den Rahmen der diesjährigen Weltausstellung in Mailand. Der österreichische Pavillon präsentiert sich hier als dichter Naturwald. Der Wald steht nicht nur für Erlebnis und Genuss, sondern auch für die Intelligenz der Natur. Von innovativen Technologien unterstützt, schafft die Vegetation ein einzigartiges Mikroklima und lädt zu einer Pause vom EXPO-Trubel ein. 

Die grüne Lunge

breathe.austria ist das Motto des österreichischen Beitrags und die Aufforderung, tief durch- und erfrischende Waldluft einzuatmen. Die gesamte Ausstellungsfläche im Inneren ist offen und mit bis zu zwölf Meter hohen Bäumen bepflanzt. Manche der 60 großen Bäume im Österreich-Pavillon sind bereits 30 Jahre und älter. Insgesamt lieferten die Österreichischen Bundesforste und Gärtnereien 12.000 Gehölze, 1.200 Stauden und 120 Quadratmeter Moos. Der innerhalb weniger Monate entstandene Wald arbeitet wie ein Luftkraftwerk: Gemeinsam produzieren alle Pflanzen frischen Sauerstoff für 1.800 BesucherInnen in der Stunde. Zugleich binden sie Kohlendioxid, jeden Tag insgesamt 92 kg. 

Thermischer Komfort durch Zusammenspiel von Natur und Technik

Als einziger Pavillon kommt der österreichische Waldkosmos ohne konventionelle Klimaanlage aus Sauerstoff und eine angenehme Abkühlung entstehen hier ganz ohne Abwärme. Die gefühlte Temperatur im klimaneutralen Pavillon ist um 5 ºC niedriger als in der Umgebung. Erreicht wird dies durch ein intelligentes Zusammenwirken von Natur und Technologie: Die Pflanzen kühlen durch die Verschattung und durch die Verdunstung an ihren Blattoberflächen insgesamt eine grüne Oberfläche von 43.200 m2. Innovative Technologien wie besonders leise, leistungsfähige Ventilatoren und raffinierte Nebeleffekte verstärken den abkühlenden Effekt. So wird das Wasser in erfrischende Mikro-Tropfen zerstäubt, durch Hochdrucksprühsysteme werden dabei 90 % an Wasser gegenüber herkömmlichen Anlagen eingespart. Für die Nebelanlagen ebenso wie für die Bewässerung der Pflanzen wurden mehrere sensorgesteuerte Kreisläufe eingerichtet, so dass der Wald punktgenau mit Wasser und mit Nährstoffen versorgt wird. Auch die Einfassung des Pavillons leistet zum Klimakonzept einen Beitrag. 180 Laufmeter Brettsperrholz umrahmen die Vegetation. Diese Hülle hält die kühle Luft im Wald, sie ist sehr formstabil und kann rasch wieder rückgebaut werden.

Photosynthese spielen

Auch bei der Energiegewinnung nutzt der klimaneutrale Pavillon die Bio-Performanz. Eine neue Farbstoff-Solarzelle, eine sogenannte Grätzel-Zelle, nutzt die umweltfreundliche Energie der Sonne zur Stromerzeugung. Mit ihren farbigen Flächen wirkt sie untertags zudem beschattend und imitiert so die Natur eines Blattes. Nach dem Prinzip der Photosynthese wird aus Licht Energie erzeugt. Der erzeugte Strom eines Tages wird direkt neben dem Pavillon in einem Elektro-Fahrzeug als mobilem „Energietank“ gespeichert. 

Internationale Anerkennung

Der Österreich-Pavillon hat sich schnell als Publikumsmagnet der EXPO herauskristallisiert: Allein in den ersten zwei Wochen besuchten ihn 200.000 Menschen. Ausgiebiges Lob für den Österreich-Beitrag gibt es auch in internationalen Rankings: Für die Süddeutsche Zeitung ist er schlicht „der beste Pavillon“ der EXPO und die New Yorker Lifestyle-Publikation Cool Hunting zählt den österreichischen Beitrag zu den sieben „must-visits“. Auch die Architektur-Szene ist vom Konzept überzeugt: Für das deutsche Online-Magazin Baunetz ist der heimische Pavillon aufgrund seiner „architektonischen Stärke“ schlicht der beste.



EXPO Milano 2015: „Feeding the Planet. Energy for Life“

Rund 145 Länder und Organisationen präsentieren bei der Weltausstellung vom 1. Mai bis 31. Oktober 2015 ihre Visionen für die Zukunft unseres Planeten. Die österreichische Beteiligung wird mit einem Gesamtbudget von 12 Mio. Euro realisiert, die vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft sowie von der Wirtschaftskammer Österreich getragen werden. Der Pavillon mit dem Motto breathe.austria rückt mit einem Wald die Bedeutung von Luft und Atem für die Entwicklung allen Lebens in den Mittelpunkt.

Idee_Konzeption_Umsetzungsteam Österreichpavillon

TEAM.BREATHE.AUSTRIA

terrain: landscape urbanism BDA, Graz – Univ.Prof. Klaus K. Loenhart
in Kooperation mit
Agency in Biosphere, Graz – Markus Jeschaunig  
Hohensinn Architektur, Graz – Karlheinz Boiger  
TU Graz, Institut für Architektur und Landschaft / LandLab – Andreas Goritschnig und Bernhard König
Lendlabor, Graz – Anna Resch und Lisa Maria Enzenhofer

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